Fußball-Gott Ebbers bringt den Kiez zum Beben

SID
Nach dem 3:0 gegen den FC Augsburg gab es für die Pauli-Kicker jede Menge Grund zu jubeln
© Getty

Die Spieler tanzten ausgelassen auf dem Rasen, Sportchef Helmut Schulte schüttelte sich das Konfetti aus dem Haar und Matchwinner Marius Ebbers wurde von den begeisterten Fans als "Fußball-Gott" gefeiert.

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Nach dem 3:0 (0:0)-Sieg des FC St. Pauli im Spitzenspiel der 2. Liga gegen den FC Augsburg bebte der Kiez. Vier Runden vor dem Saisonende haben die Hamburger neun Punkte Vorsprung auf den Tabellenvierten Fortuna Düsseldorf und den Aufstieg vor Augen.

"Ganz ehrlich: Das dürfen wir uns einfach nicht mehr nehmen lassen", meinte Mittelfeldspieler Florian Bruns. Schulte hatte derweil nicht nur mit seiner Frisur zu kämpfen. Auch mit dem Doppeltorschützen Ebbers (63. und 83.) gab es noch ein Hühnchen zu rupfen.

"Er hat mir meinen 1:0-Tipp kaputtgeschossen", mäkelte der Manager schmunzelnd, um seiner Euphorie anschließend freien Lauf zu lassen: "Aber so wie er das gemacht hat, das war einfach geil. Dass war so genial, dass Bundestrainer Joachim Löw nochmal über seinen WM-Kader nachdenken sollte."

"Fußball-Gott? Das habe ich noch nie gehört"

Also Ebbers statt Kuranyi? Der Hochgelobte schien mit all den Elogen fast schon überfordert. "Fußball-Gott? Das habe ich in meiner Karriere noch nie gehört", meinte der 32-jährige Ebbers und wollte trotz seiner Saisontore Nummer 16 und 17 von Übermenschlichem nichts wissen: "Ich fühle mich wie ein ganz normaler Fußballer und freue mich, dass ich zum Erfolg beitragen konnte. Das Tor zur Bundesliga ist einen Spalt auf, aber wir sind noch nicht hindurchgegangen."

Angesichts der Partystimmung auf den Rängen blickte Ebbers, dessen Teamkollege und Mannschaftskapitän Fabio Morena am Dienstag bis 2012 bei St. Pauli verlängerte, dann aber doch ein Stückchen weiter nach vorn: "Was hier los sein wird, wenn wir tatsächlich aufsteigen, kann sich niemand ausmalen. Das wird heftiger, als ich es mir vorstellen kann."

Zumal es für den Tabellenzweiten gleich doppelten Grund zum feiern gäbe. Am 15. Mai wird der Traditionsklub auch noch 100 Jahre alt. "Die Party würde auf jeden Fall größer werden als beim Aufstieg in die 2. Liga. Ich liebe das Chaos und wenn etwas nicht mehr zu kontrollieren ist", sagte Vereinschef Corny Littmann.

Vier Punkte Abstand auf den FCA

Bis dahin gibt es allerdings noch vier Spiele zu überstehen. Die auf dem Relegationsplatz rangierenden Augsburger wurden jedoch erstmal um vier Punkte distanziert. "Natürlich spielen die Träume von der Bundesliga jetzt in den Köpfen eine Rolle. Aber wir dürfen nicht durchdrehen", forderte Mittelfeldspieler Matthias Lehmann, der St. Pauli mit seinem Treffer zum 1:0 (51.) auf die Siegerstraße gebracht hatte.

Trainer Holger Stanislawski, der sich mit der Leistung seiner Mannschaft vor der Pause nicht einverstanden zeigte, gab sich indes hanseatisch gelassen: "In der ersten Halbzeit haben wir unsere Grundordnung nicht eingehalten. Wir freuen uns über den Sieg, müssen uns jetzt aber schnell wieder auf das Auswärtsspiel am nächsten Samstag bei Union Berlin konzentrieren."

Sein Augsburger Kollege Jos Luhukay war derweil tief enttäuscht. "Leider haben wir nur eine gute Halbzeit gezeigt. Dann schlug die Stunde von St. Pauli. Sie haben unsere Ballverluste ganz brutal abgestraft", kritisierte der Niederländer und hielt sich mit Kampfansagen in Richtung Aufstieg zurück.

Zumal Top-Torjäger Markus Thurk zwölf Minuten vor dem Ende verletzt ausgewechselt werden musste. "Wir müssen abwarten, ob es bei ihm bis zum Spiel am Freitag gegen den MSV Duisburg reicht", meinte Luhukay: "Dort wollen wir verhindern, dass der MSV noch einmal herankommt. Dann wird man sehen, was am Ende für uns herausspringt."

Spielbericht: St. Pauli schnuppert am Aufstieg