WM

Ohne Franck? Ohne Chance!

Von SPOX
Die Equipe Tricolore muss vielleicht auf ihren Superstar verzichten
© getty

Vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 findet im Land des fünfmaligen Weltmeisters Brasilien die 20. Fußball-WM statt. SPOX stellt die 32 Endrunden-Teilnehmer vor. Dieses Mal: Frankreich.

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Land: Frankreich

Einwohner: 65 Millionen

Weltranglistenplatz: 16

WM-Teilnahmen: 14

Größter Erfolg: Weltmeister (1998)

Hier geht's zur WM-Gruppe E

Der Star: Franck Ribery ist der X-Faktor in einer homogenen Mannschaft. Die Franzosen sind gleichmäßig top besetzt, aber Ribery ist der Spieler im Kader für die außergewöhnlichen Momente. Und derzeit der einzige Weltstar der Grande Nation. "Vom Rüpel zum König Europas" lautet der Arbeitstitel seiner Karriere, die vor gut zehn Jahren eigentlich schon vorbei war, ehe sie so richtig begonnen hatte. Die Zeit bei den Bayern, für die er seit nunmehr sechs Jahren spielt, hat ihn ruhiger und reifer gemacht. So ganz bekommt Ribery seine Wutausbrüche aber auch im zarten Alter von 31 Jahren nicht immer in den Griff. Als einer der Rädelsführer der Revolte von Knysna stand Ribery nach dem WM-Fiasko von vor vier Jahren vor dem Aus bei der Equipe Tricolore. Ohnehin ist die Liaison zwischen ihm und der Nationalmannschaft von einigen Irrungen und Wirrungen begleitet. Erst in den letzten beiden Jahren haben die Fans einigermaßen ihren Frieden mit Ribery schließen können. Für Trainer Didier Deschamps ist Ribery unverzichtbar - umso mehr treiben die anhaltenden Rückenbeschwerden des Stars die Mannschaft und die Fans um. Selbst das komplette WM-Aus ist derzeit ein Szenario. Frankreich ohne Ribery wäre nur die Hälfte von dem wert, was die Mannschaft leisten kann. Und für den Spieler selbst wäre es gleich doppelt bitter: In vier Jahren in Russland wäre Ribery wohl schon eine Spur zu alt.

Der Trainer: Didier Deschamps hat den schlingernden Tanker der Equipe Tricolore wieder zurück auf Kurs geführt. Dass Frankreich aber überhaupt bei der WM teilnehmen darf, war schon ein hartes Stück Arbeit. Bei allem Lob, das der Kapitän der Welt- und Europameistermannschaft von 1998 und 2000 eingeheimst hat - ein Scheitern in den Playoffs gegen die Ukraine hätte wohl ziemlich sicher auch Deschamps' Aus bedeutet. Immerhin hat er der Mannschaft einen neuen Geist einhauchen können nach dem Bruch innerhalb des Teams bei der WM in Südafrika und dem frühen Aus bei der EM vor zwei Jahren unter Vorgänger Laurent Blanc. Und er hat einigermaßen erfolgreich ein 4-3-3-System installiert, an dem sich auch die Juniorenmannschaften der Franzosen orientieren. Dass Deschamps bei allem Einfühlungsvermögen gerade für die wichtigen und sensiblen Spieler auch knallhart sein kann, hat die Ausbootung von Samir Nasri gezeigt. Für die hagelte es heftige Kritik von Teilen der Fans. Deschamps hat aber den einen faulen Apfel besser gleich aussortiert, bevor der die ganze Mannschaft wieder ansteckt und hält den Druck jetzt bis zum ersten Spiel aus. So verfährt ein Trainer, der genügend Selbstvertrauen und Aura mitbringt. Von beidem hat Didier Deschamps genug.

Der Kapitän: Hugo Lloris ist hinter den stets genannten Weltklasse-Keepern Iker Casillas, Manuel Neuer oder Gigi Buffon im Kreis "internationale Klasse" zu verorten. Mit der Tendenz zur Weltklasse. In Lyon machte sich der erst 27-Jährige einen guten Namen, der Wechsel in die Premier League zu den Tottenham Hotspur ließ Lloris noch eine Stufe weiterreifen. Derzeit stehen einige Top-Adressen Europas auf der Matte, die Llrois nur zu gerne aus dem bis 2016 datierten Vertrag bei den Spurs rauskaufen möchten. Unter anderem ist das rege Interesse von Paris St.-Germain und Manchester City belegt. Seit fast sechs Jahren ist Lloris, der in seinem Torwartspiel eigentlich kaum eine Schwäche offenbart, fester Bestandteil der Equipe Tricolore, seit vier Jahren ist der die Nummer eins und seit etwas mehr als zwei Jahren auch Kapitän der Mannschaft. Und nach der WM wird er von den Experten dann vielleicht auch in die Kategorie "Weltklasse" eingestuft...

Der Spieler im Fokus: Paul Pogba ist nicht nur eines der größten Talente Frankreichs, sondern auch Europas. Mit Juventus Turin wurde der erste 21-Jährige schon zweimal Meister, letztes Jahr sorgte er im Finale der U-20-Weltmreisterschasft mit dem entscheidenden Schuss beim Elfmeterschießen für den französischen Titel und wurde am Ende von den Experten zum Spieler des Turniers gewählt. Allerdings führt der exzentrische Pogba auch jene Galerie an Enfants Terribles fort, die die Equipe Tricolore offenbar magisch anzieht. Pogba ist ein Querkopf, manch einer würde ihn auch einen Flegel nennen, einige andere sehen in ihm Frankreichs Antwort auf Mario Balotelli. Das hält den robusten und doch technisch hochversierten Mittelfeldspieler nicht davon ab, schon in jungen Jahren bisweilen Weltklasseleistungen zu bringen. Nicht umsonst will ihn Zinedine Zidane nach der WM für ein Engagement bei Real Madrid begeistern. In der Nationalmannschaft ist Pogba jedenfalls schon fester Bestandteil des Dreiermittelfelds, das vornehmlich defensiv denken soll. Dabei war sein Start für die Grande Nation alles andere als einfach: In seinem zweiten Spiel, in der Qualifikation gegen keinen Geringeren als Spanien, kassierte er binnen 60 Sekunden zwei Gelbe Karten und flog vom Platz. Bis heute war es der einzige Ausrutscher Pogbas unter Trainer Deschamps.

Die Wunschelf (4-3-3): Lloris - Evra, Koscielny, Sakho, Sagna - Pogba, Matuidi, Cabaye - Valbuena, Benzema, Ribery

Die Prognose: Frankreich hat eine durchaus gefährliche Gruppe erwischt, immerhin aber den Vorteil, dass es mit Honduras gegen den vermeintlich leichtesten Gegner zum Auftakt ran darf. Sowohl spielerisch als auch psychologisch hängt immens viel davon ab, ob Ribery mit nach Brasilien reisen kann und wenn ja, in welcher Verfassung sich der Superstar dort präsentieren kann. Platz eins in Gruppe E sollte es schon sein, will man in einem möglichen Achtelfinale mit Argentinien einem der Topfavoriten aus dem weg gehen. Die Franzosen sind wie einige andere der großen Nationen nur schwer zu greifen - von einem Aus in der Vorrunde bis zu einem Vorstoß bis ins Halbfinale oder sogar Finale erscheint alles möglich.

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