Ingo Wellenreuther: "Das ist ein Knockout"

SID
Nach dem Abpfiff ging nichts mehr bei den Spielern des Karlsruher SC
© Getty

Kurz vor der Geisterstunde wurden auch die gerade in die Zweite Bundesliga aufgestiegenen Fußballer des SSV Jahn Regensburg vom Spuk im Karlsruher Wildpark in Mitleidenschaft gezogen. Resolut schlug eine Frau vom Sicherheitsdienst gegen die Scheibe der Umkleidekabine, auf dass dahinter die Spieler ihre lautstarken Jubelgesänge einstellen mögen: Bloß kein Öl ins Feuer gießen.

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Der Tritt auf die Euphoriebremse war begründet. Die Ordnungshüter befürchteten, dass sich die frustrierten Fans des durch das 2:2 im Relegations-Rückspiel in die Dritte Liga verbannten Karlsruher SC durch die feiernden Bayern zusätzlich provoziert fühlen könnten.

Die Frontscheibe am Mannschaftsbus der Gäste war immerhin schon durch einen Steinewerfer stark beschädigt worden. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei wurden insgesamt 75 Personen verletzt, 109 Randalierer kamen vorübergehend in Gewahrsam. Acht Personen wurden festgenommen. Erst als sich die KSC-Spieler und Sportdirektor Oliver Kreuzer den Fans stellten, entspannte sich die Lage etwas.

Kein Geld, kein Team

Am späten Montagabend aber ging in Karlsruhe mehr zu Bruch als nur Glas durch jene Fans, die ihre Drittliga-Depression mittels Randale und Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften verarbeiten wollten. Das Bundesliga-Gründungsmitglied steht nach dem zweiten Abstieg in die Dritte Liga wieder vor einem Scherbenhaufen. Es ist kein Geld in der Kasse, das Team fällt auseinander.

"Das ist ein Knockout, der uns im Mark trifft. Wir sind fest davon ausgegangen, dass wir es packen. Wir haben anstrengende Tage und Wochen vor uns", gab KSC-Präsident Ingo Wellenreuther im Gespräch mit der dapd zu. Trotz eines um 40 Prozent reduzierten Lizenzspieleretats auf vier Millionen Euro versprach der CDU-Politiker: "Wir werden alles daran setzen, dass wir nur ein Jahr in der dritten Liga verbringen."

Schon am Morgen nach dem Desaster setzte sich das Präsidium mit Trainer Markus Kauczinski und dem gleichfalls zum Weitermachen bereiten Sportdirektor Oliver Kreuzer zusammen, um den Neuaufbau anzugehen. "Nach dem Wundenlecken steht die Kaderplanung im Vordergrund", sagte Wellenreuther.

KSC-Zukunft ungewisser denn je

Keine einfache Aufgabe eingedenk der Tatsache, dass nur vier Profis einen auch für die Dritte Liga gültigen Vertrag besitzen: Torwart Dirk Orlishausen, Hakan Calhanoglu, Sebastian Schiek und Timo Kern. Einige Spieler aus der zweiten Mannschaft, die aus der Regionalliga nun in die Oberliga zwangsabsteigen muss, sollen aufrücken.

"Wie die Mannschaft aussehen wird, steht in den Sternen", gab Kreuzer zu. "Wir haben einige Spieler für beide Ligen angesprochen. Jetzt aber wird es für uns schwieriger. Wir haben gerade an Attraktivität verloren", sagte Kauczinski nach dem besiegelten Abstieg.

Die notorische Schwäche bei Standardsituationen kostete den KSC den Klassenverbleib. Hein (28.) und Laurito (66.) trafen nach Eckbällen für Regensburg. Lavric (32.) und Charalambous (56.) erzielten die Treffer für den KSC. Nach dem 1:1 im Hinspiel profitierte Regensburg von der Auswärtstoreregel.

Dass auch die Mannschaft von Jahn Regensburg ein anderes Gesicht erhalten wird, war den Karlsruhern kein Trost. Nicht nur für Trainer Markus Weinzierl, der wohl zum Erstligisten FC Augsburg wechseln wird, muss Ersatz gefunden werden. "Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Mannschaft auseinanderfällt. Ich fürchte, dass schon mancher woanders unterschrieben hat", sagte Sportdirektor Franz Gerber, ehe der Mannschaftsbus eine Stunde nach Mitternacht endlich abfahren konnte.

Karlsruher SC - Jahn Regensburg: Daten zum Spiel

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