Martin Kaymer ist die Nummer eins der Welt!

Von SPOX
Martin Kaymer löst Lee Westwood an der Spitze der Weltrangliste ab
© Getty

Im letzten Jahr gewann Martin Kaymer seinen ersten Major-Titel, jetzt ist der deutsche Superstar die neue Nummer eins der Golf-Welt! Ein wahrlich historischer Tag im deutschen Sport. Kaymer zog bei der Match Play Championship in Arizona mit Siegen gegen Miguel Angel Jimenez und Bubba Watson ins Finale ein und löst dadurch den Engländer Lee Westwood an der Spitze der Weltrangliste ab.

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Der beste Golfspieler der Welt heißt im Moment Martin Kaymer. Wenn die neue Weltrangliste nach der Match Play Championship herauskommt, wird Kaymers Name ganz oben stehen. Damit wird dann auch offiziell das ausgedrückt, was in der Golf-Szene eigentlich jeder seit einiger Zeit schon denkt. Dass es nämlich aktuell einfach keinen besseren Spieler als Kaymer gibt und niemand sonst die Nummer eins sein sollte.

Der 26-Jährige hatte schon einige Chancen, die Nummer eins zu werden. In dieser Woche war es jetzt endlich soweit. Und der Weg dahin war ganz schön steinig. Los ging es am Samstagvormittag mit einem harten Duell gegen seinen spanischen Ryder-Cup-Kollegen Miguel Angel Jimenez. Am Ende siegte Kaymer knapp 1 auf - es wurde zu einer echten Zitterpartie.

Kaymer präsentierte sich gegen den erfahrenen Jimenez zunächst wieder glänzend in Form. Der Deutsche begann sofort mit Birdies an der 1 und 2, dennoch ging er nicht in Führung. Denn Jimenez erwischte ebenfalls einen perfekten Birdie-Birdie-Start. An der 3 holte sich Kaymer dann aber den ersten Lochgewinn.

Kaymer zittert gegen Jimenez

Dank eines weiteren Birdies an der 5 baute Kaymer seinen Vorsprung aus, ehe Jimenez mit einem Birdie an der 6 verkürzen konnte. Näher kam "The Mechanic" aber nicht heran. An der 7 schenkte der Spanier Kaymer mit einem Bogey das nächste Loch - und an der 11 lochte der Deutsche trotz eines Strafschlags zuvor seinen nächsten starken Birdie-Putt zur 3 auf-Führung.

An der 14 bereitete Kaymer mit einem famosen Eisenschlag sein nächstes Birdie vor und setzte sich weiter ab. Er lag fünf unter Par für seine Runde und war 4 auf bei nur noch vier verbleibenden Löchern. Normal konnte da nichts mehr anbrennen. Aber was ist schon normal im Golf.

Jimenez konnte das Ende des Matches mit einem Birdie an der 15 hinauszögern und dann fing Kaymer plötzlich an, Fehler zu machen. Zweimal verschob er Putts, die den Sieg perfekt gemacht hätten. Mit Bogeys an der 16 und 17 schenkte er so Jimenez zwei weitere Löcher, es wurde tatsächlich noch mal richtig eng und das Match ging auf die 18. Dort reichte Kaymer aber dann nach einem starken Lag-Putt aus knapp 18 Metern ein Par, um den Zittersieg nach Hause zu bringen.

Watson gewinnt Bomber-Duell

"Die ersten 14 Löcher habe ich sehr gutes Golf gespielt. Dann führt man 4 auf und denkt, dass das Ding gelaufen ist. Ich habe mich ein bisschen hängen lassen und plötzlich ein paar Fehler gemacht. Ich habe noch mal gezittert", sagte Kaymer nach seinem Viertelfinal-Match.

Im Halbfinale bekam es Kaymer dann mit Bubba Watson zu tun. Kurze Erinnerung: Das ist der Mann, den Kaymer im letzten Jahr bei der PGA Championship im Playoff besiegte und sich damit seinen ersten Major-Sieg holte.

Watson lag im Bomber-Duell der beiden Longhitter gegen J.B. Holmes nach dem 10. Loch schon 5 down. Holmes, der nur durch die Absage des Südafrikaners Tim Clark überhaupt ins 64er-Feld gerutscht war, schien auf dem sicheren Weg ins Halbfinale. Doch dann startete Watson eine furiose Aufholjagd und spielte von der 13 bis zur 15 drei Birdies in Serie.

Mit einem Par an der 18 rettete sich Watson schließlich in die Verlängerung - und auch am 19. Loch reichte ihm ein Par, um Holmes doch noch zu besiegen. Watson war also jetzt der letzte Mann, der Kaymer auf dem Weg zur Nummer eins in dieser Woche noch aufhalten konnte. Er schaffte es aber nicht.

Ganz enges Match gegen Watson

An der 1 verzog Watson gleich seinen ersten Abschlag in die Wüste, sodass er das Loch sofort an Kaymer abgab. Da der Deutsche aber an der 2 ebenso einen Ausflug in die Wüste machte und das Loch aufgeben musste, bevor die beiden überhaupt am Grün angekommen waren, stand das Match wieder All Square.

