"So schnell wie möglich" aufsteigen

SID
Gertjan Verbeek will den VfL Bochum zurück in die Bundesliga führen
© getty

Eine denkwürdige Hasstirade gegen Christian Streich, 184 mehrheitlich deprimierende Tage beim 1. FC Nürnberg - viel mehr hat Gertjan Verbeek in Fußball-Deutschland bis jetzt nicht hinterlassen. Acht Monate nach seiner Entlassung beim Club darf sich der Niederländer erneut versuchen, bei einem ähnlich schwierigen Patienten. Am Montag wurde Verbeek beim klammen Zweitligisten VfL Bochum als Nachfolger von Kult-Coach Peter Neururer vorgestellt - und ging gleich in die Offensive.

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"Die Herausforderung ist, die Mannschaft attraktiver spielen zu lassen und mehr Punkte zu holen. Das Ziel ist, so schnell wie möglich hochzukommen in die erste Liga", sagte Verbeek, der einen Vertrag bis 2017 unterschrieb.

Dass die Bochumer Verbeek eine neue Chance im deutschen Profi-Fußball geben, ist auf den ersten Blick nicht selbstverständlich. In Nürnberg war ihm seine schroffe Art ebenso zum Verhängnis geworden wie sein stures Festhalten an einer sehr offensiven Ausrichtung und die vermeintlich zu hohen Trainingsintensität, die er den Spielern abverlangte. Wohl auch deshalb zeigte seine Erfolgskurve bedenklich schnell nach unten.

Doch neben einer harten Trainerhand, die die Bochmer Macher nach dem Aus des "Kumpeltypen" Neururer wohl mehr denn je gesucht haben, überzeugte sie Verbeeks grundsätzlicher Hang zu attraktivem Offensiv-Fußball. "Er ist mir in Nürnberg aufgefallen. Die Art und Weise, wie der Club damals gespielt hat, ist etwas, was ich gerne in Bochum sehen würde", sagte Sportvorstand Christian Hochstätter. Er hatte bereits zu Verbeek Kontakt aufgenommen, als Neururer noch im Amt war.

Verbeek baut eigenes Holzhaus

Zudem beeindruckte der Baumeister Verbeek Hochstätter auch in einem Wald bei Zwolle. Dort zimmert sich der Niederländer sein eigenes Holzhaus zusammen. "Wer das kann, der kann auch eine Mannschaft zusammenbauen", sagte Hochstätter.

Zwei Spiele der aktuellen VfL-Elf hat Verbeek schon live verfolgt und beim 3:3 gegen den FC St. Pauli und dem glücklichen 1:1 gegen Schlusslicht Erzgebirge Aue am Sonntag hanebüchene Abwehrfehler und triste Hausmannskost erlebt. Dennoch sieht er Potenzial.

"Die Mannschaft kann Fußball spielen, keine Frage", sagte Verbeek und ergänzte ohne den Anflug eines Lächelns, dass er "vielleicht von Wein oder Bier zu Weihnachten" Kopfschmerzen bekomme, "aber bestimmt nicht vom Fußball".

Legendäre Verbalattacke gegen Streich

In Erinnerung ist Verbeek den deutschen Fußball-Fans vor allem durch seine legendäre Verbalattacke gegen Christian Streich geblieben. Nachdem er sich von Freiburgs Trainer im direkten Duell "unverschämt, brutal und respektlos" angegangen gefühlt hatte, weigerte er sich, in der Pressekonferenz neben Streich zu sitzen. Es folgte eine tagelange Schlammschlacht, in der sich beide Seiten der Lüge bezichtigten.

Streich wurde wenig später bei Verbeeks Entlassung in Nürnberg mit den Worten zitiert: "Ich versuche gegen menschliche Gefühle wie Schadenfreude anzuarbeiten. Einfach ist es aber nicht."

Verbeek will von alldem nichts mehr wissen. "Mit Nürnberg habe ich abgeschlossen". Ende März (26. Spieltag) wird er mit dem VfL zum Club zurückkehren - wenn er solange durchhält.

Gertjan Verbeek im Steckbrief

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