Love you, Samuel Ryder!

Von Florian Regelmann
Ian Poulter freut sich dermaßen über den Ryder-Cup-Sieg, dass Graeme McDowell Panik bekommt
© Getty
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5. Wie, es regnet in Wales? Hier kommt die Statistik des Ryder Cups: Was an den ersten drei Tagen an Regen auf den Twenty Ten Course geprasselt ist, waren 55,5 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags im Monat! Eigentlich fehlte nur, dass sich der walisische Tourismus-Minister irgendwo von der Brücke stürzt. Das Schlimme an dem ganzen Regen-Fiasko ist, dass es so vorhersehbar war.

Nicht unbedingt in dem Ausmaß, aber dass es im Oktober in Wales häufig regnet, ist jetzt nicht die neueste Erkenntnis. Ergo: Der Ryder Cup muss in Zukunft zwingend früher stattfinden. Aus Europa-Sicht wäre das auch gar kein Problem, aber in den USA laufen im September die hoch dotierten FedEx-Cup-Playoffs.

Und da die US PGA Tour im Gegensatz zur European Tour nichts mit dem Ryder Cup am Hut hat, weil dieser in den Bereich der PGA of America fällt, ist es sehr kompliziert, zu einer Lösung zu kommen. Man kann nur hoffen, dass es eine Lösung gibt. Denn: Der nächste Ryder Cup in Europa wird 2014 in Gleneagles ausgetragen. Auch ein Ort, der für sein schlechtes Wetter bekannt ist.

4. Aufgepasst auf Sergio! Fünf Vize-Kapitäne hatte Montgomerie am Ende. Neben Thomas Björn, Darren Clarke, Paul McGinley und Sergio Garcia wurde kurzerhand noch Jose Maria Olazabal verpflichtet. Olly war in Wales an Ort und Stelle, als Botschafter eines Kaffee-Giganten. Monty erkannte diese Verschwendung an Talent und holte den Spanier ins Team. Olazabal gilt wie Davis Love III bei den USA als Favorit für das Kapitänsamt 2012.

Die eigentliche Geschichte ist aber Sergio. Dass ein Spieler von der Klasse eines Garcia, der im Ryder Cup Heldentaten vollbracht hat, im Alter von 30 Jahren als Assistenz-Kapitän auftaucht, liegt an der Grenze zur Tragik. Garcia selbst bat Montgomerie, dabei sein zu dürfen, weil er wusste, dass er es als Spieler aktuell nicht schafft.

Die verloren gegangene Leidenschaft war der Hauptgrund für die Krise, in der sich Garcia spielerisch seit längerem befindet und die ihn eine Auszeit nehmen ließ. Der Ryder Cup wird ihm jetzt unfassbar geholfen haben, das Feuer in ihm wieder zu entfachen. Wer Garcia in Wales über den Platz hat hüpfen sehen, hat gemerkt: Es ist schon entfacht. Deshalb kommt hier eine Prognose: Aufgepasst auf Sergio. Der Junge wird ein großes Comeback starten.

3. Bizarre Tage in Wales: Der Regen war nicht die einzig bizarre Geschichte der Woche. Wir fassen mal kurz zusammen.

  • Das Format wird geändert. Eine Folge: Fourballs werden von Foursomes überholt. Chaos pur.
  • Team USA hat keine Ahnung von Regenanzügen und muss im Merchandise-Zelt neue kaufen. O-Ton von Europas Ex-Captain Ian Woosnam: "Verstehe ich nicht. Als ich Captain war, habe ich mir die Dinger angezogen und bin unter die Dusche, um sie zu testen."
  • Team USA hat nicht nur keine Ahnung von Regenanzügen, Team USA hat auch einen fragwürdigen Mode-Geschmack und tritt in lavendel an. Getreu den Nationalfarben: rot, weiß, blau... und lavendel.
  • Phil Mickelson spielt am ersten Tag mit Regenhandschuhen an beiden Händen. Hat er noch nie gemacht.
  • Die Molinari-Brüder spielen ihr erstes Ryder-Cup-Loch und wissen nicht, wo die Fahne steht, weil ihre Caddies das Info-Blatt nicht bekommen haben.
  • Der Ryder Cup muss spätestens am Montag um 18.43 Uhr beendet sein. Ist eine Regel. Warum das so ist, weiß niemand.
  • Die walisische Sprache ist keine Sprache. Willkommen in Wales heißt Croeso i Gymru. Und das meinen die ernst!
  • Der Ryder Cup lässt alle Leute verrückt werden. Zwei Beispiele: 1. James, Mathe-Lehrer aus Maesteg: "Unglaublich! Wir haben in der Klasse den Ryder Cup angeschaut und dann wurde abgebrochen. Jetzt muss ich wieder Mathe unterrichten. Weiß nicht, wer darüber mehr sauer ist. Ich, oder die 32 Golf-Fans, die dividieren müssen." 2. Matt aus Leicester: "Ich sitze im Haus meiner Eltern fest, nachdem ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten eingeladen wurde. Kein TV oder Radio erlaubt, also muss ich immer mal kurz unter dem Tisch aufs Handy schauen, um zu wissen, wie es steht. Bin nicht glücklich."

2. Das beste Sport-Event der Welt: Wenn ein Superstar wie Graeme McDowell sagt, dass er vor Nervosität fast den Schläger nicht mehr halten konnte, muss man dann noch mehr über den Ryder Cup sagen? Wenn Hunter Mahan danach in der Pressekonferenz sitzt und nichts sagen kann, weil ihm die Tränen kommen, muss man dann noch mehr über den Ryder Cup sagen?

Wenn Jeff Overton nach einem gelochten Eagle so aussteigt, dass SPOX in deutschen Golfklubs die "Boom-Baby-Bewegung" fordert, muss man dann noch mehr über den Ryder Cup sagen?

Wer hat eigentlich den albernen Satz erfunden: Es ist nur ein Spiel? Spiel. Was ein Wort. Halma ist ein Spiel. Aber sicher nicht der Ryder Cup. Der ist das Coolste, was es auf der Welt gibt. Und so cool gemacht wird er durch die Fans und die Spieler.

Als der Ryder Cup am Freitag kurz vor dem Start stand, erschienen die beiden Molinari-Brüder, die am Vormittag noch aussetzten, am ersten Abschlag. Und die Fans stimmten zum ersten Mal an: "There's only two Molinaris, there's only two Molinaris!" Es war im Prinzip ein 72-stündiges Gänsehaut-Gefühl, das sich ab diesem Zeitpunkt einstellte.

1. Das Fazit: Love you, Samuel Ryder! Love you so much.

Ryder-Cup-Analyse: Der MVP ist das Team