Der doppelte Poulter

Die US-Amerikaner brennen auf Revanche in Gleneagles
© getty
Cookie-Einstellungen

Team USA

Captain: Tom Watson (64 Jahre, USA)

61 Siege weltweit garniert mit acht Major-Siegen und drei Ryder-Cup-Triumphen: Tom Watson ist eine lebende Golflegende - und nicht nur als solche eine brillante Wahl der Amerikaner.

Alleine vier seiner fünf Siege bei der British Open feierte Watson in Schottland. Seitdem gilt Watson nicht nur als ausgewiesener Experte für das Spiel auf Links-Courses, er genießt auch eine besonders enge Beziehung zum schottischen Publikum.

Mit 64 Jahren ist Watson nicht nur der älteste Team-Captain aller Zeiten, sondern auch der einzige Amerikaner neben Jack Nicklaus, dem diese Ehre nach dem Triumph von 1993 zum zweiten Mal zu Teil wird.

Den Draht zu den jungen Spielern hat Watson, der als Spieler drei von vier Ryder Cups gewann, bis heute nicht verloren.

Watson weiß, dass er in diesem Jahr mit seinem Team in einer vielleicht nie da gewesenen Außenseiterrolle antritt. Auch deshalb wird er vor allem den Teamgeist bei den Amerikanern beschwören und versuchen, eine "Jetzt-erst-recht-Haltung" aufbauen.

Vice Captains: Steve Stricker (USA), Andy North (USA), Raymond Floyd (USA)

1. Jim Furyk (44 Jahre)

OWGR: 5

Ryder-Cup-Bilanz: 9-17-4 (Won-Lost-Halved)

Kaum zu glauben, aber wahr. Zum ersten Mal seit gefühlt 100 Jahren heißt die Nummer Eins des Teams USA nicht Tiger Woods oder Phil Mickelson. Jim Furyk ist dank einer unheimlich konstanten Saison 2014 in der Weltrangliste bis auf Platz fünf gerückt. In 21 Turnieren erreichte der Mann mit dem eigenwilligen Schwung ganze elf Mal die Top-10 und wurde unfassbare vier Mal Zweiter!

Genau darin liegt jedoch auch Furyks derzeitiges Problem: In den entscheidenden Momenten des Sonntags agiert der US Open Champion von 2003 oftmals unglücklich. Auch mit dem Ryder Cup hat "Gentleman Jim" im Laufe der Jahre nicht gerade eine Liebesbeziehung aufgebaut. Furyk hängt die entscheidende Niederlage gegen Sergio Garcia 2012 nach, als er in Führung liegend die letzten beiden Löcher förmlich abschenkte. Er wird das Team nicht tragen können. Will Team USA den Titel zurückerobern, wird es auf ihn als Stütze der Mannschaft jedoch umso mehr ankommen.

2. Bubba Watson (35 Jahre)

OWGR: 7

Ryder-Cup-Bilanz: 5-5-1

Bubba Watson kann alles, das ist hinlänglich bekannt. Vom 40-Meter-Hook um den Baum an die Fahne bis zum 70-Meter-Slyce ins Aus. Der 35-Jährige aus Bagdad zählt zweifelsohne zu den begabtesten Spielern dieser Welt, auch wenn sein Schwung, der nie einen Golflehrer gesehen hat, anderes vermuten lässt.

Watson liebt das Risiko und so stellen sich auch seine Scores dar. Nach einer genialen ersten Jahreshälfte mit der Gala beim Masters und dem Sieg der Northern Trust Open, sowie zwei weiteren zweiten Plätzen, hat Watson zum Ende der Saison ein wenig abgebaut. Immerhin zeigte die Formkurve mit einem zweiten Rang bei der BMW PGA Championship zuletzt wieder etwas nach oben.

Tom Watson wird's freuen, denn sein Namensvetter ist so etwas wie der X-Faktor im US-Team. Ein Foursome-Ass wird er aufgrund seines Harakiri-Golfs wohl nie werden. Dafür kann Watson mit einem soliden Partner an seiner Seite vor allem im Bestball Akzente setzten und die Amerikaner mit seiner Emotionalität einen Schub geben.

