WM

Fußballherrscher Könige des Karnevals

SID
Zico war bei der WM 2006 Trainer der japanischen Nationalmannschaft
© getty

Einst Fußballherrscher, heute Könige des Karnevals: Brasiliens Idole Ronaldo und Zico erobern an den närrischen Tagen die Sambódromos, jene imposanten Tribünenstraßen, auf denen die traditionellen Sambaschulen viel Farbe und Haut zeigen. Im WM-Jahr spielen sich Karneval und Fußball den Ball zu.

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Den Anfang macht am Samstag Ronaldo. "R9 - O voo real do Fenômeno": Der königliche Flug des Phänomens soll die 32.000 auf den Rängen des Paradewegs in São Paulo in Ekstase versetzen. Die Gaviões da Fiel, hervorgegangen aus der größten Ultra-Fangruppe des Fußball-Erstligisten SC Corinthians, streben mit dem dreimaligen Weltfußballer ihren fünften Karnevalstitel an.

Gegen Mitternacht wird sich der Prachtzug mit 4000 Teilnehmern und fünf überdimensionalen Festwagen auf den 530 Meter langen Weg machen. Omnipräsent: Ronaldo als überdimensionaler Vogel in verschiedenen Gewändern. Als Kind in den Vororten Rio de Janeiros, auf dem Weg nach Europa, als Fenômeno in Italien und Spanien, als Phönix bei der WM 2002.

Der letzte Wagen, ein nachgebauter Palast, symbolisiert dann das "Imperium R9". Hoch oben thront der Weltmeister von 1994 und 2002 an der Seite seiner Familie und seiner Verlobten Paula Morais, verkleidet als griechischer Sagenkönig Midas, der alles, was er anfasst, in Gold verwandelt.

"Handelt von meiner Kindheit"

In Rio spielt Zico als König "Arthur X" (bürgerlicher Vorname plus Rückennummer 10) den Steilpass vom Rasen des Maracanã hinüber in den Karnevalstempel. Der achtmalige Champion Imperatriz Leopoldiense setzt auf die Popularität vom Galinho do Quintino, dem "kleinen Hahn" aus dem Stadtteil Quintino, wie der "weiße Pelé" am Zuckerhut verehrt wird.

"Der Umzug handelt von meiner Kindheit, von meinem Herzensklub Flamengo, erzählt meine Geschichte im Maracanã und in Japan, umfasst also eine Menge Erinnerungen", erzählt der einst torgefährliche Dribbelkünstler, der einen unvergesslichen 61. Geburtstag am Montag haben wird.

"Karneval ist im Blut aller Brasilianer"

Auf der Marquês de Sapucaí gefeiert von 3300 Mitwirkenden (sieben Motivwagen) und den über 70.000 Feiernden entlang der 700 Meter langen Geraden. "Die Leidenschaft ist die Gleiche. Aber der Samba hat einen Vorteil. Es herrscht nicht diese Rivalität wie im Fußball, wo es sogar Tote gibt", bemerkt Zico, der vor wenigen Tagen als Cheftrainer beim katarischen Erstligisten Al-Gharafa entlassen wurde.

Auf- und Abstieg gibt es für Imperatriz und die anderen elf Sambaschulen der "Grupo Especial" - wie übrigens auch in São Paulo - dagegen schon. Es werden Punkte für zehn Kriterien wie Kostüme, Rhythmus, Choreographie oder Gesamteindruck vergeben. Ein Überschreiten des Zeitlimits von 82 Minuten bringt Abzüge.

"Karneval ist im Blut aller Brasilianer", bekräftigt Zico. Fußball auch. Also eine perfekte Liaison im WM-Jahr.

Der Spielplan der WM 2014

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