Irgendwann muss Garcia gewinnen

Von Florian Regelmann
Sergio Garcia
© Getty

München - Egal, wer am Ende die British Open gewinnen wird, er kann sich schon mal auf die erste Frage bei der Sieger-Pressekonferenz freuen.

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"Glauben Sie, Sie hätten auch gewonnen, wenn Tiger hier gewesen wäre?" Tiger ist aber nicht hier. Wäre eine gute Antwort. Stimmt ja vor allem auch.   

Die British Open live im Internet TV!

Woods wird aufgrund seiner Knieverletzung zum ersten Mal in seiner Karriere ein Major verpassen, also haben alle anderen im Royal Birkdale Golf Club im englischen Southport die große Chance, sich in den Vordergrund zu spielen.

Auf wen man bei der British Open besonders achten sollte, zeigt das SPOX-Ranking.

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Sergio Garcia

Weltrangliste: 7

Beste British-Open-Platzierung: 2. (2007)

Wenn nicht jetzt, wann dann? Irgendwann muss Garcia ja sein erstes Major gewinnen. Im vergangenen Jahr war er in Carnoustie so nah dran, sein Putt zum Sieg lippte aus und am Ende verlor er im Stechen gegen Padraig Harrington (Die Highlights der Open 2007 bei SPOX.TV). Wie er danach in Selbstmitleid zerfloss und meinte, er sollte ein Buch schreiben, wie man keine Fehler macht und trotzdem verliert, brachte ihm keine Sympathien, aber verstehen konnte man ihn schon. Vom Abschlag bis zum Grün ist Garcia der beste Spieler im Feld. Punkt. Er ist in Form (zuletzt 2. bei der European Open) und sogar auf den Grüns läuft es besser (zuletzt 21 Putts in einer Runde. War das wirklich Garcia?). Wenn er nur einigermaßen anständig puttet, hat er große Chancen auf den Claret Jug. Noch was, das für ihn spricht: Spanien gewinnt allem Anschein nach alles in diesem Sommer. Die Fußball-EM (Garcia ist gut mit Nationalkeeper Iker Casillas befreundet und war beim Finale in Wien im Stadion), dazu Wimbledon in Person von Rafael Nadal, warum soll Garcia nicht auch noch die British Open gewinnen?

Phil Mickelson

Weltrangliste: 2

Beste British-Open-Platzierung: 3. (2004)

Wenn die Nummer 1 ausfällt, ist es eigentlich Zeit, dass die Nummer 2 übernimmt. Aber ob es so kommt? Mickelsons Saison ist bislang schwer einzuordnen. Zwar hat der 38-Jährige zwei Siege auf dem Konto, aber abgesehen davon spielt er für seinen Geschmack viel zu oft in den Plätzen 10-25 herum. Die nächsten Wochen mit den beiden letzten Major-Turnieren des Jahres werden darüber entscheiden, ob es ein gutes Jahr war oder nicht. Er kann den FedEx-Cup gewinnen, aber es bleibt dabei: Was zählt, sind Major-Siege. Mickelson benötigt dringend wieder einen. Bei der British Open hat er allerdings bis auf 2004 (3. Platz) nie viel gerissen. Seine Art zu spielen (viele Driver, eine hohe Flugkurve) passte einfach nicht zu der nun mal häufig windigen Open. Mittlerweile versucht er sich anzupassen. Bei der Scottish Open landete er auf dem geteilten 38. Platz. Wieder nur ordentlich, aber er fühlt sich gut und hat sich nach eigener Aussage einen Masterplan für die Open zurechtgelegt. Man hat irgendwie das Gefühl, dass Mickelson eine Rolle spielen wird.

Robert Karlsson

Weltrangliste: 23

Beste British-Open-Platzierung: 5. (1992)

