2. Bundesliga: 1. FC Nürnberg entlässt Trainer Canadi

SID
Ist nicht mehr länger Trainer beim 1. FC Nürnberg: Damir Canadi.
© getty

Der 1. FC Nürnberg trennt sich nach dem teilweise desolaten Auftritt beim 1:3 in Bochum von Trainer Damir Canadi. Club-Legende Marek Mintal springt ein.

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Robert Palikuca wirkte müde, als er am Dienstagmorgen um 9.42 Uhr an der Geschäftsstelle des 1. FC Nürnberg vorfuhr. Wie es nach der Pleite beim VfL Bochum in der Trainerfrage weitergehe, wurde der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg gefragt. "Es geht immer weiter!", sagte er - beim ruhmreichen FCN aber ohne Coach Damir Canadi.

Der Österreicher wurde am Dienstagnachmittag nur 170 Tage nach seiner Verpflichtung entlassen - ein einziger Sieg aus den jüngsten neun Pflichtspielen und Tabellenplatz elf waren zu wenig. Für ihn übernimmt zunächst U21-Coach Marek Mintal; die Club-Legende nahm umgehend die Vorbereitung für das Duell mit dem Ligazweiten Arminia Bielefeld am Sonntag auf. Nach der Länderspielpause soll dann im emotionalen Derby in Fürth der neue Cheftrainer - der 58. beim Altmeister seit der Bundesliga-Gründung 1963 - auf der Bank sitzen.

"Wir haben uns nach der Rückkehr aus Bochum zusammengesetzt, die Situation selbstkritisch und ehrlich analysiert und sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass es der richtige Schritt ist, die Zusammenarbeit zu beenden", sagte Palikuca über die Trennung von Canadi (49). Der Österreicher selbst sprach von einem "offenen Gespräch". An dessen Ende seien alle der Meinung gewesen, "dass es im Interesse des Vereins ist, der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben". Das soll zunächst Mintal tun.

Fans bestellen Mannschaft zum Rapport

Der Bundesliga-Torschützenkönig der Saison 2004/05 genießt beim Club Kultstatus. 2007 half er unter Trainer Hans Meyer als Torschütze im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart (3:2 n.V.) mit, den bislang letzten Titel an den Valznerweiher zu holen. Seit 2013 ist er bei den Franken als Trainer tätig, mit der 2. Mannschaft belegt er aktuell Platz vier in der Regionalliga Bayern. Dass der 42-Jährige und sein Assistent Ahmet Koc länger als ein Spiel bleiben dürfen, gilt dennoch als ausgeschlossen.

Die aufgebrachten Nürnberger Fans hatten bereits in Bochum Canadis Kopf gefordert und die Mannschaft zum Rapport vor den Gästeblock bestellt. "Die fahren lange hierher, da habe ich volles Verständnis, dass wir nach dem Spiel auf die Fresse kriegen", sagte Kapitän Hanno Behrens, "so etwas haben sie nicht verdient." Allerdings wäre es "zu einfach", den Negativlauf "am Trainer festzumachen". Doch der war wie üblich das schwächste Glied in der Kette.

Palikuca hatte sich noch auf dem Platz minutenlang mit Behrens besprochen, in der Nacht suchte er den Kontakt zu Aufsichtsratschef Thomas Grethlein - um sich die Entlassung absegnen zu lassen. Zu eklatant waren die Probleme auch in Bochum.

Statt einer Wiedergutmachung für die Pokal-Blamage beim Drittligisten Kaiserslautern sahen die Gästefans in der desolaten ersten Hälfte Bochumer Tore durch Danilo Soares (9.), Simon Lorenz (40.) und Manuel Wintzheimer (45.). Beim 2:0 duckten sich die Club-Profis Nikola Dovedan und Robin Hack in der Mauer weg - für Canadi "indiskutabel"

Der erst 18 Jahre alte Debütant Benedikt Willert im Tor sah auch deshalb schlecht aus. Als ihn die Bochumer Anhänger verhöhnten, schritt VfL-Keeper Manuel Riemann beherzt ein und brachte sie zum Schweigen. Die Club-Fans dagegen bekamen ihren Willen - und einen neuen Trainer.

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