Wer sind diese Typen?

Von Florian Regelmann
Brendan Steele gewann in diesem Jahr die Valero Texas Open
© Getty

Tiger Woods und Martin Kaymer sind raus, aber es könnte dennoch legendär werden. Unfassbare Typen bestimmen das Leaderboard bei der PGA Championship, mit Brendan Steele und Jason Dufner führen zwei US-Nobodys das Feld an - aber einige Topstars sind noch nicht aus dem Rennen.

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Das Fest der Nobodys geht weiter. Die beiden US-Boys Brendan Steele und Jason Dufner gehen als Führende in den Schlusstag (20 Uhr im LIVE-TICKER) der PGA Championship im Atlanta Athletic Club. Steele schoss auf dem Par-70-Kurs eine 66er-Runde und hält damit wie Dufner (68) bei einem Gesamtscore von sieben unter Par.

Mit einem Schlag Rückstand folgt Keegan Bradley (USA/69), ein weiterer No-Name, auf Rang drei. Einen weiteren Schlag zurück liegt Veteran Scott Verplank (USA/69). Bester Europäer ist der Däne Anders Hansen, der nach einer 70 bei drei unter Par auf dem geteilten sechsten Rang platziert ist.

Der Star des Tages: David Toms. Als die PGA Championship 2001 zum letzten Mal im Atlanta Athletic Club ausgetragen wurde, gewann Toms mit einem Gesamtergebnis von 15 unter Par sein bis heute einziges Major seiner Karriere. 10 Jahre später ist der Golfplatz länger und viel härter geworden, aber Toms weiß immer noch bestens, wie man ihn spielt. Der 44-jährige Amerikaner notierte mit einer 65 die beste Runde des Tages. Vor allem seine Leistung auf den toughen zweiten neun Löchern war fantastisch. Eagle 12, Birdie 13, Birdie 14, Birdie 18 - Toms benötigte für die zweiten Neun nur 30 Schläge. Bei zwei unter Par hat er fünf Schläge Rückstand auf die Spitze - man sollte ihn auf keinen Fall abschreiben. Dass er 2011 stark in Form ist, hat er mit seinem Sieg beim Crowne Plaza Invitational oder auch mit seinem zweiten Rang bei der Players Championship bewiesen.

Der Flop des Tages: Jim Furyk. Wie Toms hat auch Furyk in seiner Karriere ein Major gewonnen, 2003 bei der US Open. Im letzten Jahr gewann der 41-Jährige nach einer starken Saison den FedEx-Cup, aber 2011 läuft es für Furyk überhaupt nicht. Seit März und insgesamt 12 Turnieren wartet er auf ein Top-10-Resultat. Umso überraschender war es, dass er jetzt an der Spitze des Leaderboards auftauchte. Nach zwei Birdies in Folge an der 12 und 13 lag Furyk am dritten Tag bei sechs unter Par und war voll im Geschäft. Doch dann kam ein desaströses Finish mit einem Bogey an der 14 und Doppel-Bogeys an der 15 und 18. Am letzten Loch landete Furyk sogar gleich zweimal im Wasser. So hat er vor der Finalrunde plötzlich einen Rückstand von sechs Schlägen und man kann sich nur schwer vorstellen, dass er noch mal eine Aufholjagd starten kann.

Analyse: Das letzte Major des Jahres läuft, Tiger Woods und Martin Kaymer haben ein freies Wochenende, aber dafür sind die letzten beiden Flights am Finaltag mit folgenden Namen besetzt: Brendan Steele, Jason Dufner, Keegan Bradley und Scott Verplank. Es ist absolut unfassbar. Niemand auf der Welt hätte eine derartig verrückte Konstellation voraussagen können.

Die Frage, die sich jeder stellt: Wer sind diese Typen? Steele ist ein 28-jähriger Rookie auf der US PGA Tour, der in diesem Jahr bereits ein kleineres Turnier (Valero Texas Open) gewonnen hat, ansonsten aber nur durchwachsene Ergebnisse vorweisen kann. Doch in dieser Woche ist er voll da. An Tag drei notierte Steele auf dem Weg zu seiner famosen 66 insgesamt sieben Birdies.