3. Matt Kuchar (36 Jahre)

OWGR: 9

Ryder-Cup-Bilanz: 3-2-2

Konstanz hat einen Namen: Matt Kuchar. Elf Mal war "Kuuuuuch" in dieser Saison bei 24 Events in den Top-10 zu finden, ganze 17 Mal war er unter den besten 25. Garniert mit einem Sieg bei der RBC Heritage ergibt sich wieder einmal eine mehr als solide Saison für den Mann mit dem vielleicht flachsten Schwung der Welt.

"Mr. Zuverlässig" erwies sich bei den vergangenen beiden Niederlagen des US-Teams stets als einer der konstantesten Punktelieferanten. Mit seiner Spielweise gab er mit Dustin Johnson bereits mehrmals einem Longhitter die nötige Sicherheit in den Fourballs. Nicht auszuschließen, dass er in diesem Jahr den schwächelnden Webb Simpson als Partner für Bubba Watson ablöst. Spielt der zuletzt so lädierte Rücken mit, sollte er mit seiner Erfahrung bereits an den ersten beiden Tagen vier Mal zum Einsatz kommen.

4. Phil Mickelson (44 Jahre)

OWGR: 11

Ryder-Cup-Bilanz: 14-18-6

Phil Mickelson als Sorgenkind? Schaut man auf die Statistik müsste man wohl zu diesem Schluss kommen. Selten in seiner glanzvollen Karriere musste "Lefty" so lange um sein Ryder-Cup-Ticket bangen. Fast über die gesamte Saison spielte Mickelson für seine Verhältnisse unterirdisch, nur um dann bei der PGA Championship um Haaresbreite an seinen sechsten Majortitel vorbei zu schrammen und sich somit in letzter Sekunde das Ticket nach Gleneagles zu sichern.

Ein Narr, wer Mickelson deswegen in Schottland abschreibt. Wer könnte einem Wettbewerb, der wie kein anderer auf und um die Grüns herum entschieden wird, besser den Stempel aufdrücken, als der Meister des kurzen Spiels selbst? Auch wenn Mickelson wie so viele Amerikaner auf Kriegsfuß mit dem Ryder-Cup steht, war er in der Vergangenheit immer der Mann, an dem sich die Mitspieler aufrichteten. In Abwesenheit von Tiger Woods, muss und wird er das Team tragen. Gerade weil sich mit Mickelson und Keegan Bradley bereits 2012 eine Paarung gefunden hat, die die Europäer zu Recht mehr als alle anderen fürchten.

5. Rickie Fowler (25 Jahre)

OWGR: 10

Ryder-Cup-Bilanz: 0-1-2

T5, T2,T2, T3 - Das Rickie Fowler in diesem Jahr kein Major gewann, grenzt an einen schlechten Witz. Nur eine Hand voll Spieler konnten alle vier Großereignisse des Jahres unter den besten Fünf abschließen, im Vergleich zu Fowler schafften es jedoch alle dabei wenigstens eines davon für sich zu entscheiden. Für Fowler gilt 2014 das Gleiche wie für Furyk: Oft spielte sich der 25-Jährige mit brillantem Golf in eine gute Position, nur um dann in den entscheidenden Momenten des Sonntags die nötige Nervenstärke missen zu lassen.

Durch die Zusammenarbeit mit Butch Harmon hat sich Fowlers Spiel vor allem in puncto Konstanz enorm verbessert. Er galt schon immer als neue Ryder-Cup-Hoffnung des US-Teams. Nun reist er in absoluter Topform nach Schottland und muss diese Erwartungen auch rechtfertigen.

Aufgrund seiner Matchplay-Stärke dürfte er einer der wenigen sicheren Kandidaten für mindestens drei der vier Four- oder Bestball-Matches sein. Gemeinsam mit Jungspund Jordan Spieth könnte er eine der aufregendsten Paarungen des gesamten Wettbewerbs bilden.

6. Jordan Spieth (21 Jahre)

OWGR: 13

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Nach seinem kometenhaften Aufstieg in der Saison 2013 galt Jordan Spieth schon als die amerikanische Antwort auf Rory McIlroy. "The next big thing" unterstrich diese Ambitionen auch zu Beginn der Saison mit starken Auftritten und schrammte beim Masters nur knapp am ersten Majortitel seiner blutjungen Karriere vorbei.

