WM

Higuain schießt Argentinien weiter

Gonzalo Higuain brachte die Albiceleste mit seinem Führungstor auf die Siegerstraße
© getty

Argentinien hat sich bei der WM 2014 in Brasilien für das Halbfinale qualifiziert. Gegen den enttäuschenden Geheimfavorit aus Belgien kamen die Südamerikaner im Viertelfinale zu einem 1:0 (1:0).

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Vor 68.551 Zuschauern im Estadio Nacional in Brasilia erzielte Gonzalo Higuain früh das entscheidende Tor für die Argentinier (8.). In einem intensiven, aber chancenarmen Spiel schafften es die Belgier im Anschluss nicht mehr, den Abwehrriegel der Südamerikaner zu knacken.

Argentinien trifft damit im Halbfinale am 9. Juli in Sao Paulo auf die Niederlande, die das Überraschungsteam aus Costa Rica ausschaltete.

Dabei muss die Albiceleste womöglich auf Angel di Maria verzichten. Der Offensivspieler von Real Madrid musste in der ersten Halbzeit wegen muskulärer Probleme im rechten Oberschenkel ausgewechselt werden und wird am Sonntag medizinische Tests durchlaufen müssen. Bei einem kolportierten Muskelfaserriss droht das WM-Aus für den nächsten großen Namen nach Neymar.

Reaktionen:

Alejandro Sabella (Trainer Argentinien): "Es ist eine große Freude, es war ein exzellentes Spiel. Wir gehören zu den besten vier Mannschaften der Welt. Es war taktisch und strategisch ein erstklassiges Match. Wir sind sehr zufrieden. Ich freue mich für Higuain, dass er heute getroffen hat."

Marc Wilmots (Trainer Belgien): "Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Die Argentinier haben viel Zeit geschunden, das hat der Schiedsrichter durchgehen lassen. Wir haben alles probiert, um zurückzukommen. Insgesamt war es ein gutes Turnier von uns, ich bin stolz auf meine Spieler."

Daniel van Buyten (Belgien): "Uns hat nur Erfahrung gefehlt. Spielt Deutschland gegen Argentinien, dann setze ich alles, was ich habe, auf Deutschland. Deutschland würde Argentinien locker schlagen."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Alejandro Sabella muss auf Seiten der Argentinier den gelbgesperrten Linksverteidiger Rojo ersetzen und schickt Basanta von Beginn an aufs Feld. Der Ex-Münchner Demichelis ersetzt Fernandez in der Innenverteidigung und im Mittelfeld beginnt Biglia anstelle von Gago.

Belgiens Coach Wilmots hat nach der berauschenden Offensiv-Vorstellung gegen die USA nicht viel Grund, sein Team zu ändern. Lediglich Mertens muss auf dem rechten Flügel Platz machen, für ihn startet Mirallas.

8., 1:0, Higuain: Traumstart für die Albiceleste! Messi dreht nach einem Ballverlust von Kompany im Mittelfeld zwei Gegner ein und gibt rechts raus auf di Maria. Der will eigentlich Mascherano steil schicken, sein Pass wird aber abgeblockt und landet bei Higuain. Der zögert aus 14 Metern nicht lange und zieht direkt ab. Links unten schlägt's ein - keine Chance für Courtois!

26.: De Bruyne kommt 25 Meter vor dem Tor an den Ball und versucht es direkt mit der Picke. Der Ball senkt sich in die linke Ecke, doch Romero ist da und faustet die Kugel weg.

33.: Di Maria hat sich bei einem Konter ohne Fremdeinwirkung eine Verletzung am Oberschenkel zugezogen - für ihn geht's nicht weiter! Perez kommt für ihn zu seinem ersten WM-Einsatz.

40.: Messi wird nach einer sensationellen Ballannahme kurz vor dem Sechzehner gefoult und bekommt den Freistoß. Aus 17 Metern entscheidet sich der Kapitän für den Gewaltschuss auf die Torwartecke. Knapp drüber!

42.: Vertonghen bekommt den Ball auf links nach einem Einwurf und bringt die Flanke in den Strafraum. Mirallas stürmt völlig frei heran und setzt den Kopfball mit Schmackes aus elf Metern denkbar knapp vorbei.

