2. Liga: Verkehrte Fußball-Welt im Norden - Holstein Kiel hämmert an die Bundesliga-Tür, der HSV zittert

SID
Simon Terodde (Hamburger SV) und Simon Lorenz (Holstein Kiel) im Zweikampf.
© imago images

Der große Hamburger SV kann nicht mehr direkt aufsteigen. Dafür steht das kleine Holstein Kiel trotz aller Widrigkeiten vor dem Sprung in die Bundesliga.

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Draußen vor dem Stadion standen rund 200 Fans am Zaun, sie sangen und klatschten im norddeutschen Schietwetter für ihre Fußball-Helden - und hoffen nun am Sonntag auf die ganz große Aufstiegsparty bei Holstein Kiel. Natürlich unter Corona-Bedingungen. "Wer sich bei dem Wetter da hinstellt und die Mannschaft nach vorne peitscht, dem liegt das wirklich sehr am Herzen", sagte Trainer Ole Werner trocken.

Der ganz große Traum in Kiel könnte schon am Wochenende Wirklichkeit werden. Während dem großen Hamburger SV ein weiteres Jahr in der 2. Liga droht, steht das kleine Holstein nach dem spektakulären 3:2 (1:1) gegen Jahn Regensburg vor dem Sprung auf die ganz große Bühne.

Kiel, gebeutelt von zwei Corona-Quarantänen und einem Mammutprogramm wegen der Nachholspiele, werde jetzt noch einmal "alle Körner, die noch da sind, zusammen fegen", sagte Werner vor der Partie beim Karlsruher SC (Sonntag, 15.30 Uhr), die Aufstiegsfrage werde über den "Kopf und das Herz" entschieden.

Holstein Kiel ist mehr als "Werner Beinhart"

Holstein Kiel - einem größeren Publikum dürften die Störche wohl immer noch wegen des legendären Unentschiedens gegen den 1. FC Süderbrarup auf dem Kieler Wochenmarkt aus dem Film "Werner Beinhart" bekannt sein ("Granate! Tooooor! Tor für Kiel in der letzten Minuten - ein verdientes Unentschieden"), nun hämmern die Schleswig-Holsteiner gewaltig an das Tor zur Bundesliga.

Mit einem Sieg beim KSC wäre bereits am vorletzten Spieltag alles klar, auch der VfL Bochum könnte gegen den 1. FC Nürnberg die Rückkehr perfekt machen.

2. Liga: Das Rennen um die Aufstiegsplätze

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.VfL Bochum3262:372563
2.Holstein Kiel3253:292462
3.SpVgg Greuther Fürth3262:402258
4.Hamburger SV3265:412455
5.Fortuna Düsseldorf3250:43753
6.1. FC Heidenheim3247:42551

HSV hofft auf Schützenhilfe aus Paderborn

Und weil die Kieler immer "wieder aufstehen" und "alles geben", wenn "der Mannschaft ein Knüppel zwischen die Beine" fliegt, kann der HSV nun nicht mehr direkt aufsteigen. Der Tabellenvierte muss beim VfL Osnabrück gewinnen und auf einen Patzer der SpVgg Greuther Fürth beim SC Paderborn hoffen, um die Chance auf ein Wunder zu wahren.

"Wenn der liebe Gott mit uns ist, gehen wir vielleicht in die Relegation", hatte Neutrainer Horst Hrubesch schon zuletzt gesagt. Und meinte am Freitag über das Saisonfinale: "Jetzt gilt: Sekt oder Selters. Du musst diese zwei Spiele gewinnen." Der 70-Jährige hofft, dass Paderborn "uns ein bisschen aus der Patsche hilft".

Simon Terodde (Hamburger SV) und Simon Lorenz (Holstein Kiel) im Zweikampf.
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Simon Terodde (Hamburger SV) und Simon Lorenz (Holstein Kiel) im Zweikampf.

Holstein Kiel nach zweiter Quarantäne in Topform

Wie ein Märchen klingt derweil die Erfolgsgeschichte der Kieler. "Wir sind einfach 'ne geile Truppe", sagte Simon Lorenz. Vor zwei Monaten erschien die Situation von außen noch "aussichtslos", wie Sportchef Uwe Stöver meinte, doch Holstein siegte auch ohne vernünftiges Training nach der Zwangspause einfach weiter.

Von 18 möglichen Punkten nach der zweiten Quarantäne holte Kiel 16. "Wir sind dicht dran" an der ersten Liga, sagte Stöver, aber "die Beine werden schwer".