HSV: Bezirksamt stellt Ermittlungen gegen Jatta ein - was macht das DFB-Sportgericht?

SID
Bakery Jatta traf am Wochenende gegen Hannover 96.
© getty

Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte hat die Ermittlungen gegen Bakery Jatta eingestellt. Der Hamburger SV reagierte erleichtert, das Verfahren vor dem DFB-Sportgericht ist damit aber nicht automatisch vom Tisch.

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Das Auslaufen des Zweitliga-Tabellenführers war in vollem Gange, als die Nachricht des Tages im Hamburger Volkspark die Runde machte: Das zuständige Bezirksamt Hamburg-Mitte hat die Ermittlungen gegen HSV-Profi Bakery Jatta am Montag eingestellt, die Aufenthaltserlaubnis des 21 Jahre alten Offensivspielers aus Gambia bleibt damit unangetastet.

"Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Es ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt, dass keine Zweifel mehr an der Identität von Bakery bestehen", sagte HSV-Trainer Dieter Hecking nach der Trainingseinheit: "Da haben wir jetzt auch Richtung DFB und DFL die richtigen Argumente."

"Wir freuen uns sehr, dass die Überprüfung der Unterlagen durch das Bezirksamt Mitte so schnell erfolgt ist und die Ermittlungen gegen Bakery Jatta eingestellt wurden", sagte der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann.

Fall Jatta: Proteste von KSC, Bochum und Nürnberg bleiben bestehen

Ob die neue Faktenlage auch Auswirkungen auf das Verfahren vor dem DFB-Sportgericht hat, war am Montag noch nicht abzusehen. Der Karlsruher SC und der VfL Bochum hielten die Proteste gegen die Wertung ihrer HSV-Spiele zunächst aufrecht. Und auch der 1. FC Nürnberg ließ auf SID-Anfrage nichts Gegenteiliges verlauten. Zur Erinnerung: Die Verhandlung des Nürnberger Einspruches soll am Montag (9. September) in Frankfurt/Main stattfinden. Dort soll ein Kronzeuge gegen Jatta aussagen.

Die Politik hat ihre juristischen Zweifel an der Identität Jattas, die nach einem Bericht der Sport Bild vom 7. August aufgekommen waren, jedenfalls fallen lassen. Vier Zeilen umfasste das Schreiben, das nach turbulenten Wochen bei Jatta und dem HSV für große Erleichterung sorgte. Aus den dem Bezirksamt vorliegenden Unterlagen gehen "keine belastbaren Anhaltspunkte hervor, die ausländerrechtliche Maßnahmen begründen würden", sagte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann. Die aufgekommen Zweifel an der Richtigkeit der Angaben "haben sich im Rahmen der Anhörung nicht bestätigt".

Jattas Rechtsanwalt Thomas Bliwier geht davon aus, "dass der Fall nun abgeschlossen ist und sich das Verfahren damit erledigt hat", sagte er dem SID. Er sprach von einer "Erleichterung" für seinen Mandaten und einer "sehr positiven Nachricht". Jatta hatte in der vergangenen Woche über Bliwier eine angeforderte Stellungnahme sowie einen gültigen Reisepass und einen Auszug aus dem gambischen Geburtenregister beim zuständigen Welcome-Center abgegeben.

Bakery Jatta: Zurück in die Normalität?

Für Jatta bedeutet die Entscheidung des Bezirksamts ein weiterer großer Schritt zurück in die Normalität. Schon am Sonntag, sieben Tage nach den wüsten Beschimpfungen durch Karlsruher Fans, hatte er beim HSV-Erfolg im Nordduell gegen Hannover 96 (3:0) als gefeierter Torschütze geglänzt.

"So eine Geschichte kann nur der Fußball schreiben", sagte Hecking am Montag: "Wenn man irgendwann mal einen Saisonrückblick macht, darf das nicht fehlen. Das war vielleicht schon der Moment der Saison. Wie das Stadion explodiert ist. Diese Freude von Baka, diese Freude der Mitspieler - das war schon toll. Und es zeigt, wie fest wir zu diesem Spieler stehen."

In der Länderspielpause geht der Blick gen Frankfurt/Main - die entscheidende Frage: Kommt es in Anbetracht der neuesten Entwicklung tatsächlich noch zur Verhandlung vor dem Sportgericht? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilte am Montag auf SID-Anfrage mit, dass bislang noch keine Einladung zu dem Gerichtstermin erfolgt sei. Sollten die betreffenden Vereine ihre Einsprüche aufrecht erhalten, müsse sich das DFB-Sportgericht allerdings mit dem Sachverhalt befassen. Die Beweispflicht läge in diesem Fall bei den Klubs.

Ausgelöst hatte den Wirbel um Jatta ein Bericht der Sport Bild. Jatta, so das Ergebnis der Recherchen, könnte eine Vergangenheit als Bakary Daffeh haben und zweieinhalb Jahre älter sein als bislang angenommen. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte und der DFB-Kontrollausschuss hatten daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Ein offizielles Verfahren von Seiten des DFB-Kontrollausschusses wurde allerdings bislang nicht eröffnet.

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