Golfers Paradise

Von Marco Kieferl
Am kommenden Sonntag wird in Augusta wieder das Green Jacket vergeben
© getty

Jedes zweite Wochenende im April öffnet Augusta National seine Pforten zum berühmtesten Golfturnier der Welt (16 Uhr im LIVETICKER). Das US Masters ist gespickt mit Legenden, Traditionen und Mythen. Nicht einmal Golf-Legende Bobby Jones konnte ahnen, dass er Golfern den Himmel auf Erden schenken würde.

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Oh, Augusta

Your dogwoods and pines

They play on my mind like a song

Oh, Augusta

It's you that I love

It's you that I miss when I'm gone

Wenn Dave Loggins in "Augusta" von Pinien und Hartwurzeln singt, mag das auf manchen Zuhörer kitschig klingen. Dabei versucht der Musiker lediglich zu beschreiben, was für viele Golfer schlicht und ergreifend der schönste Golfkurs dieser Welt ist. Oder wie der dreifache Masters-Sieger Gary Player sagen würde: "Wenn es einen Golfplatz im Himmel gibt, dann ist es Augusta National."

Zu verdanken ist der Traum eines jeden Spielers keinem geringeren als Golf-Legende Bobby Jones. Als der Amerikaner 1930 nach dem Sieg des bis heute einmaligen Grand Slams im Alter von 28 Jahren zurücktrat, war die Öffentlichkeit geschockt. Vier Jahre später eröffnete der erfolgreichste Amateur der Golfgeschichte in Georgia jedoch ein Turnier, dass dem Ruhm seines Namens Konkurrenz macht.

In Augusta National verwirklichte Jones seinen persönlichen Traum von einem idealen Golfplatz. Ursprünglich planten er und Mitbegründer Clifford Roberts, die US Open auf dem Platz austragen zu lassen. Als daraus nichts wurde, gründeten beide kurzerhand ein eigenes Turnier. Das US Masters war geboren.

Green Jacket: Traum aller Golfer

Es ist bis heute das einzige der vier Majorturniere, das seinen Austragungsort in bislang 80 Ausgaben niemals änderte. Nur so konnte ein Turnier entstehen, dass im Laufe der Jahre mit seinen Traditionen und sportlichen Höchstleistungen Kultstatus erreichte.

Golf-Legende Woods: Vom Tiger zum Riddler

In Augusta gehen die Uhren bis heute noch anders. Gespielt wird nicht etwa um einen Pokal, sondern um das "Green Jacket". Ein grünes Sakko als Erkennungszeichen der Clubmitglieder, das dem Gewinner bei der Siegerehrung traditionell vom Titelverteidiger überreicht wird.

Obwohl das US Masters seit jeher das exklusivste Teilnehmerfeld im Turnierkalender der Profi-Touren stellt, behandelt das Turnier seine Sieger stets mit größtem Wohlwollen. Wer einmal in Augusta gewonnen hat, genießt lebenslanges Startrecht. So kommt es nicht selten vor, dass die "Patrons", wie man Fans in Augusta nennt, ihre Ex-Champions aus den späten 1960er Jahren auf dem Golfplatz bewundern dürfen.

Tiger und die Cheeseburger

Es ist nicht das einzige Privileg, das den Siegern zuteil wird. 1952 gründete Ben Hogan in einem Brief das fortan jährlich stattfindende Champions Dinner. Seitdem wird üblicherweise am Dienstagabend vor dem tags darauf stattfindenden Par-3-Wettbewerb ein Dinner gehalten, zu dem die ehemaligen Champions auf Einladung des Titelverteidigers zusammentreffen. Das Menü bestimmt der Gastgeber, der oftmals zu einem traditionellen Gericht aus seiner Heimat greift.

Extrem einfach machte es sich Tiger Woods, der sich nach seinem ersten Triumph 1997 im Folgejahr mit 22 Jahren Cheeseburger und Milkshakes wünschte. Seine Begründung: "Es ist das, was ich in meinem Alter eben gerne esse."

Nur den Allergrößten wird die Ehre des "Honorary Starters" zugesprochen. Jenen drei Spielern, die nach ihren aktiven Karrieren das Masters mit dem ersten Abschlag am Donnerstagmorgen eröffnen. Bis zuletzt war dies die Aufgabe der "Big Three" um Jack Nicklaus, Gary Player und Arnold Palmer. Nach Palmers Tod wird ein Platz im Flight der Legenden jedoch neu vergeben.