Dufner ist zwar kein Rookie, aber dafür hat der 34-Jährige überhaupt noch kein Turnier auf der PGA-Tour gewonnen. Zuletzt verpasste er sogar viermal in Folge den Cut, sodass er erst einmal eine Pause einlegte. Die PGA Championship ist sein erstes Turnier nach dieser Pause - und plötzlich läuft es. Als man denken konnte, dass Dufner nach zwei Drei-Putt-Bogeys auf der 12 und 14 einbrechen könnte, gab er mit Birdies auf der 15 und 16 eine beeindruckende Antwort.

Bradley ist wie Steele ein Rookie - und wie sein guter Buddy hat auch er in dieser Saison schon ein Event (Byron Nelson Championship) gewonnen. Der 25-Jährige scheint am ehesten das Potenzial zu einem Major-Sieger zu haben. Schon in der Vorwoche war er beim Bridgestone Invitational lange vorne dabei, ehe er am Ende noch etwas zurückfiel, aber bei ihm ist sein starkes Auftreten am wenigsten überraschend.

Bradleys zweiter Schlag an der 18 war am Moving-Day absolute Weltklasse, er hat auf jeden Fall die Schläge, um am Ende mit der Wanamaker Trophy belohnt zu werden. Verplank hat diese Schläge eigentlich nicht. Der 47-Jährige ist kurz vom Tee, hat seit Jahren große Verletzungsprobleme (Handgelenk), aber aus dem Nichts spielt er in dieser Woche um einen Major-Sieg mit und könnte der zweitälteste Major-Champion der Geschichte werden. Kann man nicht erklären.

Hinter dieser No-Name-Bande lauert eine Reihe an Spielern, die ebenfalls noch für den Sieg in Frage kommen. Zum Beispiel der Weltranglistenfünfte Steve Stricker, der immer noch auf seinen ersten Major-Sieg wartet. Oder der Däne Anders Hansen, der beste Europäer nach Tag drei. Oder Adam Scott, der Sieger des Bridgestone Invitational aus der Vorwoche. Oder vor allem auch Charl Schwartzel. Der Masters-Champion ist dank einer 66 wieder im Rennen - Schwartzel könnte für die Nobodys die größte Gefahr darstellen.

Denn von den anderen Big Names, die den Cut überstanden, muss man größtenteils enttäuscht sein. Rory McIlroy spielt von seiner Handgelenksverletzung gehandicappt das Turnier nur noch irgendwie zu Ende und liegt abgeschlagen im Feld. Und Luke Donald, Lee Westwood und Phil Mickelson leisten sich einfach zu viele Fehler.

Donald spielte eine Traumrunde (-5 nach 16), bis er sich mit einem Bogey an der 16 und einem Doppel-Bogey an der 18 vieles zunichte machte. Der Weltranglistenerste liegt sechs Schläge hinter der Spitze, genauso wie Westwood, der wieder mal keine Putts lochte und durch ein Doppel-Bogey auf der 14 zurückgeworfen wurde.

Mickelsons Rückstand beträgt nach zwei Bogeys auf seinen letzten vier Löchern sogar schon sieben Schläge. Es sollte in jedem Fall eine extrem spannende Finalrunde werden. An Tag drei spielte sich der Platz auch dank des Setups recht leicht, ein Drittel des Feldes (25/75) blieb unter Par - am Finaltag dürfe das anders werden.

Halten die Nobodys dem Druck stand? Steele und Bradley spielen ihr erstes Major überhaupt. Der letzte Spieler, der bei seinem ersten Major-Auftritt sofort gewinnen konnte, war Ben Curtis (British Open 2003). Kommt von hinten noch mal jemand heran? Beenden die US-Boys ihre Major-Krise (0/6 seit Mickelsons Masters-Sieg 2010)? Es könnte dramatisch werden. Denn gerade auf den letzten vier brutalen Löchern ist praktisch alles möglich.

Tag 3: Der Moving-Day zum Nachlesen im Ticker

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