"Mein Leben in eine Balance bringen"

SID
Tiger Woods liegt in der Weltrangliste aktuell nur noch auf Rang fünf
© Getty

Im Interview spricht Tiger Woods offen über sein neues Leben und seinen Hunger auf weitere Major-Titel. Außerdem erzählt der 35-Jährige, warum er eine bestimmte Masters-Niederlage am meisten bereut. CNN-Moderator Shane O'Donohue hat Woods im Rahmen des CNN Golf Magazins "Living Golf" exklusiv in Dubai getroffen.

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Frage: Wie steht es momentan um Ihr Spiel? Wo sehen Sie sich?

Tiger Woods: Wie man unschwer erkennen kann, verändere ich noch einiges. Insofern befinde ich mich noch in einem Prozess. Ich lerne noch immer und versuche mein Spiel zu verfeinern.

Frage: Sie arbeiten mit Sean Foley zusammen, der irische Wurzeln hat. Er genießt einen hervorragenden Ruf als Trainer. Erzählen Sie doch ein wenig über Ihre gemeinsame Arbeit.

Woods: Nun, da gibt es so einiges. Wissen Sie, ich muss im Vergleich zu der Arbeit mit Hank Haney eine komplett andere Philosophie lernen - und das dauert eben eine gewisse Zeit. Er ist unheimlich energisch, er weiß sehr viel über sehr viele Themen. Ein sehr belesener Mann. Es macht Spaß, ihn mit Fragen zu den verschiedensten Themen zu löchern.

Frage: Wer treibt in diesem Verhältnis wen mehr an?

Woods: Er braucht sich sicherlich keine Gedanken darüber zu machen, dass er mich antreiben müsste. Es geht darum, mich auf das sportliche Niveau zu bringen, von dem ich weiß, dass ich es spielen kann. Und er versucht, das mit mir zu schaffen.

Frage: Sie konzentrieren sich immer sehr auf die Major-Turniere, von denen Sie mittlerweile 14 gewonnen haben. Wie groß ist der Wunsch in Ihnen, mit Jack Nicklaus' 18 Siegen gleichzuziehen oder sie gar zu übertreffen?

Woods: Nun ja, es geht sicherlich nicht einzig darum, diese Zahl zu erreichen. Soviel steht fest. Diesen Rekord, diese Qualität zu erreichen... das dauert. Um dort hin zu kommen, wo er jetzt ist, hat Jack mehr als zwanzig Jahre gebraucht. Ich bin schon eine ganze Weile dabei, aber ich muss weiterhin Verbesserungen an meinem Spiel vornehmen und schlicht effizienter werden. Ich muss mir selbst viele Möglichkeiten dazu geben.

Frage: Peter Thompson, der fünfmalige Gewinner der US Open, hat sie als den besten 20-Foot-Putter (ca. 6 Meter) aller Zeiten bezeichnet. Das ist etwas, das Sie, wenn es in Situationen unter großem Druck darauf ankommt, ganz eindeutig lieben. Es scheint, als könnten Sie diese Leistung jederzeit abrufen. Ist das etwas, worauf Sie sich stets verlassen und das Sie in schwierigen Situationen zuverlässig nutzen können?

Woods: Ich loche diese Putts sicherlich nicht jedes Mal. Ich habe natürlich eine ganze Menge gelocht, aber ich glaube, dass der Schlüssel der ist, die Position einfach zu genießen. Speziell bei den letzten Löchern, wo es eben darauf ankommt zu putten. Das macht Spaß. Das ist der Grund, warum wir spielen, warum wir uns miteinander messen, warum wir so hart arbeiten und trainieren - um in diese Position zu kommen. Ich habe im Laufe meiner Karriere immer wieder den ein oder anderen Putt gelocht.

Frage: Das kann man wohl sagen. Aktuell muss man über die sprechen, die im Laufe der Tiger-Ära aufgetaucht sind. Jene, die als Youngster zu Ihnen aufgesehen haben und nun zur wirklichen Elite geworden sind. Da wären zum Beispiel Rory McIlroy, Ryo Ishikawa oder Rickie Fowler zu nennen. Auch den Koreaner Noh Seung Yul darf man nicht vergessen. Wie sehen Sie diese jungen Spieler, die junge Generation?