"Augusta verlangt Perfektion"

Jedes der 18 Löcher in Augusta National trägt den Namen einer Blume, die für die jeweilige Spielbahn charakteristisch ist. Dabei sollte man sich jedoch von den lieblichen Namen nicht täuschen lassen, denn die markanteste Stelle auf dem Platz heißt nicht umsonst "Amen Corner".

Der Journalist Herbert Wind gab jener Stelle des Platzes, von der zweiten Hälfte der elften Spielbahn bis zur ersten Hälfte der 13. Spielbahn, den markanten Spitznamen, weil der ohnehin schwer zu bestimmende Wind dort ständig dreht und kontrollierte Golfschläge beinahe unmöglich macht.

"Es gibt keinen Zweifel, dass jeder Spieler, der die 11 bis 13 spielt, entweder ein Stoßgebet loslässt oder aber sich bedankt", beschrieb Doppelsieger Ben Crenshaw einst den Reiz der wohl berühmtesten Spielbahnen der Welt. Dreifach-Champion Sir Nick Faldo bezog sein Fazit indessen auf den ganzen Platz, als er einst konstatierte: "Der Platz ist Perfektion und verlangt Perfektion."

Langer und der deutsche Golfboom

Jüngstes Opfer von Amen Corner wurde Jordan Spieth 2016, als er an der 12 zwei Bälle im Wasser versenkte und durch das folgende Quadruple Bogey binnen kürzester Zeit einen Vorsprung von fünf Schlägen verspielte.

Das deutsche Golf hat Augusta und insbesondere Amen Corner hingegen viel zu verdanken. Bernhard Langer verschaffte seiner Sportart durch seinen Masters-Sieg im Jahre 1985 erstmals landesweite Anerkennung. Dabei profitierte er von einer Bogey-Serie des bis dato führenden Curtis Strange auf den Second Nine. Langer glänzte in Amen Corner mit Birdies auf den Bahnen 12 und 13 und wandelte einen Rückstand von vier Schlägen in seinen ersten Masters-Sieg um.

"Ein Traum ist damals für mich wahr geworden", erklärt Langer rückblickend: "Das Masters 1985 war sicherlich einer der wichtigsten Meilensteine in meiner Karriere. Das ist der Traum eines jeden Spielers und wenn man ihn erreicht hat, bringt es dich auf ein anderes Level."

Tigers Dominanz und Sarazens Geniestreich

1993 gewann er das Turnier zum zweiten Mal. Dabei müsste Langer im Alter von mittlerweile 59 Jahren jedoch eine gehörige Schippe drauflegen, um noch an die Rekordsieger des Masters heranzureichen. Jack Nicklaus, der erfolgreichste Golfer aller Zeiten, führt die Bestenliste mit sechs Siegen in Augusta an. Arnold Palmer und Tiger rangieren mit vier "Green Jackets" auf dem zweiten Platz.

Sie alle sorgten für unvergessliche Momente bei diesem Turnier. Woods gewann das Masters 1997 in seinem ersten Majorturnier als Profi mit dem Rekordergebnis von 18 unter Par und unglaublichen zwölf Schlägen Vorsprung. Der berühmteste Schlag der Geschichte datiert jedoch bereits aus dem Jahr 1935.

Mit drei Schlägen Rückstand versenkte Gene Sarazen damals den Ball aus umgerechnet 215 Metern im 15. Loch. Mit einem Albatros setzte sich der Amerikaner schlagartig an die Spitze des Leaderboards und ebnete damit den Sieg zu seinem ersten und einzigen Triumph beim US Masters.

Alkohol ist (k)eine Lösung?

All diese Geschichten und eine altbekannte Melodie begleiten die Spieler jedes Jahr aufs Neue, wenn sie auf die weltberühmte Magnolia Lane knapp 300 Meter entlang zum Clubhaus fahren. "Das Masters ist das einzige Turnier, das ich kenne, bei dem man schon schlucken muss, wenn man nur durch das Eingangstor fährt", gab selbst ein neunfacher Majorsieger wie Gary Player zu.

All den Rookies, die bei ihrem Debüt im exklusivsten Golfklub der Welt ähnlich empfinden, sei ein nicht ganz ernstgemeinter Tipp von Chi Chi Rodriguez ans Herz gelegt: "Als ich das erste Mal zum US Masters antrat, war ich so nervös, dass ich vor dem ersten Abschlag eine ganze Flasche Rum getrunken habe. Anschließend spielte ich die glücklichste 83 meines Lebens."

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