Funkel vor Rekord, Meier vor Entlassung

SID
Friedhelm Funkel wurde am 21. Mai 2010 als Trainer in Bochum vorgestellt
© Getty

Friedhelm Funkel ist der Dauerbrenner des deutschen Profifußballs. Mit seinem 1077. Spiel als Trainer oder Spieler wird der 56-Jährige am Montag nun sogar Otto Rehhagel überflügeln. In seinem Rekordspiel in der 2. Liga gastiert Funkel mit dem VfL Bochum am Montag bei der krisengebeutelten Fortuna aus Düsseldorf. Deren Trainer Norbert Meier muss um seinen Job zittern.

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Friedhelm Funkelhat das spektakuläre 7:3 gegen Dynamo Dresden erlebt, stieg siebenmal in die Bundesliga auf, war DFB-Pokal-Sieger 1985 und überflügelt nun sogar Otto Rehhagel. Doch für einen großen Titel hat es nicht gereicht.

Am Montag wird Dauerbrenner Funkel beim Zweitliga-Duell seines Klubs VfL Bochum bei Fortuna Düsseldorf (20.15 Uhr im LIVE-TICKER) König Otto stürzen und alleiniger Rekordhalter sein.

"Ein schönes Beiwerk"

"Ich hatte nicht im Entferntesten darüber nachgedacht, irgendwann einmal 1000 Spiele im bezahlten Fußball zu machen. Das wäre früher ein Traum gewesen, inzwischen ist es Realität", sagt Funkel.

"Lange wusste ich gar nicht, dass ich Otto erreichen kann. Dies ist ein schönes Beiwerk zu den ganzen tollen Stunden, die ich in all den Jahren erlebt habe."

Die schönste Stunde als Trainer, das überrascht kaum, war einer seiner Aufstiege. 17. Mai 1992, Millerntor, FC St. Pauli gegen Bayer Uerdingen. "Wir durften nicht verlieren, sonst wäre Oldenburg aufgestiegen. Wir hätten damals im Leben kein Tor geschossen, die letzten fünf Minuten fühlten sich an wie fünf Wochen. Nach dem 0:0 war Riesenparty im Bus", berichtet Funkel.

7:3 - wie im Rausch

Ein Tag, der längst in Vergessenheit geraten ist. Ganz im Gegensatz zu Funkels größter Stunde als Spieler. "Das war das Ding gegen Dynamo Dresden im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger. Wir lagen 1:3 hinten, hatten das Hinspiel 0:2 verloren - dann waren wir wie im Rausch und gewannen noch 7:3. Ein unglaubliches Spiel", sagt Funkel. Gefeiert wurde auch zünftig: "Alles war in Bier gebadet."

Funkel ist ein Pedant, der sich an sagenhaft viele Details erinnert. Zum Beispiel auch an sein erstes Profispiel. "Eine Niederlage mit Uerdingen an der Hafenstraße in Essen, 1:2, zweimal Hrubesch. Gegentor: Funkel." Die Frage, was sich im Profigeschäft in den vergangenen 36 Jahren verändert habe, beantwortet er sofort und ganz knapp. "Alles."

Dementsprechend kann er wenig mit der heutigen Generation anfangen, die Rundumversorgung genießt und manchmal den Hintern nachgetragen bekommt. "Wir haben früher mit Zerrungen immer gespielt. Wenn solche Kleinigkeiten überhaupt festgestellt wurden. Wir hatten einen einzigen Masseur, der konnte ein bisschen die Beine streicheln, mehr nicht", schimpft der gebürtige Neusser.

Funkel: "Der Fußball hat mir alles gegeben"

Dennoch: Ein Ende von Funkels Trainerkarriere ist nicht in Sicht, obwohl es nicht so recht läuft in Bochum. Es ist das Schicksal des Friedhelm Funkel, aber auch seine große Stärke, mit kleinen Vereinen mittlere Ziele zu erreichen.

Kein Länderspiel hat er, war nie Nationaltrainer, nie deutscher Meister. Rostock und Köln, Uerdingen und Duisburg, Frankfurt und Bochum.

Der FC Bayern hat sich nie gemeldet. "Der Fußball hat mir alles gegeben", sagte Funkel trotzdem. Er kann sich auch vorstellen, auf der Trainerbank alt zu werden, wie Otto Rehhagel. "Warum nicht? Ich bin gesund und hätte auch gar kein Problem damit, irgendwann zu sagen: Ich höre jetzt auf und trainiere wieder den VfR Neuss." Es wäre eine doppelte Rückkehr - in seine Geburtsstadt und zu seiner ersten Trainerstation.

Auch der Trainer des heutigen Gegners steht im Fokus. Norbert Meier ist in Düsseldorf nach null Punkten aus fünf Spielen mächtig in die Kritik geraten. Verliert die Fortuna auch heute, wird die Zusammenarbeit mit dem Trainer aller Voraussicht nach beendet.

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