Ismaik dreht den Löwen den Hahn zu

SID
Der jordanische Investor Hasan Ismaik ist beim TSV 1860 München längst nicht mehr unumstritten
© Getty

Bei 1860 München herrscht wieder Chaos: Der Geldgeber Hasan Ismaik stoppt geplante Investitionen, jegliche Transferaktivitäten wurden eingestellt. Prompt verkündet ein Leistungsträger den Abschied.

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Der jordanische Multi-Millionär hat dem Verein am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er bis auf Weiteres nicht mehr in den Klub investieren wolle. Den geplanten Kurztrip in die bayerische Landeshauptstadt sagte Ismaik kurzfristig ab.

Den offiziellen Grund ("zeitliche Probleme") überflügelte schnell die Wahrheit: Ismaik sieht keinen Sinn mehr in einem Treffen mit seinem Widersacher, 1860-Präsident Dieter Schneider. Das Experiment des ersten arabischen Investors im deutschen Profi-Fußball steht offenbar kurz vor dem Scheitern.

Absage an drei geplante Neuzugänge

Schneider aber, für die Fans der Mann, der die Löwen vor der Insolvenz gerettet hat, lässt der Druck von Ismaik noch kalt. "Solange ich das Votum des Aufsichtsrates habe, werde ich nicht zurücktreten", sagte der 64-Jährige der Nachrichtenagentur "dapd".

Klar scheint zumindest seit Donnerstag, dass sich Ismaik, der in den vergangenen sieben Monaten mehr als 20 Millionen Euro in den Klub pumpte, die Machtspiele an der Vereinsspitze satthat. Er will mehr Einfluss - und stoppt den Geldfluss.

Den Profis Vladimir Koman (Sampdoria Genua), Grzegorz Wojtkowiak (Lech Posen) und Gregorius Tzavellas (Eintracht Frankfurt), die alle drei als Winter-Neuzugänge fest eingeplant waren, musste Sportchef Florian Hinterberger am Donnerstagabend kurzfristig wieder absagen: "Alle wären gerne zu 1860 gekommen", beteuerte der 53-Jährige. Ohne Ismaiks Geld jedoch fehlt dem Zweitligisten der Handlungsspielraum.

Aigner setzt Zeichen: Abgang im Sommer

Den Aufsichtsrat des Vereins sieht Schneider geschlossen hinter sich - und nicht nur das: Sogar 1860-Profis schlagen sich mittlerweile auf die Seite des Präsidenten. Mittelfeldspieler Stefan Aigner hat am Freitag bekannt gegeben, den Verein wegen der Mobbing-Versuche gegen Präsident Schneider im Sommer in Richtung Bundesliga (Verein steht noch nicht fest) verlassen wird.

"Das war für mich einer der Hauptgründe für meinen Entschluss, bei 1860 nicht zu verlängern", sagte Aigner der "Bild" und ergänzte: "Ich finde es unmenschlich und absolut unfair, so auf einen Mann los zu gehen, der den Verein gerettet hat. Tut mir leid für die Fans."

Lage ernster denn je

Bereits vor einigen Wochen wollte Ismaik hinwerfen - nun scheint die Lage aber ernster denn je.

Ein Rückzug des Investors hätte für den TSV 1860 jedenfalls fatale Folgen: Schon im März muss der Klub bei der Deutschen Fußball-Liga die Lizenzierungsunterlagen für die Saison 2012/2013 einreichen - und ohne Ismaiks Geld hätte man ein Problem.

Dem deutschen Meister von 1966 droht, vor allem weil die Kosten für die Münchner Arena (rund 4,4 Millionen Euro) zu hoch sind, das nächste Liquiditätsloch.

Trainer Reiner Maurer versteift sich einstweilen aufs Sportliche und erklärt: "Wir werden trotzdem eine gute Rückrunde spielen."

Der TSV 1860 München im Überblick

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