Wer ist einer der heißesten Spieler auf der Welt, heißt nicht Kenny Perry und niemand redet über ihn? Die Antwort: Robert Karlsson. Der 1,96-Meter-Riese mit dem eleganten Schwung ist seit Monaten in Gala-Form. Haben nur nicht viele mitbekommen. Deshalb hier seine Platzierungen beginnend mit dem Masters im April: 8, 3, 3, 3, 2, 4, 13, 6. Wenn Karlsson nicht bald eine Trophäe in den Händen hält, stimmt etwas nicht mehr. Mehr andeuten kann sich ein Erfolg nicht. Der Schwede hat ohne Zweifel das Zeug zum Major-Sieger. Gute Drives, gute Eisen, gutes kurzes Spiel, guter Kopf. Gilt als Perfektionist, hatte eine Phase in seiner Karriere, in der er trotz Erfolgs total frustriert war. Seitdem er mit Annchristine Lundström, ihres Zeichens Life-Coach, zusammenarbeitet, ist er ein neuer Mensch. Aber: Trainierte einmal sein Putting, indem er eine ganze Nacht lang in seinem Hotelzimmer Drei-Meter-Putts übte und sich nach jedem Fehlversuch von einem Freund beschimpfen ließ. Interessanter Typ, wird um den Sieg kämpfen.

Lee Westwood

Weltrangliste: 19

Beste British-Open-Platzierung: 4. (2004)

Ein Engländer muss in den Top-5 auftauchen. Aber wer? Luke Donald ist verletzt, aber auch wenn er dabei wäre. Donald, Paul Casey, Justin Rose oder Ian Poulter traut man es bald nicht mehr zu, dass sie wirklich mal ein Major gewinnen. Jedes Jahr setzt England große Hoffnungen in sie, aber es kommt nichts dabei heraus. Rose ist noch eine Überlegung wert, schließlich sorgte er 1998 als Amateur für Furore, als er in Royal Birkdale Vierter wurde (Highlights bei SPOX.TV). Oliver Wilson ist auch eine Überlegung wert. Er ist der am meisten unterschätze junge Engländer. Wurde in diesem Jahr schon viermal Zweiter. Die Wahl ist dann aber doch auf Westwood gefallen. Zu konstant stark spielt er in den letzten Wochen. Bei der US Open verpasste er nur knapp ein Playoff mit Woods und Rocco Mediate, vielleicht ist es diesmal seine Woche.>

Anthony Kim

Weltrangliste: 13

Beste British-Open-Platzierung: - (erste Teilnahme)

Lange haben die USA gerätselt, wann denn endlich ein neuer Jungstar auftauchen wird. Hier ist er: Anthony Kim. AK. Die perfekte Zweitbesetzung für Woods. Der 23-Jährige ist der erste Spieler unter 25 Jahren seit Woods, der in einer Saison auf der US PGA Tour zwei Siege feiern konnte. Zuletzt gewann er das von Woods organisierte AT&T National. Dass er so weit ist, verdankt er auch Woods, der ihm im letzten Jahr deutlich machte, dass er es nur mit der richtigen Einstellung an die Spitze schafft. Kim, vorher gern mal auf Partys gesehen, hörte zu und verstand. Kim hat alles, was ein Star braucht. Er hat das Selbstbewusstsein, er hat die Power, er hat vor allem keine Angst, Turniere zu gewinnen. Ist er vorne, bleibt er vorne. Na, erinnert das an jemanden?

Best of the Rest:

Justin Leonard: Der vielleicht typischste amerikanische British-Open-Spieler. Open-Sieger 1997, gut in Form, macht keine Fehler, sehr gefährlich.

Jim Furyk: Ewig nichts mehr gehört von Furyk bei großen Turnieren, wird so nicht bleiben, neuer Putter, neues Selbstvertrauen, aufgepasst!

Martin Kaymer: Wen interessiert ein Open-Sieg? Kaymer muss nach dem Tod seiner Mutter im Moment leider ganz andere Probleme bewältigen. Er weiß wohl selbst nicht, wie er spielen wird. "Es wird jemand ganz Besonderes in dieser Woche auf mich herunterschauen", so Kaymer. Seine Mutter hätte gewollt, dass er spielt.  

Geoff Ogilvy: Irgendein Australier ist immer im Spiel. Ogilvys US-Open-Sieg wird nicht sein letzter Major-Sieg gewesen sein. Das ist eine Garantie.

Ernie Els: Bei der Scottish Open in den Top-10. Scheint wieder in Form zu kommen. Müsste endlich mal wieder bei einem Major um den Sieg mitspielen.  

Padraig Harrington: Der Titelverteidiger. Immer zu beachten. Interessante Vorbereitung: Statt die hoch dotierte Scottish Open zu spielen, nahm er an der Irish PGA Championship teil. Gewann und kassierte 10.000 Euro. Sieg ist Sieg. Gut für die Psyche. Sein Start ist wegen einer Handgelenksverletzung aber noch gefährdet.