Langer wirft Politikern Kurzsichtigkeit vor

SID
Bernhard Langer hat scharfe Kritik an der Politik geübt
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Bernhard Langer hat die Politik nach der gescheiterten Beteiligung von Bund und Land an der deutschen Bewerbung um den Ryder Cup 2018 heftig kritisiert.

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Leitfigur Bernhard Langer kämpft weiter eisern um den Ryder Cup 2018 in Deutschland - doch am Wochenende platzte sogar dem so besonnenen Golfstar der Kragen: Nach der gescheiterten Beteiligung des Bundes und der bayerischen Staatsregierung an der Lizenzgebühr (18 Millionen Euro) für die deutsche Bewerbung holte Langer zum verbalen Rundumschlag aus.

"Ich habe mir mehr Unterstützung von den Politikern erhofft. Ich verstehe nicht, warum sie so kleinkariert denken. Sie schaden nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Wählern und unserem Land", sagte Langer vor dem außerordentlichen Verbandstag des Deutschen Golf Verbandes (DGV) am Samstag in Frankfurt am Main.

"Deutschland weltweit präsentieren"

Der sechsmalige Ryder-Cup-Spieler Langer warf den Entscheidungsträgern Kurzsichtigkeit vor und verwies auf die Nachhaltigkeit des Prestigeduells zwischen den besten Golfern aus den USA und Europa. "Wir könnten Deutschland weltweit präsentieren, für den Tourismus interessant machen. Wenn man zehn Millionen investiert, fließen 60 bis 80 Millionen zurück. Jeder Geschäftsmann würde da sofort zusagen", erklärte der 53-Jährige und mahnte: "Das ist eine einmalige Gelegenheit. Diese Chancen werden wir nicht so oft haben."

Erwin Langer werden die deutlichen Worte seines Bruders Bernhard nicht gefallen haben. Der Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft RC Deutschland setzt seine Hoffnungen weiterhin in Vater Staat.

"Nichts geht ohne Politik. Wir verhandeln mit Berlin und München. Es gibt Signale", sagte Erwin Langer, die nicht nur "ideeller und organisatorischer" Natur seien. Sondern es seien Signale der Bereitschaft, "Schubladen zu öffnen, die bisher verschlossen waren." Langer zweifelt dennoch: "Ob wir die 18 Millionen Euro schaffen, ist ein anderes Thema. Über neun kommen wir aber sicher."

Hälfte der Lizenzgebühr gesichert

Zumindest die Hälfte der Lizenzgebühr für die Bewerbung scheint gesichert. Die Vereinigung clubfreier Golfspieler im DGV e.V. (VcG) hat zugesagt, über einen Zeitraum von zwölf Jahren zwischen 2011 und 2022 jährlich 750.000 Euro zur Verfügung stellen - insgesamt also neun Millionen Euro.

Um den Großteil dieser Summe aufzubringen, würde die VcG ihre Fördermittel für das Projekt "Abschlag Schule" um 500.000 Euro reduzieren. Allerdings nur dann, wenn die DGV-Mitglieder als Ausgleich einer zweckgebundenen Beitragserhöhung (ein Euro pro Jahr) für das Schulgolf zustimmen.

Die Summe von 18 Millionen Euro würde allerdings nur dann fällig, wenn sich Deutschland bei der Vergabe im April 2011 gegen die Mitbewerber Spanien, Portugal, Frankreich und die Niederlande durchsetzen sollte. Als Standort für den noch zu bauenden Platz ist Neuburg an der Donau vorgesehen. Der Vertrag für den Fall der erfolgreichen Bewerbung muss erst am 14. Februar 2011 vorgelegt werden, nicht wie ursprünglich gefordert schon am 17. Dezember 2010.

Auch Kaymer unterstützt deutsche Bewerbung

Bernhard Langer kann bei der Bewerbung mit Golfstar Martin Kaymer buhlen, der die deutsche Bewerbung voll unterstützt. "Martin hat mich angerufen und mir das gesagt. Das ist ein unheimlich positives Zeichen. Es zeigt, dass alle an einem Strang ziehen", sagte der frühere Weltranglistenerste Langer. Der 25-jährige Kaymer hatte im August bei der US-PGA-Championship seinen ersten Major-Titel gewonnen.

Nachdem der Bund eine Beteiligung an den Kosten für die Lizenz verweigert hatte, machte Ende Oktober auch die Regierung des Freistaats Bayern einen Rückzieher. Sie hatte ihre Beteiligung an einen finanziellen Beitrag des Bundes gekoppelt.

Daraufhin hatten die Gesellschafter der RC Deutschland und die konsultierten Landesgolfverbände entschieden, das Projekt auch ohne die finanzielle Unterstützung der Bundes- und Landesregierung voranzutreiben.

In Langer weckt der Ryder Cup besondere Emotionen. "Es gibt kein größeres Turnier. Ich habe dort gestandene Männer weinen und auf Tischen tanzen sehen", berichtete der frühere Ryder-Cup-Kapitän aus Anhausen.

Freie Golfspieler unterstützen Bewerbung