Woods: Man muss sagen, dass diese neue Generation ganz einfach länger ist. Sie schlagen den Ball eindeutig sehr viel weiter, als ich oder als es die Generation vor mir getan hat. Wir hatten damals eine Menge von Jungs, wie Jim Furyk oder Justin Leonard, die trotz relativ kurzer Schläge ihr Spiel hervorragend organisiert haben und auch um den Platz kommen. Die Jungen schlagen den Ball unheimlich weit. Einige von ihnen arbeiten mit dem Ball, doch die meisten donnern ihn einfach los. Es ist eine andere Art von Spiel. Man manövriert den Ball nicht mehr so, wie das früher getan wurde. Der Ball bewegt sich nicht mehr so viel. Es geht mittlerweile mehr um veränderte Flugbahnen. Ich habe Ryo den Ball ziemlich hoch schlagen sehen, aber er versucht verschiedene Schläge zu spielen. Einige von den Jungs versuchen unterschiedliche Schläge, andere nicht. Es wird interessant sein zu sehen, was passiert, wenn diese Jungs heranreifen und sich entwickeln.

Frage: Wie ist es, im Hinblick auf die Weltrangliste, in der aktuellen Situation zu sein? Sie sind nicht mehr die Nummer eins.

Woods: Ich habe den ersten Platz verloren, weil ich nicht gewonnen habe. Ganz einfach. Man muss gewinnen und konstant spielen - Lee Westwood und Martin Kaymer haben das geschafft. Vor ihnen waren Vijay Singh und David Duval schon mal die Nummer eins. Man erreicht den Spitzenplatz, indem man bei möglichst vielen Events möglichst gut abschneidet. Aber man muss eben auch gewinnen - und das ist eindeutig eine Sache, die mir, im Gegensatz zu Lee und Martin, zuletzt nicht gelungen ist.

Frage: Ist das nun etwas, auf das sie hinarbeiten? Vielleicht in diesem Jahr die Nummer 1 zurückzuerobern?

Woods: Meine Ziel sind Siege bei den Majors. Dann erledigt sich der Rest von selbst.

Frage: Das Masters zeichnet sich am Horizont bereits ab und Sie haben dort im letzten Jahr ein fantastisches Comeback geschafft. Wie ging das: Zu dieser speziellen Zeit so eine Leistung zu zeigen?

Woods: Ich weiß noch immer nicht, wie ich das hinbekommen habe. Ich glaube, dass es geholfen hat, auf einem Platz zurückgekehrt zu sein, den ich kenne. Ich weiß, wie ich dort zu spielen habe. Hier muss ich den Ball hinlegen, da muss ich dieses und jenes tun und so weiter. Ich kenne jede einzelne Fahnenposition. Ich weiß, wie man da spielen muss. Und das hat mir immens geholfen.

Frage: Haben Sie sich darüber Gedanken gemacht, wie Sie dazu imstande waren, trotz der mangelnden Wettkampfpraxis so gut zu spielen?

Woods: Ja, das war hart. Das war sehr hart, denn ich war weder physisch noch mental so auf das Event vorbereitet, wie ich das normal wäre. Aber wie ich schon sagte, ich kam auf einen Golfplatz zurück, auf dem ich schon Erfolge gefeiert hatte und bei dem ich weiß, wie ich zu spielen habe. Von all den Plätzen, auf denen wir spielen, sind St. Andrews und wahrscheinlich auch Augusta die, bei denen man einfach wissen muss, wie man zu spielen hat. Man kann da nicht einfach hinkommen, ein paar Bälle schlagen und dann gute Ergebnisse erwarten. Man muss wissen, wie man sich selbst um diesen Platz herum manövrieren muss. In dieser Hinsicht war die Rückkehr nach Augusta schön.

Frage: Wie wird das beim Masters sein, nun da all die hervorragenden jungen Spieler mit auf der Tour sind? Denken Sie, dass diese Jungs Augusta verändern werden?

Woods: Nun, ich glaube, das haben sie schon getan. Sie haben definitiv den Platz verlängert, es gibt außerdem jetzt den zweiten Cut im Rough, man hat auf dem Platz eine Vielzahl von grundlegenden Veränderungen im Bezug auf das Geläuf vorgenommen. Sie mähen auch das Gras nicht mehr so kurz wie früher. Wir sind zu längeren Schlägen auf die Grüns gezwungen. All das ist schon geschehen. Wenn man sich die Zahlen ansieht, sieht man das ganz deutlich. Sie sind bei weitem nicht mehr so niedrig. Am Sonntag versucht man am auf den letzten neun Löcher, tolle Eagles oder ein paar mehr Birdies zu ermöglichen. Aber generell muss man sagen, dass es an den ersten drei bzw. den ersten dreieinhalb Tagen hart ist. Es gibt nicht wirklich viele Birdies.

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