Cassalette: "1860 zerstört sich leider von innen"

Von SPOX
Peter Cassalette über 1860 München
© getty

Nach dem erzwungenen Abstieg des TSV 1860 München in den Amateurfußball hat sich der zurückgetretene Präsident Peter Cassalette erstmals detailliert zu den Vorgängen im Verein geäußert. Darin beklagte er die innere Zerrissenheit, die Arbeit einiger Verantwortlichen - und konterte jegliche Kritik an Investor Hasan Ismaik.

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Nachdem Cassalettes Vorwürfe gegen den Verwaltungsrat bereits bekannt wurden, veröffentlichte das Portal dieblaue24.com nun das komplette Interview mit dem Ex-Präsidenten. Darin begründete er seinen Rücktritt damit, dass "eine Zusammenarbeit zum Wohle von 1860 nicht mehr möglich" gewesen sei. "1860 zerstört sich leider von innen", lautet Cassalettes vernichtendes Urteil.

Grund dafür seien fehlerhafte Strukturen wie beispielsweise in der Fußballabteilung, mit rund 18.000 Mitgliedern die Größte im Verein. "Dort entscheiden nur 40 Leute über die Zukunft unseres Vereins. Statt sich Sorgen zu machen, was in der Jugendabteilung derzeit verkehrt läuft, betreibt man in dieser Abteilung Selbstberäucherung in Reinkultur und polemisiert", beklagte Cassalette.

Cassalette verteidigt Ismaik

Abteilungsleiter Roman Beer habe bei der letzten Versammlung in seinen Augen nur populistische Aussagen getroffen und sich somit kontraproduktiv verhalten. Cassalette habe hingegen vom ersten Tag an für eine gemeinsame Lösung mit Hasan Ismaik gekämpft. "Wie der Weg gegen ihn aussieht, haben meine Vorgänger eindrucksvoll erfahren müssen", bemerkte der gebürtige Münchner.

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"Respekt gegenüber einem Menschen, der den TSV 1860 vor einigen Jahren vor dem Ende des Profifußballs bewahrt hat und seitdem viel Zeit, Geld und Herzblut investiert hat, war für mich ein wichtiger Bestandteil", erklärte Cassalette, der zugleich auch "die tiefen Gräben zwischen KgaA [Kommanditgesellschaft auf Aktien, Anm. d. Red.] und Verein" zuschütten wollte.

Kritik an der Mannschaft

Dabei wies der Ex-Präsident jegliche Vorwürfe bezüglich einer zu großen Nähe zum Investor zurück: "Ich war nie eine Marionette von Hasan Ismaik! Wir haben viele Dinge oft kontrovers diskutiert und immer versucht, alles zum Wohl von 1860 zu lösen." Dabei forderte er auch ein größeres Verständnis für den Jordanier ein: "Wie kann es sein, dass der Geschäftsführer der Firma, welche er finanziert und an der er die Mehrheit hält, nicht von ihm bestimmt werden kann? Der deutsche Fußball muss sich überdenken."

Eine Schuld des Investors am Abstieg wies Cassalette somit scharf zurück: "Ist er schuld, wenn in Heidenheim der Torhüter kurz vor Schluss einen einfachen Ball aus 40 Metern ins Tor lässt und damit den bis zu diesem Moment sicheren Klassenerhalt verspielt? Ist er schuld, dass die Mannschaft in den Spielen gegen Bochum, Heidenheim und Regensburg mit einem blutleeren Auftritt alles verspielt?"

Innere Zerrissenheit war ausschlaggebend

Letztlich war die innere Zerrissenheit im Verein ausschlaggebend für das Desaster, das sich derzeit in der Grünwalder Straße abspielt. Immer wieder seien "ganz bewusst Unwahrheiten aus dem eigenen Lager gestreut" worden, um den Klub auseinander driften zu lassen. Verantwortliche, die bestimmte Entscheidungen "vor ein paar Monaten und zu Beginn der Saison noch bejubelt haben", verdammen jetzt ebendiese Entscheidungen. Cassalette fand es daher "befremdlich, dass sich hier kein anderer mitverantwortlich fühlt."

Der Ex-Präsident trifft somit ein ernüchterndes Fazit: "Der Verein ist in sich völlig zerstritten, dies überträgt sich auf die Mitglieder, Fans und letztlich auch auf die Mitarbeiter, Funktionäre und Spieler."

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