Nach einem starken Frühjahr mit einem weiteren geteilten zweiten Rang beim Hyundai Tournament of Champions und dem geteilten vierten Rang bei der Players scheint jedoch ein wenig die Luft raus zu sein.

Im Gegensatz zum Presidents Cup 2013, als Spieth erstmals erfahren durfte, was es heißt die USA in einem interkontinentalen Wettbewerb zu vertreten, muss sich Spieth die Rolle innerhalb des Teams erst verdienen. Angesichts der vielen formschwachen Spieler dürfte er jedoch trotzdem des Öfteren in den Teamwettbewerben vertreten sein. Abschreiben sollte man einen Mann mit solchem Potential keinesfalls!

7. Zach Johnson (38 Jahre)

OWGR: 16

Ryder-Cup-Bilanz: 6-4-1

Einer für die Kategorie "Problemkind": Johnsons beste Phase der Saison war noch im Januar mit einem Sieg beim Hyundai Tournament of Champions. Was dann folgte, war mit Ausnahme eines geteilten zweiten Rangs bei der John Deere Classic, Magerkost. Mit einem geteilten 69. Rang beim alles entscheidenden PGA Championship hatte es Johnson auch mehr den schwachen Leistungen der Konkurrenz, als seiner eigenen Performance zu verdanken, dass er nun schon zum vierten Mal in Folge beim Duell gegen Europa aufteen darf.

Ausgerechnet beim Ryder Cup scheint sich Johnson jedoch besonders wohl zu fühlen. Immerhin ist er einer von wenigen Amerikanern, die derzeit eine positive Bilanz aufbieten können. Gerade im klassischen Vierer bildete er gemeinsam mit dem derzeit verletzten Jason Dufner ein starkes Duo.

Aufgrund seiner Erfahrung sollten dabei auch in diesem Jahr wieder einige Einsätze für den ehemaligen Masters-Champion zu Buche stehen. Ohne eine deutliche Leistungssteigerung wird sich Johnson jedoch schnell wieder abseits der Absperrlinien finden.

8. Jimmy Walker (35 Jahre)

OWGR: 19

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Bis weit in den Sommer hieß der Führende im FedEx-Cup? Genau - Jimmy Walker! Mit Siegen beim traditionsreichen Pro-Am in Pebble Beach und der Sony Open übernahm Walker früh im Jahr die Spitze der Geldrangliste. Auch bei den Majors wusste Walker durchaus zu überzeugen und landete abgesehen von den British Open stets in den Top-10.

Dennoch bleiben beim 35-Jährigen ein paar Fragezeichen: Walker präsentierte sich vor allem in den Playoff-Wochen nicht mehr so stark und auch der geteilte 26. Rang bei den British Open lässt Zweifel, wie gut der unerfahrene Debütant mit den Wetterverhältnissen auf der Insel umgeht.

Walker hat in diesem Jahr bewiesen, dass er mindestens zur erweiterten Weltspitze gehört. Als Rookie wird jedoch auch er sich erst ins Turnier hineinfinden müssen und füllt wohl die Rolle des Ergänzungsspielers aus. An der Seite eines erfahrenen Routiniers wie Johnson oder Mahan könnte und wird Walker jedoch auch schon an den ersten beiden Tagen um Punkte kämpfen dürfen.

9. Patrick Reed (24 Jahre)

OWGR: 27

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Mit zwei furiosen Siegen bei der Humana Challenge und der WGC-Cadillac-Championship tauchte im Frühjahr quasi aus dem Nichts ein gewisser Patrick Reed auf. Vom Talent des 24-Jährigen wusste man in Fachkreisen schon länger. Dem gelinde gesagt, gesteigerten Selbstbewusstsein Reeds war man sich jedoch noch nicht bewusst. "Wenn ich sehe, wie hart ich gearbeitet habe, denke ich, ich bin einer der fünf besten Spieler der Welt. Durch diese Siege fühle ich mich nur bestätigt", ließ der PGA-Tour-Rookie forsch verlauten.

Ganz andere Schlüsse ließ dagegen der Rest der Saison zu: Mehrere verpasste Cuts standen lediglich zwei Top-Ten-Platzierungen gegenüber. Da wohl selbst die als ausgesprochen fair bekannten europäischen Fans Reed wohl nur zu gerne verlieren sehen werden, wird Watson an den ersten beiden Tagen wohl vermehrt auf Reed verzichten.

