Hoffeheime, Dutt und Georg der Bärtige

Von Oliver Wittenburg
Aue, Paderborn
© Imago

München - Aufsteiger in Aufstiegsgefahr, Erzgebirgler im Freudentaumel, Torverweigerer und Torjäger treten in den Schlaglichtern zum 21. Spieltag der 2. Liga auf. Robin Dutt und Alex Voigt haben große Sprechrollen, Rummenigge und Trapattoni eine kleine.

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Die da nix verloren haben: Was erlaube Hoffeheime?, hätte Trapattoni vielleicht gefragt. Robin Dutt, Coach beim SC Freiburg, und mit seinem Team hoffnungslos chancenlos gegen den potenten Aufsteiger formulierte so: "Die haben in der 2. Liga nichts verloren. Die gehören in die Bundesliga." Auch wenn Hoffenheims Coach Rangnick sich nach dem 4. Sieg in Folge noch nicht zur "aktuellen Aufstiegsgefahr" äußern wollte, könnte sein Team schon bald zur Beletage gehören. Nur zwei Punkte fehlen schließlich zu einem Aufstiegsrang. Dutt: "Hoffenheim ist der einzige Verein, der Bayern irgendwann gefährlich werden könnte."

Die da auch nix verloren haben: Ja, is schon Kät?, wird sich der eine oder andere Erzgebirgler gefragt haben, als Aue den SC Paderborn mit 6:0 aus dem Stadion geschossen hatte. Doch es war mitnichten schon Zeit für das von Herzog Georg dem Bärtigen 1519 ins Leben gerufene beliebte Volksfest, sondern lediglich der 21. Spieltag der 2. Liga und ein Sieg, der mal so richtig Balsam auf die geschundenen Seelen der Veilchen-Fans, -Spieler und -Verantwortlichen war. Erzgebirge Aue hat mit dem höchsten Sieg seiner 2.-Liga-Zugehörigkeit (seit 2003) also ein Lebenszeichen im Abstiegskampf gesendet. Umgekehrt kassierte Paderborn seine höchste Niederlage und ist schon acht Punkte weg vom rettenden Ufer. Neu ist unter dem neuen Trainer Dotchev, dass man jetzt nicht nur vorne ganz mies ist, sondern offenbar auch hinten. Dotchev meinte, er stehe "vor einer Ruine". Dutt hätte vielleicht so formuliert und dabei das Gleiche gemeint: "Die haben in der 2. Liga nichts verloren."

Die immer beschissen werden: "Der FC Bayern wird das mit Sicherheit nicht akzeptieren." So oder so ähnlich spricht Kalle Rummenigge manchmal und dann geht er gegen irgendwas vor. Gladbachs Alex Voigt formulierte nach dem 2:2 in Osnabrück volkstümlicher: "Ich muss echt aufpassen, weil gegen die Schiedsrichter soll man ja nix sagen. Aber das war eine absolute Frechheit, was der heute gemacht hat. Jedes Mal werden wir beschissen." Voigt schimpfte nicht zu Unrecht, denn in der Tat war der Elfmeterpfiff von Schiri Kempter nach seinem, also Voigts, Vorgehen gegen Osnabrücks Schlitzohr Reichenberger ziemlich inakzeptabel. Voigt sagte auch, dass ihm Kempter mit den Worten "Die nächste Aktion pfeife ich gegen Dich" gedroht haben soll, was schon ganz schön inakzeptabel wäre. Also, Rummenigge hätte das nie und nimmer akzeptiert, Gladbachs Coach Luhukay meinte nur: "Das macht Reichenberger eben clever."

Die das Tor nicht treffen: Zwölf Tore erzielten die Löwen in den ersten drei Saisonspielen im August und noch mal fünf gegen Aue Mitte Dezember.Zwölf plus fünf macht 17. 31 Tore haben sie insgesamt, weniger 17,  macht 14. 14 Tore erzielten die Löwen also in allen anderen Spielen dieser Saison. Zehnmal schafften die Münchener überhaupt kein Tor. In den letzten zehn Spielen stand sieben Mal die Null. Vorne. Ganz schön bitter. Dennoch muss man vor der Kurz-Truppe den Hut ziehen: Gegen Köln am Freitag fehlten sieben Stammspieler und so mancher Jungspund wurde ins Getümmel geschickt. Apropos Köln. Die treffen auch nix. Die meisten jedenfalls. Also: 38 Tore hat Köln insgesamt, 16 davon erzielte Novakovic, neun Helmes. 16 und neun macht 25. 38 weniger 25 macht 13. 13 Tore, die die anderen 16 von Trainer Christoph Daum eingesetzten Feldspieler zusammengekriegt haben. Davor muss man nicht den Hut ziehen und Herr Dutt möge sich hüten zu behaupten, "die gehören in die Bundesliga".

Die immer treffen: Das sind die Kickers, denn die Kickers haben Suat Türker. Der 31-Jährige erzielte in Augsburg im sechsten Spiel in Serie ein Tor. Das schaffte in dieser Saison noch kein Novakovic, kein Helmes und schon gar kein Löwe und noch nicht einmal einer aus Hoffenheim. Sieben Punkte holte Offenbach aus diesen sechs Spielen, was zugegebenermaßen nicht übermäßig viel ist. Ohne Türkers Treffer wäre es im gleichen Zeitraum aber nur ein Punkt gewesen, was zweifellos sehr wenig ist. Sechs Punkte weniger und Offenbach wäre fast so schlecht wie Paderborn und "die haben in der 2. Liga nichts verloren". 

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