Welcome to Bad Griesbach, Tiger!

Hey Martin, wo ist eigentlich dieses Bad Greisbäck?
© getty
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5. Rodeln mit Phil the Thrill: Er ist 45 Jahre alt, hat fünf Major-Titel auf dem Konto - und er ist immer noch ein kleines Kind, das einfach mal lässig den Hügel an der 8 herunter rutscht und sich danach wundert, dass er ganz schön Tempo drauf hatte. Herrlich! Phil Mickelson ist herrlich! Wie will man diesen Typen nicht mögen? Es ist völlig unmöglich.

Lefty sorgte mit seiner Einlage für eine der Szenen der Woche - und fast hätte er auch noch die Runde der Woche auf den Platz geknallt. Mickelson brachte am Moving-Day eine 66 ins Clubhaus, die ohne drei Drei-Putts und ein paar andere Unforced Errors leicht zur 62 hätte werden können. Seine 9 Birdies bedeuteten auf jeden Fall einen persönlichen Major-Rekord.

Auch wenn es am Ende "nur" für den geteilten 18. Platz reichte, hat Mickelsons Auftritt in Whistling Straits gezeigt, dass sein gebetsmühlenartiges "Ich bin so nahe an meiner Bestform"-Gerede, das ihm selbst total auf den Geist geht, tatsächlich keine Durchhalteparolen sind. Mickelson scheint wieder stark im Kommen. Vielleicht gerade rechtzeitig, um sich noch für den Presidents Cup zu qualifizieren und nicht auf eine Wild Card angewiesen zu sein. Mickelson hat noch nie eine Wild Card gebraucht und er will auch jetzt keine. Aufgepasst auf Phil in den nächsten Wochen!

4. Kaymer fast richtig gut: Eines muss man Martin Kaymer lassen: Er ist verdammt konsequent. Seit seinem ersten Major-Sieg 2010 in Whistling Straits hat Kaymer bei einem Major nur noch eine weitere Top-10-Platzierung auf dem Konto. Na klar, sein US-Open-Sieg 2014. Bei der PGA Championship sah es nach seiner famosen 65 in Runde drei jetzt so aus, als ob Kaymer auf jeden Fall ein Top-Resultat einfahren würde können.

Eine enttäuschende 73 am Finaltag warf ihn aber zurück, Kaymer blieb als einziger Spieler in den Top-20 über Par. Cut, Cut, 12, 12 - so lesen sich Kaymers Major-Ergebnisse 2015. Es ist klar zu erkennen, dass er etwa seit der Open de France eigentlich hervorragend spielt, aber auf den Grüns noch zu viel verliert, um wirklich auch wieder gewinnen zu können. Nächstes Ziel wäre jetzt erstmal, sich durch einen starken Auftritt bei der Wyndham Championship noch für die Playoffs zu qualifizieren.

Noch frustrierender war die Woche für Marcel Siem, der mit zwei guten Runden startete, aber am Wochenende nach hinten durchgereicht wurde. Bei Siem ist es im Moment immer der gleiche Mist - er bringt einfach keine vier Runden zusammen.

Aber: Es gab an diesem PGA-Wochenende auch sehr schöne Nachrichten für den deutschen Golfsport. Nicht aus Whistling Straits, aber aus Turku. Supertalent Dominic Foos wurde mit 17 Jahren zum jüngsten Sieger in der Challenge-Tour-Geschichte. Auch wenn es noch ein weiter Weg ist, ein bisschen träumen muss erlaubt sein. Vielleicht heißt es in fünf Jahren dann mal: Spieth vs. Foos...

3. Rory is back! Wenn wir uns vor Augen halten, dass McIlroy vor sechs Wochen nicht mal laufen konnte, war sein Comeback mit Rang 17 absolut ein Erfolg. Sobald er den Rost abgeschüttelt hat, wird McIlroy wahrscheinlich schon in den Playoffs wieder gewinnen.

Und eins ist klar: Keiner ist von dem Major-Jahr 2015 und dass er den Platz an der Sonne verloren hat, so genervt wie McIlroy. Die Devise für 2016: Das Empire wird zurückschlagen! Es ist wie jedes Jahr einfach nur schrecklich, dass wir jetzt 235 Tage ohne Major überstehen müssen. 235 Tage ohne sensationelle Schläge vom Balkon des Hospitality Zelts (Danke, Matt Jones!), 235 Tage ohne sinnvollen Sonntag - es wird hart.

