Nutznießer eines epischen Einbruchs

Von Marco Kieferl
Jordan Spieth gewann bei den US Open bereits sein zweites Major
© getty

Jordan Spieth gewinnt die 115. US Open in einem denkwürdigen Finale. Auf den Back Nine übernimmt der Weltranglisten-Zweite das Kommando, ehe er an der 17 Nerven zeigt. Dustin Johnson verpatzt den Putt zum Sieg und erlebt einen unmöglichen Einbruch. Am Ende teilte er sich den zweiten Platz mit Louis Oosthuizen.

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Es war alles angerichtet für den großen Moment des Dustin Johnson. Der 30-jährige Amerikaner war schon des Öfteren knapp an einem Majortitel vorbeigeschrammt, doch nach einem sensationellen Eisen 5 ins 18. Grün puttete "DJ" zum Eagle und damit zum Sieg. Was dann folgte, wird in die Geschichtsbücher eingehen.

Johnson schob seinen Siegputt aus vier Metern weit links am Loch vorbei und musste aus einem guten Meter zum Birdie treffen, um ein Stechen mit Jordan Spieth zu erzwingen. Aber auch dabei ließen den Longhitter der PGA Tour die Nerven im Stich und so ging der Sieg an seinen Landsmann.

"Ich habe nicht erwartet, dass der nächste Titel so schnell kommt", sagte Spieth, der schon in Augusta triumphiert hatte und nun der jüngste US-Open-Champion seit Bobby Jones im Jahr 1923 ist: "Ich bin immer noch verblüfft, dass ich tatsächlich gewonnen habe. Ich fühle mit Dustin."

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"Ich hatte alle Chancen dieser Welt", meinte der völlig bediente Johnson: "Ich denke nicht, dass ich schlechte Putts gespielt habe. Aber sie sind einfach nicht reingegangen."

Johnson mit früher Führung

Vier Stunden zuvor war Johnson noch der Spieler, der sich auf den Front Nine aus dem Führungs-Quartett bei vier unter Par lösen konnte. Mit seinem fantastischen langen Spiel erspielte er sich dank Birdies auf den Löchern 4 und 8 eine Führung von zwei Schlägen, bevor es auf die alles entscheidenden Back Nine ging. Dort zeigte Johnson urplötzlich Nerven und kassierte dank einer Vielzahl schwacher Putts Bogeys auf den Löchern 10, 11 und 13.

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Früh am Nachmittag hatten Rory McIlroy und der Australier Adam Scott mit beeindruckenden Aufholjagden auf sich aufmerksam gemacht, doch während die Nummer 1 der Welt am Ende einer 66er Runde zu viele Fehler machte und letztlich geteilter Neunter wurde, durfte sich Scott dank der besten Turnierrunde der Woche mit 64 Schlägen bei drei unter Par Hoffnung auf ein Stechen machen.

Da sich der krankheitsgeschwächte Jason Day mit vier Bogeys an den ersten 10 Löchern früh aus dem Titelrennen verabschiedet hatte, entwickelte sich an der Spitze ein Dreikampf zwischen Johnson, Spieth und Branden Grace.

Grace verabschiedet sich an der 16

Während Spieth nach verhaltenen ersten neun Löchern mit Birdies auf den Bahnen 12 und 16 die Führung übernahm, brachte sich der Südafrikaner mit einem Ausball drei Löcher vor dem Ende um die Siegchance.

Als Spieth an der 16 aus sieben Metern zum Birdie lochte und bei -6 zwischenzeitlich drei Schläge Vorsprung aufwies, schien das Turnier bereits entschieden. Doch der Weltranglisten-Zweite verzog seinen Abschlag an der 17 so weit nach rechts, dass er wie Grace eine Spielbahn zuvor ein Double Bogey hinnehmen musste.

Stephan Jäger im SPOX-Interview

Als Johnson wenig später mit einem Birdie an der 17 gleichzog, lagen vor der letzten Spielbahn drei Spieler mit vier unter Par Führung. Louis Oosthuizen hatte zu diesem Zeitpunkt seine Runde mit sechs Birdies auf den letzten sieben Löchern beendet und konnte vor dem abschließenden Par 5 nach einer 67er Runde nicht mehr ins Geschehen eingreifen.

Grand Slam möglich?

Spieth brauchte ein Birdie, um wieder in Führung zu gehen. Der Mann aus Dallas attackierte das 18. Grün mit dem zweiten Schlag und puttete sogar zum Eagle, notierte am Ende aber das Birdie für eine 69er Finalrunde.

Grace hatte ebenfalls noch Chancen auf den Sieg, doch für den Südafrikaner war das Par am letzten Loch verbunden mit einer 71 letztlich zwei Schläge zu schlecht.

SPOX-Par-10 zur US Open - Siem-Edition

Spieth musste im Clubhaus auf den letzten Flight um Johnson warten, ehe er sich als fünfter Spieler in der Geschichte des Golfsports in einem Jahr sowohl in die Siegerliste des US Masters als auch der US Open eintragen durfte.

Durch den zweiten Majorsieg in Folge hat das Ausnahmetalent nach wie vor die historische Chance auf den Grand Slam, dem Sieg bei allen vier Großevents innerhalb eines Jahres.

British Open? "Können es schaffen!"

"Man kann nicht alle Majors gewinnen, außer man siegt bei den ersten beiden", antwortete ein forscher Spieth angesprochen auf den Traum aller Golfer: "Wir fahren nächsten Monat nach St. Andrews und streben nach dem Claret Jug. Ich glaube daran, dass wir es schaffen können, wenn wir uns nur richtig vorbereiten."

Deutsche Spieler waren am Wochenende der US Open nicht mehr am Start. Titelverteidiger Martin Kaymer, der Ratinger Marcel Siem und Web.com-Tour-Spieler Stephan Jäger scheiterten allesamt am Cut. Das gleiche Schicksal ereilte auch Tiger Woods. Der US-Amerikaner spielte ein desaströses Turnier und strich mit einem Gesamtergebnis von 16 über Par frühzeitig die Segel.

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