Mr. Ryder Cup: Ian James Poulter

Von Florian Regelmann
Ian Poulter hat sieben seiner letzten acht Ryder-Cup-Matches gewonnen
© Getty

Ian Poulter ist die personifizierte Ryder-Cup-Leidenschaft und einer der größten europäischen Trümpfe. SPOX über den Mann, der den Ryder Cup (Tag 1, 14.20 Uhr im LIVE-TICKER) über alles liebt und der in dieser Woche "die Nummer eins der Welt" ist.

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Wenn im Medinah Country Club der Ryder Cup 2012 über die Bühne geht, ist jeder heiß. Spieler, Captains, Fans. Jeder ist unfassbar heiß. Aber: Niemand ist so heiß wie Mister Ian James Poulter from England. Niemand bringt mehr Leidenschaft für den Ryder Cup auf.

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"Das hat alles angefangen, als ich noch ein Pro-Shop-Assistant war. Als ich einfach ein Golf-Fan war und 1993 mit ein paar Freunden zum Ryder Cup gegangen bin und dort eine Woche in einem Zelt gelebt habe", erzählt Poulter.

Poulters starke Bilanz

Wenn man den 36-Jährigen darauf anspricht, was er fühlt, wenn sich das 1. Tee alle zwei Jahre in ein Fußballstadion verwandelt, bricht es aus ihm heraus. Die Gesänge. Der Jubel. Die Magie. Poulter saugt es in sich auf.

"Es ist die unglaublichste Energie und Elektrizität, der wahnsinnigste Adrenalin-Kick, den du spüren kannst. Du bist so stolz, dabei zu sein. Du repräsentierst Europa, du bist aufgeregt, nervös - jede vorstellbare Emotion fließt durch deine Adern. Für einen Autofreak ist es so, wie wenn dir jemand sagt, 'hier ist ein Formel-1-Auto, du kannst 320 km/h fahren', so fühlt es sich an", sagt Autofreak Poulter.

In seinen bisherigen Teilnahmen hat Poulter von 11 Matches 8 Siege eingefahren (7 der letzten 8 gewonnen) - im Einzel ist er noch ungeschlagen. Es gab bei niemandem in der Golf-Welt je einen Zweifel, dass er im Zweifel eine Wildcard bekommen muss. Ein europäisches Team ohne Poulter ist unvorstellbar geworden.

Poulters Augen...

Auch im US-Team ist der Poulter-Faktor natürlich ein Gesprächsthema. Wir hören Steve Stricker: "Wenn ich gegen jemanden nicht verlieren will, dann ist es Ian Poulter."

Stricker weiß, wie es sich anfühlt, gegen Poulter den Kürzeren zu ziehen. Schon als er 2008 in Valhalla zweimal gegen Poulter verlor, machte Stricker unliebsame Bekanntschaft mit Poulters aufquellenden Augen. Jedes Mal, wenn der Engländer einen wichtigen Putt locht und schreit, kommen sie heraus.

In Medinah wird Poulter aller Voraussicht nach mit seinem guten Freund Justin Rose ein Duo bilden. Aber jeder im Team Europe würde liebend gerne an der Seite von Poulter in die Schlacht ziehen.

Poulter: "Ich bin noch heißer"

"Als wir in Valhalla durch ein Birdie von ihm an der 18 ein Fourball-Match gewonnen haben, bin ich am nächsten Morgen mit Schmerzen in meinem Arm aufgewacht. Erst konnte ich mir nicht erklären, woher sie kamen, aber dann ist es mir eingefallen. Wir haben uns immer so harte High-Fives gegeben, weil er so brutal geladen ist. Niemand kann so herumstolzieren wie Poultsy. Es ist großartig", meint Graeme McDowell, seines Zeichens der Ryder-Cup-Held von Celtic Manor.

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Man muss Poulter vor dem Ryder Cup 2012 nur sprechen hören und man kann es selbst kaum noch aushalten, bis es endlich losgeht. "Wir sind alle Zielscheiben diese Woche. Sie wollen uns unbedingt besiegen, aber dieses Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Wir wollen sie auch unbedingt besiegen. Ich bin noch heißer als ich es das letzte Mal war - ich weiß auch nicht warum", so Poulter.

Noch heißer? Wie soll das möglich sein? Es ist ein Statement, das den US-Boys Angst machen sollte. Und es geht noch weiter: "Ich habe die ganze letzte Woche an den Ryder Cup gedacht und konnte nicht mehr schlafen. Ich kann es nicht abwarten. Es ist einzigartiger Event. Was mich besonders fasziniert ist, wie man mit jemandem befreundet sein kann, ihn dann aber beim Ryder Cup einfach nur killen will. Ich liebe das einfach."

Blog: Team USA in der Vorstellung

Poulter wie Montgomerie

Das europäische Team nutzte die Trainingstage zu einer Charm-Offensive und erfüllte einen Autogramm-Wunsch nach dem anderen. Aber als ein Reporter, der Poulter offensichtlich extrem schlecht kennt, fragte, ob die Europäer denn auf großen Jubel bei gelochten Putts verzichten würden, um die Zuschauer nicht zu sehr gegen sich aufzubringen, bekam er die einzig logische Antwort.

"Willst du mich verarschen? Das meinst du ernst? Zur Hölle nein! Es ist, als ob man einen Elfmeter im Champions-League-Finale verwandelt. Man sollte es genießen. Warum nicht die Faust ballen und zuschauen, wie sie völlig ausrasten? Darum geht es doch. Es wird furchterregend sein, aber es wird auch brillant sein. Es erfüllt dich voll und ganz mit Stolz und Leidenschaft, da rauszugehen", sagt Poulter.

Das Ryder-Cup-Tippspiel in der Community

Er ist einer dieser ganz besonderen Spieler, für die der Ryder Cup mehr bedeutet als jedes Major. Bei Colin Montgomerie war es genau der gleiche Fall. Der Schotte gewann nie ein Major, aber er ist einer der größten Ryder-Cup-Spieler aller Zeiten. Und auch als Captain machte Monty vor zwei Jahren eine fantastische Figur.

Poulter beim Ryder Cup: "Die Nummer eins der Welt"

Poulter schaffte es in diesem Jahr bei drei der vier Majors in die Top 10, er war schon ein paar Mal wirklich nahe dran, aber es ist gut möglich, dass er wie Montgomerie nie ein Major gewinnen wird.

Egal. Denn Poulter sagt klipp und klar: Ich liebe den Ryder Cup mehr als jeden anderen Event auf der Welt." Einmal sorgte er für Aufsehen, als er einen Clip online stellte, indem er mit seinen Kindern frühstückte - mit Müsli aus dem Ryder Cup. Für manche eine ungeheure Respektlosigkeit, für die er in die Golf-Hölle kommen sollte, aber Poulter muss man es eigentlich zugestehen.

Der Engländer Andrew Coltart, selbst ehemaliger Ryder-Cup-Spieler, hat es vielleicht am besten auf den Punkt gebracht, wie sich die Rolle Poulters alle zwei Jahre verändert.

"Du musst Ian Poulter nur ein Ryder-Cup-Shirt überziehen und plötzlich verwandelt er sich in die Nummer eins der Welt."

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