WM

Kerzhakov rettet Russland das Remis

Von Daniel Reimann
Bei Russland - Südkorea ging es bisweilen rau zur Sache
© getty

Am 1. Spieltag der Gruppe H hat Russland gegen Südkorea ein 1:1 (0:0) geholt. Nachdem ein Torwartfehler Südkorea in Führung gebracht hatte, gelang dem Team von Fabio Capello noch der Ausgleich.

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Vor 36.000 Zuschauern in der Arena Pantanal lieferten sich beide Teams in der ersten Halbzeit ein harmloses, chancenarmes Duell. Erst im zweiten Durchgang fielen die Tore.

Keun-Ho Lee brachte Südkorea mit einem glücklichen Tor aus der zweiten Reihe in Führung (69.), wobei Russlands Keeper Igor Akinfeev eine sehr schlechte Figur abgab.

Wenig später glich Alexander Kerzhakov per Abstauber aus (74.). Beide Teams teilen sich damit mit je einem Punkt Platz zwei in der Gruppe H hinter den siegreichen Belgiern.

Die Reaktionen:

Fabio Capello (Trainer Russland): "Es war ein gutes Spiel, die Reaktion nach dem Tor war sehr gut. Wir hatten die Chance, noch das zweite Tore zu schießen. Kerschakow ist ein fantastischer Spieler, der immer für ein Tor gut ist."

Igor Akinfeev (Torwart Russland): "Es lag nicht am Ball, vielleicht hatte ich zu wenig Selbstvertrauen. Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich habe mich bei meiner Mannschaft entschuldigt, es war ein Anfängerfehler. So etwas darf einem Nationaltorhüter nicht passieren."

Myung-Bo Hong (Trainer Südkorea): "Wir haben fast gewonnen, dann aber noch den Ausgleich zugelassen. Es war das erste Spiel. Ich bin zufrieden mit dem Spiel meiner Mannschaft."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Capello schickt seine Elf im 4-2-3-1 auf den Platz. Auf den Außen sollen Zhirkov und Samedov wirbeln, in der Mitte beginnt Kokorin als einzige Spitze vor Shatov. Dzagoev sitzt nur draußen.

Südkorea startet im 4-4-2 (wahlweise auch ein 4-2-4-0) mit Park und dem Leverkusener Son an vorderster Front. Lee und Han sollen auf der Sechser-Position absichern.

11.: Son zieht von der Mitte unwiderstehlich nach rechts und hält dann von der Strafraumkante drauf. Sein Ball geht allerdings klar über das Tor.

31.: Ignashevich knallt den anschließenden Freistoß aus über 30 Metern auf das Tor. Jung lässt den Ball abklatschen und hat Glück, dass kein Gegenspieler an den Abpraller kommt.

34.: Koo zieht aus 20 Metern ab. Der Ball wird abgefälscht und geht ganz knapp am rechten Pfosten vorbei. Da hätte der Keeper keine Chance gehabt.

39.: Son kommt plötzlich an der Strafraumkante frei zum Schuss, jagt die Kugel aber geschätzte 15 Metern über den Kasten.

47.: Nach einer Ecke kommt Berezutski zum Kopfball. Er setzt das Leden knapp am Pfosten vorbei.

51.: Ki mit einem gefährlichen Aufsetzer aus 22 Metern Entfernung. Akinfeev kann den Ball nicht festhalten, kommt aber vor den beiden heranstürmenden Koreanern an seinen eigenen Abpraller.

62.: Kombarov versucht es aus 30 Metern mit Gewalt. Jung pariert, lässt den Ball aber wieder nach vorne abprallen.

69., 0:1, Lee! Lee zieht aus 25 Metern ab. Der Ball fliegt genau auf den russischen Keeper zu, Akinfeev fängt den Ball mit offenen Händen ab und lenkt ihn sich dabei ins eigene Tor.

74., 1:1, Kerzhakov! Eshchenko prüft Jung aus spitzem Winkel, der Ball prallt in die Mitte ab. Kerzhakov kommt aus fünf Metern zum Schuss - geblockt. Kerzhakov darf aber noch mal und trifft dann aus drei Metern in die Maschen zum Ausgleich.

Fazit: Ein gerechtes Remis in einem Spiel, das wohl keinen Sieger verdient gehabt hätte. Beide Teams brachten zu wenige Kombinationen, dafür aber zu viele Distanzschüsse und Zufallsprodukte zustande.

Der Star des Spiels: Sung-Yueng Ki. Der Sechser von Swansea (derzeit an Sunderland ausgeliehen) war Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Südkoreaner. Nahezu an jedem Angriff beteiligt, setzte er seine Offensivkollegen regelmäßig klug in Szene und bestimmte den Rhythmus des Spiels. Hatte die meisten Ballkontakte auf dem Platz (95), gewann über zwei Drittel seiner Zweikämpfe, brachte außerdem nahezu jeden Pass an den Mann - starker Auftritt!

Der Flop des Spiels: Igor Akinfeev. Sicherer Rückhalt? Von wegen. Der russische Schlussmann ließ nahezu jeden Distanzschuss abprallen - meist sogar noch fahrlässig nach vorne. Die Krönung dann beim 0:1, als er sich in letzter Sekunde dafür entschied, den Ball doch zu fangen bzw. fangen zu wollen. Die Kugel rutschte durch, ein Geschenk für die Südkoreaner.

Der Schiedsrichter: Nestor Pitana (Argentinien). Der Referee zeigte von Beginn an eine überzogene, über-autoritäre Körpersprache und gab sich sehr empfindlich in der Zweikampfbewertung. Seine Verwarnung für Son (14.) wirkte überzogen, ebenso die für für Koo (90.). Die Gelbe Karte für Ki nach dessen übler Grätsche (30.) hingegen war vollkommen berechtigt. Weiterer Minuspunkt: Mehrmals pfiff Pitana unnötiger Weise einen Vorteil ab.

Das fiel auf:

  • Lange Zeit neutralisierten sich beide Teams gegenseitig. Russland agierte im Angriff sehr eindimensional, die Spielzüge wirkten vorhersehbar. Größtes Problem waren die durchschaubaren Laufwege des Offensiv-Dreiecks Shatov/Samedow/Kokorin. Dadurch bargen die wenigen vielversprechenden Konterchancen kaum Gefahr, da sie durch einfache Raumdeckung leicht zu verteidigen waren.
  • Südkorea wiederum versuchte häufiger, die agilen Spitzen Son und Park einzusetzen. Vor allem der Leverkusener forderte Bälle, ließ sich fallen und schaffte es mit häufigen Positionswechseln, sich geschickt Platz zu verschaffen. Im Abschluss agierte Son jedoch überhastet und unpräzise.
  • Besonders auffällig: Beide Teams probierten es ständig aus der zweiten Reihe - weil die Unsicherheit der Torhüter vorhersehbar schien? In jedem Fall ließen beide Schlussmänner nahezu jeden Distanzschuss unglücklich prallen. Besonders Akinfeev offenbarte haufenweise Unsicherheiten, von denen eine nicht zuletzt zum Gegentor führte.

Russland - Südkorea: Die Statistik zum Spiel