55.: Konter Argentinien: Higuain lässt Kompany mit einem Beinschuss stehen und ist plötzlich frei durch. Aus 14 Metern zieht der Stürmer in leicht rechter Position mit Vollspann ab, trifft aber nur die Latte!

61.: Fellaini steigt nach einer Flanke von Vertonghen acht Meter vor dem Tor am höchsten - setzt die Kugel aber mit Schwung über die Latte.

90.: Messi vergibt die endgültige Entscheidung! Nach einem Konter ist der Kapitän völlig frei durch, scheitert aber mit einem zu lässigen Versuch am herausgeeilten Courtois.

90.: Auf der anderen Seite wird Joker Lukaku links in den Strafraum geschickt. Der Stürmer setzt sich durch und bringt den Ball von der Grundlinie in den Fünfer zurück - findet aber keinen Abnehmer!

Fazit: Belgien scheidet nach einer schwachen Leistung verdient aus. Die minimalistischen Argentinier treffen früh und zeigen im Anschluss eine überragende Abwehrleistung.

Der Star des Spiels: Gonzalo Higuain (SPOX-Note 2,5). Der Stürmer lieferte sein bestes Spiel bei der WM und wurde mit seinem frühen Tor zum Matchwinner für Argentinien. Gut im Zusammenspiel mit Messi und im Pech, als er bei seiner starke Einzelaktion in der 55. Minute nur die Latte traf. Mit 41 Ballkontakten zudem gut ins Spiel integriert.

Der Flop des Spiels: Eden Hazard (SPOX-Note 5). Die große Hoffnung des belgischen Fußballs konnte auch in seinem fünften Spiel bei der WM nicht überzeugen. Die Passquote von 73,3 Prozent für einen Mann seiner Klasse ebenso indiskutabel wie eine einzige Torschussvorlage und kein eigener Versuch. Zudem mit 13 Ballverlusten.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien) hielt seine Linie konsequent durch und kommunizierte gut mit den Spielern. Auch in der Zweikampfbewertung nur mit wenigen Wacklern. Übersah jedoch Kompanys Foul an Lavezzi (59.), dass den Argentiniern eine sehr gefährliche Freistoß-Situation verschafft hätte.

Das fiel auf:

  • Die Belgier konnten offensiv nicht im Ansatz an die Vorstellung gegen die USA anknüpfen. Die kompakt stehenden Argentinier verteidigten perfekt und machten das Zentrum dicht, während sich auch die Roten Teufel immer wieder in die Mitte konzentrierten und sich dort die Zähne ausbissen.
  • Torchancen waren so Mangelware - auch, weil es Belgien nicht schaffte, die Angriffe mit Tempo über die Außen zu leiten. Von den Kreativspielern kam im ersten Abschnitt viel zu wenig, Stürmer Origi war in keinster Weise ein Faktor im Spiel.
  • Bei der Albiceleste zeigte sich Messi in Spiellaune und demonstrierte damit, wie sehr das Angriffsspiel von ihm lebt. La Pulga hatte bei vielen gefährlichen Situation seine Füße im Spiel und glänzte mit genialen Pässen und guter Arbeit in der Defensive.
  • Nach der verletzungsbedingten Auswechslung Di Marias verlor das Spiel der Argentinier an Tempo. Mit der Führung im Rücken konnte sich Argentinien das aber erlauben, so verlegten sich die Südamerikaner auf eine defensive Ausrichtung und lauerten auf Konter.
  • Wilmots reagierte früh in Hälfte zwei und brachte mit Lukaku und Mertens frische Offensiv-Kräfte, die für einen kleinen Schub im belgischen Angriffsspiel sorgten. Der Coach der Belgier beorderte zudem Fellaini schon zwanzig Minuten vor Schluss mit in die Offensive, um Bälle zu sichern. Es ging mit mehr Dynamik und Power nach vorne, doch auch sie vermochten es nicht, den blau-weißen Abwehrriegel zu knacken. Auch van Buyten als Stürmer in den Schlussminuten brachte nichts mehr.

Argentinien - Belgien: Die Statistik zum Spiel