Außenseiter im 1-bis-4-Punkte-Spiel

Von SPOX
Christian Schöne wurde 2004 mit Deutschland Europameister
© Getty

Nach dem deutlichen Sieg über Mazedonien trifft Titelverteidiger Deutschland zum Abschluss der WM-Vorrunde in der Neuauflage des Endspiels von Köln vor zwei Jahren in Varazdin auf Polen (17.15 Uhr im LIVE-TICKER). Obwohl beide Teams schon qualifiziert sind, kommt dem Ausgang der Partie große Bedeutung zu.

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Er war vermutlich ganz froh, dass er nicht auch noch zur Siegerehrung antanzen und den Preis als Man of the Match entgegen nehmen musste.

Das Rampenlicht ist nicht Christian Schönes Terrain. Er fühlt sich im Verborgenen wohler, das war schon immer so.

Wer denkt schon an den 27-jährigen Linkshänder, wenn er sich an die große Zeit des SC Magdeburg erinnert?. Supercupsieger 2001, Meister 2001, Champions-League-Sieger 2002, Sieger bei der Klub-EM 2002, Pokalfinalist 2002.

Schöne war immer dabei, doch drehte sich immer alles um die anderen. Damals um Stefan Kretzschmar oder Olafur Stefansson, heute um Pascal Hens oder Michael Kraus.

Sensationeller Einstand des Spätberufenen

Es wird Schöne reichen, dass er seine Sache gut, nein: hervorragend bis sensationell, gemacht hat beim so wichtigen Spiel gegen Mazedonien. Es wird ihm darauf ankommen, dass er Bundestrainer Heiner Brand und seinen Teamkollegen helfen konnte.

Nach der Knieverletzung von Christian Sprenger und der Erkrankung von Stefan Schröder nominierte Brand den Mann von Frisch Auf Göppingen nach. Und Schöne traf erst am Morgen des Spiels in Kroatien ein, schnell wurde noch sein Trikot beflockt und los ging's.

Acht Tore erzielte Schöne, wobei ihm nur ein einziger Fehlwurf unterlief. Vier Mal spielte er seine Schnelligkeit beim Tempogegenstoß aus, vier Mal hieß es: Tor für Deutschland.

"Ich bin nicht hier, um Wunder zu vollbringen", meinte Schöne. "Ich will der Mannschaft helfen."

Hens muss sich steigern

Seine Hilfe wird die DHB-Auswahl auch gegen Polen wieder gut gebrauchen können, vor allem dann, wenn Pascal Hens noch einmal so einen schwachen Tag erwischen sollte wie gegen Mazedonien. Nur ein Törchen gelang dem langen Hamburger.

"Das war nicht sein Spiel. Ich gehe davon aus, dass er sich wieder steigert", sagte Brand.

Der Sieg über Mazedonien war enorm wichtig und notwendig, um das Weiterkommen zu sichern. Jetzt geht es darum, die bestmögliche Ausgangsposition für die Hauptrunde zu erzielen.

Rechenbeispiele

Die ersten Drei jeder Gruppe kommen weiter und nehmen die Punkte aus den Duellen gegen die Teams mit, die sich ebenfalls qualifiziert haben. Sprich: Die vier Zähler, die Deutschland aus den Spielen gegen die bereits ausgeschiedenen Tunesier und Algerier holte, verfallen.

Nach jetzigem Stand gehen Brand und Co. mit einem, zwei, drei oder gar vier Zählern in die zweite Gruppenphase, in der man auf die besten Drei der Gruppe D trifft. Europameister Dänemark und Norwegen stehen schon als Gegner fest. Serbien und Brasilien kämpfen ums letzte Ticket, Ägypten hat noch theoretische Chancen.

Nur 1 Punkt nimmt Deutschland mit, wenn die Partie gegen Polen verloren geht und gleichzeitig Russland gegen Mazedonien nicht verliert.

2 Punkte gibt's, wenn Deutschland gegen Polen verliert und Mazedonien Russland schlägt. 3 Punkte gibt's, wenn Deutschland gegen Polen Remis spielt und Mazedonien gegen Russland gewinnt. Oder: Deutschland gewinnt gegen Polen und Mazedonien schafft keinen Sieg gegen Russland.

Die perfekte Bilanz von 4:0 Punkten ergäbe sich aus Siegen von Deutschland und Mazedonien. Soviel zur Arithmetik.

Brand: Polen ist Favorit

Die Angst vor dem vorzeitigen Scheitern und der damit verbundene Druck seien von den Schultern der Spieler genommen, sagt Torhüter Johannes Bitter, nichtsdestotrotz "müssen wir gegen Polen gewinnen, um eine realistische Chance in der Hauptrunde zu haben."

Bitter schätzt die Polen um die Bundesliga-Stars Karol Bielecki, Mariusz Jurasik (beide Rhein-Neckar Löwen) oder Marcin Lijewski (SG Flensburg) gefährlich ein, weil sie gegen Deutschland immer "besonders heiß" seien. Brand meint: "Polen schätze ich stärker ein als Mazedonien. Aufgrund der individuellen Stärke ist Polen in der Favoritenrolle."

Besonderes Duell für Schöne

Einer  der Leistungsträger bei Polen ist bislang Linksaußen Tomasz Tluczynski. Der 29-Jährige spielt beim deutschen Zweitligisten Hannover-Burgdorf. Beim Sieg der Polen am Mittwoch gegen Tunesien traf er bei elf Versuchen elf Mal.

Tluczynski spielt links außen, Schöne rechts hinten. Wunder soll Brands Joker ja gar nicht vollbringen, aber ein wenig gute Abwehrarbeit gegen Polens Torjäger hinten und ein paar Tore vorne, das wäre sicher im Sinne von Christian Schöne. Wenn's dann ganz knapp nicht für den Spieler-des-Spiels-Preis reicht, umso besser.

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