David Odonkors schwerer Weg zurück

SID
Dieses Bild liegt schon über fünf Jahre zurück: David Odonkor (r) mit Kumpel Lukas Podolski
© Getty

David Odonkor war einst gefeierter Nationalspieler, nun versucht er, in der zweiten Liga bei Alemannia Aachen Fuß zu fassen. Von ehemaligen Weggefährten ist er enttäuscht. "Einzig Lukas Podolski hat sich mal gemeldet", sagt der mittlerweilige 27-Jährige.

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Als scheinbar nichts mehr geht im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Polen, als Miroslav Klose und Lukas Podolski reihenweise Chancen liegen lassen, bringt Bundestrainer Jürgen Klinsmann Mitte der zweiten Halbzeit seine Joker David Odonkor und Oliver Neuville ins Spiel.

Der pfeilschnelle Odonkor - in seiner besten Zeit lief er die 100 Meter unter elf Sekunden - kommt über die rechte Außenbahn, flankt den Ball in die Mitte auf Neuville. Tor. Der Startschuss für das einzigartige Sommermärchen ist erfolgt.

Wie oft er diese Szene schon gesehen hat, kann Odonkor nicht sagen. "Solche Erlebnisse haben sich schon eingebrannt. Diese Minuten in Dortmund werde ich nicht vergessen", erzählt der 27-Jährige, der heute in der 2. Liga bei Alemannia Aachen spielt, und will doch eigentlich gar nicht mehr darüber reden. "Wenn man zu oft zurückdenkt, dann ist es auch falsch."

Denn Odonkor will die Vergangenheit hinter sich lassen. So schön die WM auch war, begann doch anschließend seine lange Leidensgeschichte. "Nach der WM hatte ich noch zwei Jahre Vertrag bei Borussia Dortmund. Ich bin mit einem positiven Gefühl zum Training gekommen und dort wurde mir nahegelegt, einen neuen Verein zu suchen", berichtet der Mittelfeldspieler.

Wechsel im Sommer 2006 zu Betis Sevilla

Die Angebote kamen. Vereine, sowohl aus der Bundesliga als auch aus dem Ausland, standen Schlange und klopften an Odonkors Tür. Am Ende entschied sich der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen für einen Wechsel zu Betis Sevilla, für den der BVB 6,5 Millionen Euro erhielt.

Doch in Sevilla verbrachte er mehr Zeit im Kraftraum als auf dem Rasen. Wenige Monate nach seinem Wechsel wurde er am Knie operiert. Durch seine langwierige Verletzung, die viermal wieder aufbrach, absolvierte er in den fünf Jahren nur 51 Spiele für die Spanier.

Sein Knie bereitete ihm immer wieder zu viele Probleme, um richtig Fuß fassen zu können. Die 2006 so hoffnungsvoll gestartete Nationalelf-Karriere geriet ins Stocken, der Kontakt zu den ehemaligen Mitspielern brach ab. Odonkor war hart gelandet.

"Es ist traurig, wenn man sich gut verstanden hat, schwer krank im Krankenhaus liegt und sich niemand meldet. Es ist schon schwer, mal eine SMS zu schreiben ...", berichtet Odonkor, und seine sonst gut gelaunte Miene verzieht sich.

Nur Podolski hat sich gemeldet

"Fußball ist eben eine Einzelsportart, da denkt jeder an sich. Das habe ich besonders während meiner Zeit in Sevilla gelernt", sagt der 16-malige Nationalspieler, der zu den früheren DFB-Kollegen keinerlei Kontakte mehr hat. "Einzig Lukas Podolski hat sich mal gemeldet, aber sonst blieb es bei der Familie", erzählt Odonkor, der sich mit dem Thema Nationalmannschaft nicht mehr beschäftigt. "Ich schaue mit die Spiele im TV an, aber mehr nicht."

Im Sommer 2011 endete das Abenteuer Sevilla. Odonkor kehrte gemeinsam mit seiner Frau und Tochter nach Deutschland zurück und war zunächst vereinslos. "Ich bin ein Kämpfertyp. So schnell lasse ich mich nicht abschreiben", sagt der Offensivspieler, der sich in der Zwischenzeit auch bei den Glasgow Rangers fit hielt.

Karriere-Plan B steht

Doch verpflichten wollte ihn keiner, bis sich die Alemannia meldete und ihm einen Vertrag bis zum Saisonende gab. "Hier in Aachen war es sehr schwierig, auf das Niveau zu kommen, aber ich habe seit langem wieder eine komplette Vorbereitung mitgemacht und bin auf einem guten Weg", sagt Odonkor, der bislang elfmal für Aachen spielte.

Sollte es nach dem Saisonende mit der Karriere aber nicht mehr weitergehen, hat der Vater einer dreijährigen Tochter mittlerweile einen Plan B. "Wenn ich nicht mehr aktiv bin, dann möchte ich ein italienisches Restaurant aufmachen." Bis dahin will Odonkor aber noch einige Male die Außenbahn beackern. So wie einst im WM-Spiel gegen Polen.

David Odonkor im Steckbrief

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