So funktioniert das System Kaymer

Von Florian Regelmann
Martin Kaymer hat in der Saison 2010 über 70 Prozent aller Grüns getroffen
© Getty
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Martin Kaymer - die Schwunganalyse:

Warum genau ist Martin Kaymer eigentlich so gut? Mal ganz abgesehen von seiner mentalen Stärke. Was zeichnet seinen Golf-Schwung aus? Wie funktioniert das Schwungsystem Kaymer?

SPOX ist diesen Fragen gemeinsam mit Jörg Vanden Berge auf den Grund gegangen. Vanden Berge gehört zu den renommiertesten Golf-Coaches in Deutschland. Er gilt als Analyse-Guru, der Golf sehr wissenschaftlich betreibt und in München eines der modernsten Trainingslabore Europas unterhält.

Neben Sportlergrößen wie Oliver Kahn holen sich bei ihm Tourspieler wie Emma Cabrera-Bello und ihr Bruder Rafael, Peter Hedblom sowie Richard Finch und US-Tourspielerin Beatriz Recari technischen Rat ein.

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"Wenn man sich an die Schwung-Analyse eines fremden Spielers heranwagt, sollte man dies immer mit dem nötigen Respekt und mit einem hohen Maß an Anerkennung der jahrelangen Aufbauarbeit zwischen dem Trainer und dem Spieler tun. In diesem Falle betrifft es den Spieler Martin Kaymer und seinen langjährigen Golflehrer Günter Kessler. Es ist lange kein Spieler mehr auf der Profi-Plattform in Erscheinung getreten, der so viel Fähigkeiten und Professionalität in den unterschiedlichsten Bereichen mitbringt", erklärt Vanden Berge gegenüber SPOX.

1. Setup

Jörg Vanden Berge: "Wenn man sein Setup (Bild 1) betrachtet, erkennt man, wie perfekt ausgeglichen Martin seinen Körper in Stellung bringt. Obwohl es nur auf einer Balance-Platte wirklich messbar ist, ruht das Gewicht auf beiden Füßen gleichmäßig verteilt. Damit verhindert er bei Beginn der Bewegung störende Kompensationen.

Die Standbreite signalisiert eine stabile Ausgangsposition, sodass der Schwung relativ unempfindlich auf Wind oder Bodenunebenheiten reagiert und dadurch in der Lage ist, sich kraftvoll und fließend zu bewegen. Die Arme hängen entspannt herunter, sodass sich genügend Platz zwischen den Händen und den Oberschenkeln befindet.

Die Schulterlinie ist parallel zur Stand- und Ziellinie ausgerichtet, sodass die Voraussetzung erfüllt ist, dass sich die Hände und die Schultern auf der korrekten Bahn bewegen können."

2. Ausholen

Jörg Vanden Berge: "Beim Ausholen (Bild 2) ist sehr bezeichnend zu sehen, wie sich im ersten Teil der Schlägerkopf vor den Händen vom Ball weg bewegt, sodass der Schlägerschaft relativ steil in das Ausholende hineinschwingt. Es gibt viele Spieler, die ein wenig flacher wegschwingen, aber entscheidend ist für jeden Spieler, dass ein korrektes Ausholende erreicht wird, um im Übergang zur Abwärtsbewegung so wenig wie möglich zu kompensieren.

Ein wichtiges Detail für mich dabei ist, dass sich die Hände auf oder ein wenig unterhalb der vorderen Linie einfinden. So wie es bei Kaymer schön zu sehen ist."

3. Abwärts zum Ball und Impact

Jörg Vanden Berge: "Hier entfaltet sich meiner Meinung nach die wahre Technik-Stärke von Kaymer. Seine Abwärtsbewegung der Hände 'schleppt' (Bild 3) den Schläger optimal innerhalb der Schwungtüte. So bezeichnen wir Golflehrer den Bereich, indem sich idealerweise die Hände und der Schlägerkopf bewegen müssen, um einen perfekten Eintreffwinkel zum Ball zu erzeugen. Sauberes Treffen des Balles ist die Folge.

Die Abstimmung der Arme im Bezug zur Beinarbeit und die ideale Kraftverteilung während des gesamten Schwungs sind die Garanten für seine stetige Wiederholbarkeit. Seine Kräfte kann Kaymer durch sein gutes Tempo und Timing ungebremst in den Ball entladen (Bild 4), was seine hohe Schlagweite erklärt."

4. Fazit

Jörg Vanden Berge: "Wenn wir von dem Spieler Kaymer etwas lernen wollen, dann ist es seine Ruhe und Gelassenheit, mit der er sein Spiel angeht und die Zuversicht zu seinen Fähigkeiten. Mit seiner zurückhaltenden Art ist er ein großes Vorbild für jeden ambitionierten Sportler. Wir werden noch sehr viel von ihm hören."

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