Clubs vor Wochen der Wahrheit

SID
Magdeburg, Kretzschmar
© Getty

Leipzig - Am 3 März beginnen für die Bundesligisten die Wochen der Wahrheit: Mit Abgabeschluss der Lizenzierungsunterlagen heißt es für die 18 Clubs nicht mehr nur "entscheidend ist auf dem Platz".

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Stattdessen stehen die Bücher und Etat-Ansätze der Vereine für die kommende Saison auf dem Prüfstand. Frühestens in acht Wochen will die dreiköpfige Lizenzierungskommission des Dachverbandes HBL die endgültigen Entscheidungen über Zulassung oder Nichtzulassung getroffen haben.

"Das tut allen Clubs gut, dass sie so konsequent gefordert sind, ihre Planungen aufzuarbeiten. Wir sehen uns nicht als Scharfrichter, sondern als Helfer zur Selbsthilfe", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Gemeinsam mit Rolf Nottmeier und Siegfried Friedrich wird er die eingereichten Unterlagen bewerten und über die Lizenzen befinden.

"Wir werden frühestens Anfang Mai fertig. Dann werden wir als Lizenzierungskommission die Entscheidungen getroffen haben. Dann bleibt nur noch der Instanzenweg. Aber ich hoffe, dass uns der erspart bleibt", sagte Bohmann über die zeitlichen Abläufe für die Erstligisten. Die Vereine der zweiten Ligen habe ein Woche länger Zeit, ihre Unterlagen auszuarbeiten.

Magdeburg das größte Sorgenkind

Nicht alle Clubs sehen diesem alljährlichen Ritual gelassen entgegen. Neben Aufsteiger TuSEM Essen gehört vor allem der SC Magdeburg zu den Sorgenkindern. Der finanziell seit rund einem Jahr schwer angeschlagene EHF-Pokalsieger plagt sich noch immer mit Altlasten.

"Wir sanieren den Club und sind noch dabei", sagte Magdeburgs Manager Holger Kaiser. Schon für diese Spielzeit hatte der auf Platz zwölf abgestürzte erste deutsche Champions-League-Sieger die Lizenz nur unter Auflagen erhalten. "Deswegen stehen wir mit dem SC Magdeburg schon das ganze Jahr über in Kontakt", berichtete Bohmann. Auch der Tabellenvierte HSG Nordhorn spielt noch unter der Auflage, seinen Schuldenberg abzubauen.

Feuchte Hände bei der Abgabe

"Wir haben nirgends eine Katastrophe zu erwarten. Sorgenkinder wird es geben, aber es wird nirgends eine Bedrohung geben wie vor drei Jahren", sagte Bohmann. Damals waren dem frisch gekürten EHF-Pokalsieger Essen und der SG Wallau-Massenheim die Zulassungen verweigert worden.

Allerdings vermutet der HBL-Geschäftsführer, dass bei den Vereinen ohne Auflagen manche Verantwortliche ihre Unterlagen mit feuchten Händen abgeben. "Dass sich mancher verkalkuliert hat, ist normal. Wer unten steht, hat das so nicht eingeplant. Aber ein tiefes Tal der Tränen erwarte ich nicht", urteilte er.

Beine sind das Kapital

Insgesamt aber steht die Bundesliga in Saison eins nach der großartigen Heim-WM finanziell besser da als je zuvor. "Wir haben eine relativ große Wachstumsrallye. Die Umsätze sind in der Regel höher als geplant", berichtete Bohmann.

Die Schattenseite jedoch besteht in einer sogenannten neuen Kostenstruktur. "Die Spieler werden teurer", sagte Bohmann. 70 bis 75 Prozent ihres Etats müssten die Clubs allein für ihre Angestellten in kurzen Hosen ausgeben. "Beine sind das Kapital. Es wird mehr investiert in Beine als in Steine", formulierte es der HBL-Geschäftsführer.