WM

Auf ganzer Linie versagt

Wolfgang Niersbach ist als Präsident des DFB zurückgetreten
© getty

Mit dem Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat Dr. Theo Zwanziger sein persönliches Ziel erreicht. Für den DFB ist dies Verpflichtung und Chance zugleich. Die Aufarbeitung der WM-Affäre durch die Steuerbehörden könnte Zwanziger aber unterschätzt haben.

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25 Tage hat sich Wolfgang Niersbach nach Veröffentlichung des ersten Spiegel-Artikels zum zerstörten Sommermärchen noch im Amt gehalten und dabei ein fatales Bild abgegeben.

Erst wollte er nicht über alles Bescheid gewusst haben, um aber sogleich einen Stimmenkauf kategorisch auszuschließen. Dann sprach er von einer internen Ermittlung, die aber so intern war, dass keines seiner Präsidiumsmitglieder davon wusste.

Und dann - im schlimmsten seiner öffentlichen Fehltritte - betätigte sich der DFB-Präsident als eine Art Pressesprecher des WM-OK-Chefs Franz Beckenbauer und gab die lückenhafte Version des Kaisers zur dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro auf einer bizarren Pressekonferenz wider.

Auf ganzer Linie versagt

Niersbach hat als Krisenmanager auf ganzer Linie versagt. Sein Rücktritt ist die logische Konsequenz, nachdem vergangene Woche auch noch die Steuerbehörde zu seinem Haus anrückte. Insofern ist es überraschend, dass er auch - unabhängig von seiner Rolle im OK - in seiner Rücktrittserklärung auf ein Fehlereingeständnis verzichtete und offensichtlich erst den Druck des Präsidiums für seinen Rückzug brauchte.

Für den DFB ist der Rücktritt Niersbachs die Befreiung von einer Last. Ein Neuanfang wäre mit ihm nicht möglich gewesen - und genau den braucht der DFB jetzt. Der Verband ist im Sumpf der FIFA mit untergangen.

Es hat sich gezeigt, weshalb die Deutschen über Jahre hinweg loyal an Blatters Seite standen und sich erst spät Richtung Opposition wagten.

Ohne Niersbach hat der DFB nun die Chance und die Verpflichtung, den Verband von Grund auf neu zu gestalten. Der DFB muss damit auch seiner Aufgabe gerecht werden, die er als größter Sportverband der Welt im internationalen Geflecht hat. Das geht aber nur mit unbelasteten Protagonisten und einer transparenteren Struktur.

Licht in dunkle Ecken gebracht

Mit Niersbachs Rücktritt endet nur ein Kapitel in der noch lange nicht aufgeklärten Affäre rund um die WM 2006. Dr. Theo Zwanziger hat mit dieser Personalentscheidung aber sein persönliches Ziel erreicht.

Denn genau darum ging es Zwanziger mit seinem Schritt in die Öffentlichkeit, seitdem er als Kronzeuge des Spiegels auftritt: Er wollte Niersbach stürzen. Der war nämlich drauf und dran, als Nachfolger Michel Platinis zur UEFA zu wechseln und den nächsten Karrieresprung zu machen. Selbst bei der FIFA war er als Nachfolger Sepp Blatters im Gespräch. Für seinen Vorgänger unvorstellbar, deshalb mussten die Fakten auf den Tisch.

Zwanziger hat dem deutschen Fußball damit einen Gefallen getan und Licht in dunkle Ecken gebracht. Doch auch Zwanzigers exakte Rolle in diesem Fall muss noch geklärt werden. Immerhin war er als Mitglied des WM-OKs und ehemaliger DFB-Präsident ebenfalls involviert.

Er hat die 6,7-Millionen-Euro-Zahlung an die FIFA 2005 sogar freigezeichnet. Zwanziger ist gelernter Jurist, er hat sich im Vorfeld seiner Kampagne mit seinem Anwalt abgesichert. Offenbar hat dieser jedoch steuerliche Fragen außer Acht gelassen. Deshalb könnten die Razzia von letzter Woche und die Ermittlungen auch für Zwanziger noch unangenehme Konsequenzen haben.

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