"Da ist etwas Höheres am Werk"

Reinhold Yabos Vertrag beim KSC läuft im Sommer aus
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SPOX: Lassen Sie uns doch auf den KSC schauen. Acht Spiele sind noch zu spielen, Sie liegen auf Rang vier, einen Zähler hinter dem Relegationsplatz. Langsam sollte man sich intensiver mit dem Aufstieg beschäftigen, oder?

Yabo: Wir kennen die Tabellenkonstellation, wir wissen wo wir stehen, was wir können - und wir wissen auch, was noch drin ist diese Saison. Und so gehen wir die Sachen auch jeden Tag an. Trotzdem setzen wir uns nicht zusätzlich unter Druck und sagen, dass wir unbedingt aufsteigen müssen. Wir fahren gut auf der Schiene, von Spiel zu Spiel zu schauen und einfach immer in die nächste Partie alles zu investieren.

SPOX: Haben Sie die jüngsten Fan-Zwischenfälle mitbekommen? Den Drohbrief an die Werksvereine, das Belagern des Hotels von RB Leipzig oder das Bewerfen von Ralf Rangnicks Auto mit Farbbeuteln?

Yabo: Natürlich bekommt man das mit, man ist ja immer in der Nähe und versucht Up-to-Date zu bleiben.

SPOX: Beschäftigt einen so etwas?

Yabo: Vor einem Spiel: Absolut nicht. Ich glaube, da spreche ich für die komplette Mannschaft, dass man da nicht mehr daran denkt. Da braucht man seinen Fokus und die Konzentration für die Aufgabe, die vor einem liegt. Das ist unser Job - und nicht, sich die Köpfe zu zerbrechen, was da vor dem Spiel passiert. Das kann von mir aus nach dem Spiel passieren oder zwischen den Einheiten, aber während des Spiels niemals.

SPOX: Ihr Name ist in letzter Zeit in Verbindung mit einigen Bundesligisten aufgetaucht. Wenn man Ihre Vorgeschichte hat und bereits in jungen Jahren ein derartiges Auf und Ab miterlebt hat - wird man da vorsichtiger, was die Zukunftsplanung angeht?

Yabo: Das glaube ich schon. Ein Person, die unbekümmerter ist und nicht meinen Weg hinter sich hat, wieso sollte die sich auch solche Gedanken machen? Gerade weil ich diese Erfahrungen gemacht habe, fließt das ganz entscheidend in meine Evaluierungen mit ein. Das gehört aber auch mit zur Persönlichkeitsentwicklung oder dem Erwachsenwerden. Was ist für mich wichtig, was ist für meine Familie wichtig? Ich würde nie blind eine wichtige Entscheidung treffen.

SPOX: War der Glauben ihr wichtigster Halt, als sie nach der U17-EM als hochgelobter Spieler den Sprung ganz nach oben nie schafften?

Yabo: Das kann ich nicht genau sagen. Ich weiß nur, dass mir der Glaube enorm viel geholfen hat. Weil man auch versuchen muss, in solchen Dingen das Gute zu sehen. Das klingt vielleicht banal, aber auch aus schlechten Dingen kann man Gutes mitnehmen. Und das alles hat mich enorm reifen lassen, verantwortungsvoller mit dem Leben umgehen lassen. Deshalb bin ich auch irgendwo dankbar, dass es so gekommen ist.

SPOX: Dankbar?

Yabo: Natürlich wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gerne früher noch mehr sportliche Erfolge verbucht hätte. Aber es sollte einfach nicht so sein.

SPOX: Also keine verbitterten Gefühle, wenn man sich ansieht, wo ihre damaligen Mitspieler wie Mario Götze oder Marc-Andre ter Stegen heute stehen?

Yabo: Auf keinen Fall, mit so etwas steht man sich nur selbst im Weg. Natürlich denkt man sich, dass man das auch gerne schon hätte. Aber wenn's nicht so ist, dann ist es nicht so. Und dann bleibt einem nur übrig, das Beste draus zu machen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und zu jammern oder zu klagen. Es ist einfach, Fehler woanders zu suchen. Aber wirklich die Situation anzunehmen und zu sagen, man geht da durch - das können nicht viele sagen. Und es formt auch den Charakter. Wenn es gut läuft, dann ist das Leben easy, man muss niemandem etwas beweisen. Das kann jeder. Wenn's eng wird, dann sieht man, wie eine Person gestrickt ist.

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