Medien: Fenin stürzte aus Fenster

SID
Am Dienstag wurde bekannt, dass Martin Fenin an "Depressionsschüben" leidet
© Imago

Ein mysteriöser Fenstersturz aus dem Hotelzimmer soll der Auslöser für das öffentliche Bekenntnis des unter Depressionen leidenden Fußball-Profis Martin Fenin gewesen sein. Der 24-Jährige vom Zweitligisten Energie Cottbus soll laut "Bild" und tschechischen Medien in der Nacht zu Samstag aus seinem Hotelzimmer in die Tiefe gestürzt sein

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"Es hat einen Rettungseinsatz der Polizei gegeben. Mehr sagen wir nicht zu dem Thema", erklärte ein Cottbuser Polizeisprecher am Mittwoch auf "SID"-Anfrage.

Wie es genau zu dem Sturz kam und ob es sich um ein Versehen oder Unfall handelte, darauf gab die Polizei keine Antwort. Der tschechische Nationalspieler wurde anschließend in die Cottbuser Carl-Thiem-Klinik eingeliefert.

Fenin hatte am Dienstag offenbart, dass er an Depressionen leide. Vergeblich hatte er zunächst versucht, die Krankheit im Alleingang zu bekämpfen.

"Flucht in Medikamente und Suchtmittel"

"Die vorübergehende Flucht in Medikamente und Suchtmittel verschlimmerte diesen Zustand und gipfelte nun in der alarmierenden Diagnose", teilte der Stürmer mit. Der Sturz trug auch dazu bei, dass die gesamte Krankenakte an die Öffentlichkeit gelangte. Damit ist der Spieler nicht mehr dem Druck ausgesetzt, seine Depressionserkrankung ständig geheim halten zu müssen.

"Wir geben Martin alle Zeit der Welt, um wieder zurückzukommen", sagte der Cottbuser Präsident Ulrich Lepsch am Mittwoch. In den vergangenen Tagen hatten sich Ereignisse in der Lausitz überschlagen. Gemeinsam mit den Beratern und den Eltern des Spielers, die beide Ärzte sind, hatte der Verein die Vorgehensweise abgestimmt.

Schließlich wurde eine Pressemitteilung veröffentlicht, die in ihrer Offenheit zunächst schockierte und dem Fußball, aber auch allen Beteiligten einen großen Druck nahm.

VdV wünscht sich Verbesserungen

"Es gibt noch zu viele Klubs, bei denen die Sportpsychologie keinen hohen Stellenwert besitzt", sagte der Vorsitzender des Vereins für Vertragsfußballer (VdV) Ulf Baranowsky dem "SID".

Wie Baranowsky ausführte, weise die VdV seit Jahren schon darauf hin, dass im Fußball psychische Erkrankungen in nennenswerter Zahl auftreten.

"In die richtige Richtung"

Die sportpsychologische Betreung sei allerdings nicht optimal. Richtig diskutiert werde das Thema erst seit dem tragischen Tod von Robert Enke. Der damalige Nationaltorwart hatte sich im November 2009 aufgrund von Depressionen das Leben genommen. Seitdem gehe die Diskussuion "in die richtige Richtung", sagte der VdV-Vorsitzende.

Dass die wenigsten Spieler mit ihren psychischen Problemen an die Öffentlichkeit treten, sei nicht verwunderlich. "Viele Spieler fürchten die Konsequenzen", sagte Baranowsky.

VdV bietet Hilfe an

Ein öffentliches Eingeständnis könne zu Problemen bei Vertragsverhandlungen oder dem Abschluss von Versicherungen führen. Zudem laufen Spieler Gefahr als "psychisch labil" abgestempelt zu werden. Auf der anderen Seite lassen die nur wenig bekannten Fälle die Öffentlichkeit nur kurz aufschrecken.

Die Vereinigung der Vertragsfußballer bietet betroffenen Spielern seit Jahren Hilfe an. Durch das Netzwerk "mental Gestärkt" verfüge die VdV über ein Betreuungsnetzwerk, auf das Vereine und Spieler jederzeit zurückgreifen könnten.

Martin Fenin im Steckbrief

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