"Das Flugzeug ist nicht mein Freund"

Von Interview: Matthias Kohlmaier
Holte in Malaga sein erstes Top-Ten-Resultat auf der European PGA Tour: Florian Fritsch
© Getty
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SPOX: Sie sind dann Ende 2010 bei der Q-School angetreten und haben sich so für die European Tour qualifiziert. Wie haben Sie die Drucksituation damals empfunden?

Fritsch: Für mich war das eigentlich ganz locker, ich habe mir da keinen Druck gemacht. Ich habe schon sehr oft mit Zielen gearbeitet, hatte dabei aber immer das Gefühl, mir ohne Not eine Schlinge um den Hals zu legen. Wenn ich die selbstgesteckten Ziele nicht erreicht habe, hatte ich immer wieder das Gefühl, ein Versager zu sein - das habe ich abgelegt. Ich bin ohne große Erwartungen in das Turnier gegangen und wollte einfach nur versuchen, mein Bestes zu geben. Dass dann gleich der sechste Platz herausgekommen ist, hat mich wirklich selbst überrascht. Aber ich habe das natürlich dankend angenommen.

SPOX: Das klingt alles sehr entspannt, besonders nachdem Sie vor einem Jahr das Gefühl hatten, dem Druck auf der Tour nicht gewachsen zu sein. Haben Sie auch mental in irgendeiner Form an sich gearbeitet?

Fritsch: Ich habe natürlich aus der Vergangenheit gelernt und einiges geändert. Seit September 2010 arbeite ich auch mit einem Psychologen zusammen, das hilft mir sehr.

SPOX: Im Zuge der Drucksituation im Jahr 2010 haben Sie eine Flugangst entwickelt. Ist das inzwischen ausgestanden?

Fritsch: Die Flugangst ist auf jeden Fall noch da. Deshalb spiele ich dieses Jahr nur europäische Turniere, wo ich nicht allzu lange fliegen muss. Das Flugzeug ist bestimmt nicht mein bester Freund, aber inzwischen kann ich zumindest in einen Flieger steigen und dahin fliegen, wo das nächste Turnier ist.

SPOX: Sie sind bei Ihrem ersten Start auf der European Tour in diesem Jahr auf Sizilien am Cut gescheitert. Gab es danach irgendwelche Zweifel an dem Weg, den Sie eingeschlagen haben?

Fritsch: Nein, überhaupt nicht. Ich habe eigentlich sehr gut gespielt und hatte das Gefühl, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich das in den Ergebnissen widerspiegelt.

SPOX: Die Ergebnisse haben mit einem elften und einem achten Platz ja auch nicht lange auf sich warten lassen. Sind diese Platzierungen schon mehr, als Sie sich vielleicht vor der Saison erhofft hatten?

Fritsch: Ich muss zugeben, dass ich niemals damit gerechnet hätte. Bis zu dem Turnier in Malaga hatte ich auf der European Tour noch nie den Cut geschafft und dann wurde ich direkt Achter. Damit wusste ich anfangs noch gar nicht recht umzugehen, obwohl ich diese Turniersituation ja aus dem Amateurbereich gewohnt bin. Aber wenn auf der European Tour dann nach der Runde plötzlich die Medien auf einen zukommen, Interviews haben wollen und mir ständig Kameras ins Gesicht gestreckt werden, ist das natürlich eine ganz andere Geschichte.

SPOX: Sind Sie davon überzeugt, am Ende der Saison die Tourkarte zu behalten?

Fritsch: Ich glaube, ich habe die besten Voraussetzungen. Ich habe mir selbst schon bewiesen, dass ich vorne mitspielen kann. Wenn ich weiter gut trainiere und meine Einstellung in den Turnieren beibehalte, kann ich vielleicht im Verlauf des Jahres auch um den einen oder anderen Sieg mitspielen. Am schönsten wäre das natürlich in München.

SPOX: Planen Sie langfristig einen Wechsel auf die US-Tour?

Fritsch: Ich würde schon aus logistischen Gründen gern auf der US-Tour spielen. Ich mag das Herumreisen in Europa - ganz unabhängig von meiner Flugangst - eigentlich nicht besonders. Wenn man sich in den USA einen passenden Wohnort sucht, dann muss man selten mehr als vier Stunden zu einem Turnier anreisen. Das fände ich angenehmer. Wenn es sich ergeben sollte, würde ich das in fünf bis zehn Jahren gerne machen.

SPOX: Zurück zu Ihrem Golfspiel: Wo sehen Sie ihre Stärken, wo ihre Schwächen auf dem Platz?

Fritsch: Meine Stärken lasse ich meinen Trainer beurteilen, dazu kann ich wenig sagen. Zu den Schwächen: Ich möchte in der Schwungtechnik noch ein bisschen konstanter werden. Das sind keine großen Umstellungen, sondern eher Kleinigkeiten, die ich noch ein bisschen verfeinern will. Der andere Punkt ist das kurze Spiel, da kann man nie gut genug sein. Ich glaube, ich werde auf dem Pitching-Grün sterben!

SPOX: Was das Putten betrifft arbeiten Sie mit Wiestaw Kramski, einem der Putting-Gurus schlechthin, zusammen.

Fritsch: Die Zusammenarbeit ist sehr fruchtbar. Putten war nie wirklich meine Stärke, aber seitdem ich angefangen habe, öfter bei Kramski zu trainieren - vor allem im Winter - habe ich mich auf jeden Fall sehr verbessert. Das kann man mir jetzt natürlich als Marketing oder Werbung auslegen, aber ich denke, ein Blick auf meine Statistiken zeigt, dass ich mich im Vergleich zum letzten Jahr deutlich gesteigert habe. Als Profi spiele ich den Schläger deshalb, weil ich damit gut zurechtkomme und nicht, weil ich dafür Geld bekomme. Wir haben beim Putten viel mit verschiedenen Lofts, verschiedenen Lies und auch unterschiedlichem Material experimentiert. Da steckt viel harte Arbeit dahinter, aber das hat sich auf jeden Fall gelohnt.

SPOX: Eine kleine Frage um Abschluss: Sie sind großer Fan des FC Bayern. Mit welchem aktuellen oder ehemaligen Bayernspieler würden Sie gern eine Runde Golf spielen und warum?

Fritsch: Auf jeden Fall mit Oliver Kahn. Seine Art auf dem Fußballplatz hat mir immer sehr imponiert. Mein Traum wäre allerdings eher, mal einen Trainingstag beim FC Bayern mitmachen zu dürfen.

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