Schiedsrichter entlastet Schwenker

SID
Der ehemalige Kiel-Manager Uwe Schwenker wird von Miroslaw Baum entlastet
© Getty

Mögliche Wende im spektakulären Prozess um angebliche Bestechung im Handball: Der vermeintlich geschmierte Schiedsrichter Miroslaw Baum hat die Angeklagten Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic entlastet.

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Für einen Moment hatte Uwe Schwenker sein spitzbübisches Siegerlächeln verloren. Angespannt rutschte der Ex-Manager des THW Kiel auf seiner Anklagebank hin und her, als es vor der Strafkammer des Kieler Landgerichtes ans Eingemachte ging.

45 Minute hatte es gedauert, ehe der vermeintlich geschmierte Schiedsrichter Miroslaw Baum den entscheidenden Satz sagte und sich die Gesichtszüge Schwenkers und des mit ihm Angeklagten Zvonimir Serdarusic deutlich entspannten. Die Aussage Baums sorgte für die mögliche Wende im spektakulären Prozess um die angebliche Verschiebung des Champions-League-Finales 2007.

"Keine Person hat mit mir über das Spiel und eine eventuelle Manipulation gesprochen", sagte Baum als Zeuge vor Gericht: "Es gab keine Mails, keine SMS und kein Telefongespräch." Damit wiederholte er seine Aussage, die er bereits nach Bekanntwerden des vermeintlichen Skandals 2009 gemacht hatte. "In meiner 21-jährigen Karriere hat mir nie jemand Geld angeboten - kein Klub und keine Privatperson", sagte Baum.

Der 52 Jahre alte polnische Referee hatte 2007 mit Marek Goralczyk das Champions-League-Final-Rückspiel zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt geleitet. Baum soll dafür nach Meinung der Anklage von Schwenker und Ex-Trainer Serdarusic bezahlt worden sein, die Partie zu Gunsten der Kieler verschoben zu haben.

Umstrittene Szene vor vier Jahren

Rund 92.000 Euro sollen Baum und Goralczyk über einen kroatischen Mittelsmann dafür bekommen haben. Laut Staatsanwaltschaft soll sich Baum zwei Tage vor dem Spiel mit dem Kroaten Nenad Volarevic in Warschau getroffen haben, um das Geld in Empfang zu nehmen.

Er habe Volarevic zwar vor 20 Jahren kennengelernt, sagte Baum: "Es kann sein, dass wir irgendwann einmal zusammen Kaffee getrunken haben, aber ich hatte mit ihm nie etwas zu tun, wenn es um deutsche Klubs ging."

Auch eine der umstrittensten Szenen des Finales von vor vier Jahren - die Rote Karte gegen den Flensburger Spieler Joachim Boldsen nach 18 Minuten - kam während der rund zweistündigen Befragung am Freitag zur Sprache. "Nur wenige Monate nach dem Spiel hat Boldsen mir gesagt, dass meine Entscheidung richtig war", sagte Baum.

Baum, der zunächst mit zittrigen Händen und dünner Stimme aussagte, wird nicht zum ersten Mal Bestechlichkeit als Schiedsrichter vorgeworfen. In der Vergangenheit gab es Gerüchte, dass er bereits das olympische Finale der Handball-Frauen im Jahr 2004 verpfiffen haben soll. Er bestritt dies stets.

Schwenker-Verteidiger Michael Gubitz zeigte sich mit dem sechsten Verhandlungstag sehr zufrieden. "Herr Baum war aus freien Stücken hier. Seine Aussagen waren vollkommen überzeugend", sagte Gubitz. Sein Mandant quittierte die Aussage mit einem Kopfnicken. Zu diesem Zeitpunkt war Schwenkers spitzbübisches Siegerlächeln längst zurückgekehrt.

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