WM

Deja-Vu als Horrorszenario

Von Adrian Bohrdt
Kamerun erreichte bei der WM 1990 das Viertelfinale
© getty

Vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 findet im Land des fünfmaligen Weltmeisters Brasilien die 20. Fußball-WM statt. SPOX stellt die 32 Endrunden-Teilnehmer vor. Heute: Kamerun.

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Land: Kamerun

Einwohner: 21,7 Millionen

Aktive Spieler: 785.000

FIFA-Weltrangliste: 50

WM-Teilnahmen: 6

Größter WM-Erfolg: Viertelfinale 1990

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Der Star: Alex Song. Neben Kapitän Samuel Eto'o sticht bei den Afrikanern Song hervor. Zwar kommt der 26-Jährige beim FC Barcelona nicht über eine Ergänzungsrolle hinaus (nur 19 Ligaeinsätze in der Vorsaison), bei Kamerun ist er im zentralen Mittelfeld aber eine unverzichtbare Größe. Gemeinsam mit Jean Makoun soll er der Defensive Stabilität und gleichzeitig dem Spiel Struktur und Ordnung verleihen. Mit 43 Länderspielen verfügt er außerdem über die notwendige Erfahrung, um das Team anzuführen.

Der Trainer: Volker Finke. Der langjährige Freiburger Trainer will Kamerun taktisch flexibel und mit aufwendigem Pressing spielen lassen, muss dafür aber die Egos innerhalb seines Teams in den Griff bekommen. "Innerhalb der Mannschaft haben wir in den letzten Monaten viel gesprochen. Sie hat sich in die Situation gebracht, dass sich zusammen mit Kapitän Samuel Eto'o ein sehr guter Mannschaftsgeist ergeben hat", betonte Finke. Ende Mai 2013 übernahm er die unbezähmbaren Löwen und schaffte den Sprung in die finalen Playoffs, wo ein 4:1 gegen Tunesien nach dem 0:0 im Hinspiel die Euphorie im Land weckte. "Viele glauben, dass die Mannschaft wieder so gut ist wie 2002, als sie den Afrika Cup gewann. Im Grunde ist die Erwartungshaltung, dass wir ins Endspiel kommen", warnte Finke. Doch im ersten Testspiel im WM-Jahr landete Kamerun hart auf dem Boden der Tatsachen: Gegen Portugal gab es eine 1:5-Abreibung.

Der Kapitän: Samuel Eto'o. Superstar Eto'o ist absoluter Hoffnungsträger und Sorgenkind zugleich. "Er ist noch immer der Spieler, der den Unterschied machen kann. Ein entscheidender Spieler für uns", so Finke. Allerdings bereitete ihm der Stürmer auch schon Kopfzerbrechen, etwa als er zunächst seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündete und mit divenhaftem Verhalten für Negativschlagzeilen sorgte, nur um dann für die Playoffs und die WM wieder zurückzukehren. Trotz aller Kapriolen ist der 33-Jährige (55 Tore in 114 Länderspielen) das Gesicht der Mannschaft.

Der Spieler im Fokus: Vincent Aboubakar. Der 22-Jährige ist neben Eto'o die große Offensivhoffnung bei den Löwen. Vergangene Saison schaffte er bei Lorient den endgültigen Durchbruch, sammelte beeindruckende 24 Scorerpunkte in der Ligue 1 (16 Tore, acht Assists) und soll den Altstar gemeinsam mit Eric-Maxim Choupo-Moting entlasten. Zeichnet sich durch gute Physis, Abschlussstärke und seinen Instinkt aus. Viel wird davon abhängen, ob er auch auf der großen Bühne seine starke Form der letzten Saison abrufen kann.

Die Wunschelf (4-3-3): Itandje - Nyom, N'Koulou, Chedjou, Assou-Ekoto - Makoun, Song, Enoh - Choupo-Moting, Eto'o, Aboubakar.

Nach Eklat: Kamerun reist doch ab

Die Prognose: 2010 schied Kamerun punktlos aus. Ein Horrorszenario, das auch in diesem Jahr drohen könnte. 2012 und 2013 verpassten die Löwen sogar die Qualifikation zum Afrika Cup, der nationale Fußball hat große Probleme - Finke muss also an vielen Baustellen arbeiten. Die Qualifikation alleine war schon eine große Leistung und wurde letztlich dadurch ermöglicht, dass eine 0:2-Niederlage gegen Togo nachträglich mit 3:0 für Kamerun gewertet wurde - Togo hatte einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt. Selbst wenn Song und Eto'o in absoluter Topform sind und mit N'Koulou und Chedjou eine gute Innenverteidigung steht, hat Kamerun nur Außenseiterchancen. Alles andere als das Vorrunden-Aus wäre eine kleine Überraschung.

Kamerun: Kader, News, Spiele