Kaymer ist Europas wichtigster Mann

Von Florian Regelmann
Europa hat fünf der letzten sieben Ryder-Cup-Duelle gegen die USA gewonnen
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Team USA

Kapitän: Corey Pavin

Vize-Kapitäne: Paul Goydos, Tom Lehman, Davis Love III, Jeff Sluman

1. Tiger Woods (34 Jahre)

Weltrangliste: 1

Ryder-Cup-Bilanz: 9-13-2

Wer hätte gedacht, dass Tiger Woods für einen Ryder Cup mal eine Wildcard benötigen würde. Ein ziemlich unfassbares Szenario. Fakt ist, dass Woods nach all seinen Problemen auf und vor allem neben dem Platz ganz, ganz langsam wieder der alte Tiger wird. Seine letzten drei Ergebnisse (13. Platz, 11. Platz, 15. Platz) deuten an, dass sich seine Arbeit mit seinem neuen Coach Sean Foley langsam auszahlt.

Die Schwungumstellungen greifen, er schlägt den Ball weiter als je zuvor in seiner Karriere und macht wieder ziemlich viele Tiger-Schläge. Wenn jetzt noch sein kurzes Spiel in Schuss kommt, muss Europa höllisch aufpassen.

Denn Tiger löst bei all seinen Gegner nach wie vor Furcht aus. Aber: Tiger hat fünf Ryder Cups gespielt, viermal haben die USA verloren. Seine Bilanz ist schwach. Bislang hat er aber fast per Gesetz immer alle 5 Matches bestritten. Was passiert, wenn Tiger nicht gut spielt? Würde Pavin ihn tatsächlich auf die Bank setzen?

2. Phil Mickelson (40 Jahre)

Weltrangliste: 2

Ryder-Cup-Bilanz: 10-14-6

Recht seltsames Jahr für Mickelson. Im April schlüpfte er beim Masters zum dritten Mal ins Grüne Jackett, aber was danach kam, war für seine Verhältnisse sehr durchwachsen. Kein einziger weiterer Sieg, zwar einige Top-Ergebnisse (u.a. 4. Platz US Open), aber auch viel Durchschnitt.

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Bei der TOUR Championship hatte er zum gefühlten 100. Mal in diesem Jahr die Chance, Tiger mit einem Sieg als Nummer eins der Welt abzulösen, aber er spielte wieder nicht überzeugend.

Ganz schwer zu sagen, was Captain Pavin von Mickelson erwarten kann. In der Vergangenheit hat Phil weder beim Ryder Cup noch in Europa unbedingt wahnsinnig geglänzt - es wäre an der Zeit für ihn, dass er das mal ändert.

3. Dustin Johnson (26 Jahre)

Weltrangliste: 12

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Der Mann des Jahres aus US-Sicht. Natürlich wegen seiner herzzerreißenden Kollapse bei den US Open und der PGA Championship, aber auch weil er schlicht und ergreifend ein kommender Superstar ist.

Ein überaus sympathischer noch dazu. Wie er seine erschütternden Niederlagen ertragen, weggesteckt und bewältigt hat, verdient höchste Anerkennung.

Dustin Johnson schlägt den Ball nicht nur soweit wie kein anderer Bewohner der Erde, er hat inzwischen das gesamte Paket, was einen Weltklasse-Spieler ausmacht. Bei der TOUR Championship nicht vorne dabei, aber das ändert nichts: Ganz wichtiger Mann für Team USA.

4. Jim Furyk (40 Jahre)

Weltrangliste: 5

Ryder-Cup-Bilanz: 8-13-3

Der Mann mit der hässlichsten Schwungbewegung der Welt ist ein absoluter Fixpunkt in sämtlichen US-Teams der letzten Jahre.

Nach zwei sieglosen Jahren hat sich Furyk mit drei Turniersiegen in dieser Saison wieder stark zurückgemeldet. Mit seinem Triumph bei der TOUR Championship holte er sich den FedEx-Cup und wurde zum 10-Millionen-Dollar-Mann. Sein größter Erfolg der Karriere nach seinem US-Open-Sieg 2003.

Für die Foursomes aufgrund seiner Erfahrung und Genauigkeit im langen Spiel gesetzt. Mit seiner Wadenbeißer-Mentalität kann der glühende Pittsburgh-Steelers-Fan dem Team viel Energie geben. Neben Stricker der zweite logische Partner für Woods.

5. Hunter Mahan (28 Jahre)

Weltrangliste: 14

Ryder-Cup-Bilanz: 2-0-3

Der klassische US-Tour-Spieler. Beige Hose, irgendein Polo-Shirt, Sonnenbrille. Vom Typ Mahan gibt es in Amerika mindestens noch hundert andere, nur spielen sie nicht so gut wie der geborene Kalifornier.

Wenn Mahan einmal on fire ist, ist er kaum zu stoppen. So sicherte er sich 2010 zwei Turniersiege.

Zuletzt war die Formkurve in den FedEx-Cup-Playoffs zwar etwas abfallend, aber Mahan ist ein überragender Match-Play-Spieler und hat die richtige Mentalität im Kampf Mann gegen Mann. Nach seinem Sensations-Debüt 2008, als er nicht eine einzige Niederlage kassierte, kommt es wieder stark auf Mahan an.