Aber gut, immerhin wird das nächste Jahr mit 4 Majors, Olympia und dem Ryder Cup dafür ein Traum. Wenn wir schon dabei sind, hier schon mal die Par-10-Tipps... Masters: Rory McIlroy. US Open: Jordan Spieth. Open Championship: Rory McIlroy. PGA Championship: Justin Thomas. Olympiasieger: Dustin Johnson. Nie im Leben wird das so kommen.

2. Daumen hoch, Jordan! Es war nur eine kleine Geste, aber sie hatte eine Menge Aussagekraft. Nach Days perfektem Lag-Putt an der 17 gab ihm Spieth im Vorbeigehen das Zeichen: Stark, my friend. Daumen hoch! Ein paar Löcher vorher hatte Spieth am 15. Tee schon Day zu dessen Birdie an der 14 gratuliert. "Unfassbare Drei von Dir, ernsthaft, unfassbare Drei."

Es ist Wahnsinn, wie dieser Jordan Spieth Golf spielt. Wie die Intensität in jeder Bewegung und jedem Gespräch mit sich selbst oder dem Ball zu spüren ist. So viel Intensität, dass er selbst offen sagt, dass es kein Wunder ist, dass ihm die Haare jetzt schon ausgehen. Aber noch wahnsinniger ist, wie viel Klasse dieser Jordan Spieth hat.

Nicht falsch verstehen: Er hat auf der Back Nine so gehofft, dass Day jetzt endlich mal einen verzieht und am besten noch die schlechteste Lage ever erwischt. Mach halt mal ein Triple-Bogey, Mann! Aber als das nicht passierte, freute sich Spieth am Ende ehrlich für Day. Der Golfsport hat mit Spieth, McIlroy und Day Jungs, die Golf spielen, wie noch nie Leute Golf gespielt haben. Sie geben es sich so richtig, sind aber allesamt einfach gute und coole Jungs. Das macht Golf aktuell so großartig.

1, 1, 4, 2 - Spieth fehlten im Endeffekt vier Schläge zum Grand Slam. Mit -54 (das ist so krank!) verbesserte er den Major-Rekord von Tiger für ein gesamtes Jahr um einen Schlag und löste fast nebenbei McIlroy als Nummer eins ab. Nur Tiger war jünger, als er den Thron bestieg. Der 15. August 2015 war Jasons Day, aber der beste Golfer der Welt heißt 2015 Jordan Spieth. Daumen hoch, Jordan!

1. Ding Dong! Die Hexe ist tot! Flashback: Jason Days Schwindelanfall bei der US Open, bei dem sein Caddie/Freund/Mentor/Vaterfigur Colin Swatton schon einen Herzinfarkt vermutete. Sein kurz gelassener Putt an der 18 in St. Andrews. Diese Enttäuschung. Diese Leere im Gesicht. Zum neunten Mal bei einem Major in den Top 10, aber wieder hat es nicht gereicht. Day war am Boden.

Aber was machte er dann? Er flog mit der riesigen Enttäuschung im Gepäck sofort weiter nach Kanada, gewann durch einen ähnlichen Putt wie in St. Andrews an der 18 die Canadian Open und ist jetzt PGA Champion. Mit dem Major-Rekord von 20 unter Par. Was für eine Story!

Niemand kann behaupten, dass es Day leicht gemacht wurde. Er musste sich dem Angriff des aktuell besten Golfers auf dem Planeten erwehren. Er musste mit den Nerven fertig werden. Als er an der 9 im Stile des Par-10-Schreibers einfach mal in den Boden hackte, wahrscheinlich zum ersten Mal, seit er 11 war, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen und konterte sofort mit einem starken Up-and-down. Sein 382-Yard-Monster-Driver an der 11 ließ Spieth ebenfalls völlig schockiert zurück ("Holy Shit!"). Day war nicht zu stoppen.

An der 18 übermannten ihn schon vor dem Tap-In die Emotionen, weil er nun auch an seine schwierige Kindheit in sehr einfachen Verhältnissen zurückdachte. Er war 12, als sein Vater starb. Seine Mom musste sich Geld leihen, damit Day in die Golf Academy gehen konnte. Noch vor dem Teenager-Alter war Day in Schlägereien verwickelt oder betrunken. Oder beides. Aber Day berappelte sich, arbeitete härter als alle anderen Kids und ist jetzt mit 27 am Ziel seiner Träume angekommen.

Als auf dem 18. Grün Sohn Dash und seine schwangere Frau Ellie ankamen, gab es wohl in der gesamten Golfszene niemanden, der jetzt nicht gerührt war und dachte: Jason Day, mein Gott, Du hast es so verdient!

10-6: Daly, DJ, Tiger, Iwata, Finau - alles unfassbar!

5-1: Rodeln mit Phil the Thrill, der fast gute Kaymer und Day vs. Hexe

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