Gut vorstellbar, dass er Reed im Bestball eine Bewährungschance gibt, damit er nicht völlig unvorbereitet in die Einzel am Sonntag geht. Bis auf Weiteres wird dem selbsternannten Top-5-Spieler jedoch nur die Rolle des Ergänzungsspielers bleiben.

10. Hunter Mahan (32 Jahre)

OWGR: 21

Ryder-Cup-Bilanz: 3-2-3

Bei all den Kandidaten, die für eine Wildcard von US-Captain Tom Watson gehandelt wurden: Hunter Mahans Pick lag auf der Hand. Mahan gilt seit Jahren als ausgewiesener Matchplay-Spezialist, bringt die Erfahrung aus zwei Ryder-Cups mit und zeigte mit seinem Gewinn bei der Barclays aufsteigende Form. Umso erschreckender ist in diesem Zusammenhang was danach folgte: 16, in Worten sechzehn über Par hieß Mahans Gesamtbilanz für die abschließenden drei Turniere!

Dennoch wird Mahan eine tragende Rolle im US-Team zukommen. Trotz seinem persönlichen Ryder-Cup-Drama mit dem entscheidenden Benzinger an der 17. Spielbahn von Celtic Manor, war der 32-Jährige stets einer der wichtigsten Leistungsträger im US-Team. Auch deswegen wird man mit Mahan wohl mindestens drei Mal vor dem Sonntag rechnen müssen. Bringt er seine Stärke beim Putten zum Tragen, gehört er zu den gefährlichsten Spielern von Team USA.

11. Keegan Bradley (28 Jahre)

OWGR: 26

Ryder-Cup-Bilanz: 3-1-0

Diesen Killerblick, diese Emotionen, dieses Golf der ersten beiden Tage von Medinah lässt europäische Golffans auch zwei Jahre danach noch erschaudern. Damals bildete Bradley mit Phil Mickelson ein unschlagbares Duo und war hauptverantwortlich für die deutliche Führung der Amerikaner. Seitdem erinnert Bradley an das europäische Pendant zu Ian Poulter. US-Fans lieben ihn, der Rest fürchtet ihn.

Bradley wird aus diesen Erfahrungen trotz einer sehr mäßigen Saison Selbstvertrauen ziehen und die Atmosphäre von Tausenden europäischen Fans gegen ihn förmlich aufsaugen. Kaum vorstellbar, dass Watson seinen Captain´s Pick nicht wieder mit Phil Mickelson vereint. Auch wenn Bradley lediglich beim Arnold Palmer Invitational an einem Saisonsieg schnuppern durfte - der 28-Jährige zählt sicher auch in Gleneagles zu den gefährlichsten Amerikanern, weil er sich wie kein Zweiter pushen kann.

12. Webb Simpson (29 Jahre)

OWGR: 33

Ryder-Cup-Bilanz: 2-2-0

Chris Kirk, Steve Stricker, Billy Horschel - Sie alle waren als Kandidaten für eine Wildcard gehandelt worden. Entschieden hat sich Tom Watson jedoch für Webb Simpson. Angesichts der Leistungen von Horschel in den vergangenen Wochen sicherlich eine unglückliche Entscheidung, die aber auch dem frühen Zeitpunkt der Wildcard-Deadline geschuldet ist. Besser macht dies Simpsons anschließende Performance von 13 über Par in den letzten beiden Playoff-Turnieren jedoch nicht.

Doch Simpons Pick ist bei Weitem nicht so schlecht, wie er erscheint. Der 29-Jährige gilt als guter Putter und Ballstriker. Mit drei dritten Plätzen und neun Top-10-Platzierungen spielte er wahrlich keine schlechte Saison. Den Ausschlag zu seinen Gunsten gab sicherlich seine Leistung 2012, als er mit Bubba Watson an den ersten beiden Tagen glänzend harmonierte und unter anderem das Duo Lawrie/Hanson mit 5&4 vom Platz schoss. Kann Simpson Watson im Bestball den nötigen Halt geben, wartet auch 2014 wieder ein schwer zu packendes Duo auf die Europäer.

Team Europe im Porträt

Team USA im Porträt

Der SPOX-Tipp