Danach teilten Kaymer und Watson die nächsten fünf Löcher, ehe der Amerikaner an der 8 zum ersten Mal in Führung ging. Watson hämmerte einen seiner Wahnsinns-Drives mit unmenschlicher Länge (376 Yards!) aufs Fairway - das Loch gewann er aber dennoch erst, als Kaymers kurzer Birdie-Putt auslippte.

Kaymer ließ sich aber nicht beirren und drehte das Match mit zwei Lochgewinnen an der 9 und 10 wieder zu seinen Gunsten. Er schaffte das sogar, obwohl er einige völlig uncharakteristisch schlechte Abschläge machte und sich immer wieder aus misslichen Lagen befreien musste.

Das Match wogte auch in der Folge hin und her. Watson glich mit einem Birdie an der 11 aus, aber als er an der 13 einen kurzen Birdie-Putt vorbei schob, war Kaymer erneut vorne. Wieder hielt die Führung aber nicht allzu lange. An der 14 fand Kaymers Tee-Shot den Fairway-Bunker, von dort ging es ab in den Grün-Bunker. Die Folge war ein Bogey und schon stand das Match wieder All Square.

Kaymer profitiert von Watsons Fehlern

An der 15, einem kurzen Par 4, hätte jetzt eigentlich Watson einen kleinen Vorteil gehabt, aber der Amerikaner machte einen fürchterlichen Slice-Abschlag und musste seinen Ball für unspielbar erklären. Kaymer musste gar nicht viel tun, um erneut 1 auf zu gehen.

Als Kaymer mit seinem Abschlag an der 16 nicht das Grün traf, hatte Watson wieder eine Chance zu kontern, aber er verzog seinen Abschlag genauso wie der Deutsche. Mehr noch: Nach einem mittelprächtigen Chip und einem verpassten Par-Putt schenkte Watson im Grunde ein weiteres Loch her.

Kaymer lag jetzt 2 auf und es waren nur noch zwei Löcher zu spielen. Noch war Watson aber nicht geschlagen. An der 17 packte er einen tollen Eisenschlag aus und lochte auch anschließend den 2-Meter-Birdie-Putt, um im Match zu bleiben. Wie gegen Jimenez musste Kaymer wieder das letzte Loch überstehen. Und wieder ging es gut. Auch wenn es dramatisch wurde.

Beide fanden mit ihren zweiten Schlägen nicht das Grün, Watson blieb zu kurz, Kaymers Ball flog zu weit. Nach den beiden Annäherungen hatte Kaymer einen 2,5-Meter-Putt. Zum Sieg. Zum Final-Einzug. Und zur Nummer eins. Und Kaymer lochte ihn, als ob es die leichteste Übung auf der Welt sei. Seit diesem historischen Moment für den deutschen Sport ist klar, dass Kaymer die neue Nummer eins der Welt ist. "Es ist etwas ganz Besonderes für mich, als zweiter Deutscher die Nummer eins zu sein. Es ist ein sehr stolzer Moment, für mich und meine Familie", sagte Kaymer.

Überragender Luke Donald

Nicht nur in diesem Halbfinale kam es zu einer Art Ryder-Cup-Duell zwischen Europa und den USA. Im zweiten Halbfinale traf der Engländer Luke Donald auf US-Boy Matt Kuchar. Und was soll man sagen? Ein brutal dominanter Donald gewann klar 6&5.

Der Engländer ist in dieser Woche in absolut grandioser Form. Nicht ein einziges Mal ist Donald, der mit einem Sieg die neue Nummer drei der Welt werden kann, in irgendeinem seiner Matches überhaupt in Rückstand gelegen. Irre. Donald vs. Kaymer - das wird am Sonntag ein faszinierendes Finale.

Aber selbst wenn es der Deutsche verlieren sollte, die Nummer eins der Welt ist er trotzdem. Sogar die zweitjüngste Nummer eins nach Tiger Woods, der 1997 im Alter von 21 Jahren die Spitzenposition übernahm. 1986 war Bernhard Langer die erste Nummer eins der neu errichteten Weltrangliste und blieb sie nur drei Wochen lang, jetzt steht 25 Jahre später wieder ein Deutscher ganz oben. Und niemand sollte überrascht sein, wenn er da für längere Zeit stehen bleibt. In den USA nennen sie Kaymer nicht umsonst nur noch den Germanator.

Das Viertelfinale im Überblick:

Ryan Moore (USA) - Luke Donald (ENG) 5&4

Matt Kuchar (USA) - Y.E. Yang (KOR) 2&1

Bubba Watson (USA) - J.B. Holmes (USA) 19 holes

Martin Kaymer (GER) - Miguel Angel Jimenez (ESP) 1 auf

Das Halbfinale im Überblick:

Luke Donald (ENG) - Matt Kuchar (USA) 6&5

Bubba Watson (USA) - Martin Kaymer (GER) 1 auf

Der Stand in der Golf-Weltrangliste

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