6. Matt Kuchar (27 Jahre)

Weltrangliste: 11

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

In vielerlei Hinsicht die eigentliche Nummer eins der USA. Kuchar spielt die Saison seines Lebens, auch wenn er nur einen Sieg auf dem Konto hat. Zwischendurch dachte man: Das Turnier, bei dem er nicht vorne auf dem Leaderboard steht, muss anscheinend noch erfunden werden.

Sage und schreibe 18 Top-25-Platzierungen kann Kuchar 2010 aufweisen. Er mag langweilig aussehen und langweilig spielen, aber Kuchar könnte der Schlüsselspieler für die USA werden.

Nur technisch gesehen ein Rookie, trotz seiner ersten schwächeren Woche seit langem bei der TOUR Championship grundsätzlich top in Form und voller Selbstbewusstsein.

7. Steve Stricker (43 Jahre)

Weltrangliste: 4

Ryder-Cup-Bilanz: 0-2-1

Beim Presidents Cup war Stricker schon der Partner von Woods und gewann alle Matches (4-0).

Es ist davon auszugehen, dass auch Pavin auf diese Paarung setzt. Ein Spieler aus der Kategorie: "Warum genau hat der eigentlich noch kein Major gewonnen?"

Nach einer schwierigen Phase in seiner Karriere hat sich Stricker seit einigen Jahren als Weltklasse-Spieler etabliert. Er war sogar schon relativ knapp dran, die Nummer eins der Welt zu werden. Seine Stärken: Extrem konstantes langes Spiel und ein tödlicher Putting-Stroke.

8. Stewart Cink (37 Jahre)

Weltrangliste: 35

Ryder-Cup-Bilanz: 4-7-4

Nur drei Top-10-Platzierungen in dieser Saison, die letzte davon im Juni - man kann nicht wirklich sagen, dass sich Cink für eine Wildcard angeboten hätte. Dennoch war es zu hundert Prozent klar, dass er ins Team gehört.

Einen erfahrenen British-Open-Sieger, bei dem man weiß, dass er sich in Europa zurecht findet und im Ryder Cup steigern kann, lässt man nicht zuhause.

Cink ist tendenziell immer unterschätzt, wenn es um Spieler geht, die sich im Match Play in einen Rausch spielen können. Eminent wichtiger Mann für die USA und ein ganz gefährlicher Gegenspieler für die Europäer.

9. Zach Johnson (34 Jahre)

Weltrangliste: 19

Ryder-Cup-Bilanz: 1-2-1

Wie bei Cink war auch bei Zach Johnson klar, dass er eine Wildcard bekommen muss.

Der Masters-Champion von 2007 spielt eine sehr respektable Saison (u.a. Sieg beim Crowne Plaza Invitational) und ist aufgrund seines strategischen Golfs ein prädestinierter Partner für Longhitter wie Namensvetter Dustin Johnson.

Zach Johnson ist kurz vom Tee, aber er hat schon beim Masters bewiesen, wie man große Turniere gewinnen kann, wenn man bei 16 Par 5s 16 Mal vorlegt...

10. Bubba Watson (31 Jahre)

Weltrangliste: 24

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Sehr spannende Personalie für den Ryder Cup. Für Foursomes-Spiele vielleicht der am wenigsten geeignete Spieler, den man in ganz Amerika finden kann.

Bubba legt sich den Ball hin und haut drauf. Ohne Rücksicht auf Verluste. Da geht eben schon mal einer in die Pampa.

In diesem Jahr aber mit vielen genialen Turnieren und seinem ersten Turniersieg - bei der PGA Championship unterlag er dann bekanntermaßen erst im Stechen gegen Martin Kaymer. 31 Jahre alt, benimmt sich aber gemäß seines Twitter-Accounts wie 5. Höchstens. Cooler Junge und im Bestball auch dank seines tollen kurzen Spiels eine Top-Option für Pavin.

11. Rickie Fowler (21 Jahre)

Weltrangliste: 33

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Der Rookie aller Rookies. Spielt seine erste Saison auf der US PGA Tour und hat Captain Pavin so imponiert, dass dieser ihm sofort eine Wildcard gab.

Warum Fowler? Vor zwei Jahren war der junge Anthony Kim der große Energielieferant für das ganze Team.

Nun ist Kim aufgrund von Verletzungsproblemen mit anschließender Formschwäche aus dem Team gefallen und musste ersetzt werden. Und niemand kann Kim in dieser Hinsicht besser ersetzen als der smarte Rickie, der sonntags nur orange trägt. Außer beim Ryder Cup versteht sich.

12. Jeff Overton (27 Jahre)

Weltrangliste: 48

Ryder-Cup-Bilanz: Rookie

Spielte sich mit einem grandiosen Sommer ins US-Team, als er eine Top-Platzierung an die nächste reihte. Außerdem stellte er im August einen Rekord für die schnellste Runde bei einem Major auf. Negativ: Hat in seiner ganzen Karriere immer noch kein Turnier gewonnen.

Er ist überhaupt der erste US-Ryder-Cup-Spieler der Geschichte, der sich qualifizierte, ohne jemals in seiner Karriere ein Turnier gewonnen zu haben.

Außerdem lief in den letzten Wochen nicht mehr viel zusammen. Eigentlich lief gar nichts. Overton gilt auch nicht als besonders nervenstark. Spricht alles nicht dafür, dass er viel zum Einsatz kommen wird. In der Hierarchie ganz unten anzusiedeln.

Team Europa im Porträt

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