WM

Helft den Schiedsrichtern!

Von SPOX
Der war drin! Frank Lampard erzielt das 2:2 für England - oder doch nicht
© Getty

Das nicht gegebene Tor von Frank Lampard und das Abseitstor von Carlos Tevez - zwei krasse Fehlentscheidungen in den WM-Achtelfinalspielen am Sonntag haben für ordentlich Zündstoff gesorgt. Die Schiedsrichter sehen sich heftiger Kritik ausgesetzt, die Fifa verweigert die Aussage. Dabei sollte der Weltverband endlich handeln!

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Video-Beweis: Ja oder nein? SPOX hat Meinungen gesammelt.

Das sagt die FIFA

Nichts. Der Weltverband lädt täglich zur Pressekonferenz. Am Montag platzte der Medienraum aus allen Nähten. Doch die Vertreter der FIFA weigerten sich beharrlich, jedwede Auskunft über die Fehlentscheidungen zu geben. Einziger Kommentar: Argentiniens Führungstor hätte nicht auf der Videowand im Stadion gezeigt werden dürfen.

Das sagen die Engländer

Fabio Capello (Trainer): "Es wäre für uns sehr wichtig gewesen, dass zweite Tor anerkannt zu bekommen. Ich verstehe nicht, warum wir in unserer heutigen Zeit mit soviel Technologie immer noch über solche Dinge reden müssen. Ich glaube, dass wir nach dem 1:2 gut gespielt haben. Es hätte 2:2 stehen müssen. Der Schiedsrichter hat einen Fehler gemacht. Aber so ist Fußball."

Rio Ferdinand: "Ich weiß, dass wir gewonnen hätten, wenn dieses Tor gezählt hätte."

Steven Gerrard: "Das nicht gegebene Tor ist keine Entschuldigung. Ich stelle mich nicht hier hin, um zu sagen, wir hätten nur verloren, weil der Schiedsrichter das Tor nicht gegeben hat."

Das sagen Experten

Markus Merk (Ex-Schiedsrichter): "Wir leben im 21. Jahrhundert und verzichten auf jegliche Technik. Das hilft den Schiedsrichtern nicht. Und der Fußball verliert bei den Fans an Glaubwürdigkeit. Ich habe viel Kritik einstecken müssen, aber ich plädiere schon seit Jahren für die 3x2-Regel. Dabei haben die beiden Teams und die Schiedsrichter zweimal pro Spiel die Chance auf ein Vetorecht."

Guus Hiddink (Nationaltrainer der Türkei): "Über das nicht gegebene Tor wird noch Wochen gesprochen werden. Ich appelliere an Platini, Beckenbauer oder Cruyff, endlich Druck auszuüben. TV-Bilder, also elektronische Mittel, müssen eingesetzt werden. Es geht um viel zu viel bei solchen Spielen."

Pele (dreimaliger Weltmeister): "Ich bin gegen den Chip im Ball und eher für menschliche Hilfe. Ich glaube, dass ein Schiedsrichter hinter dem Tor es einfacher hat, die Szene einzuschätzen. Er sieht besser, ob der Ball drin war oder nicht."

Internationale Pressestimmen

Marca (Spanien): "WM unter Verdacht. Die schweren Fehler der Schiedsrichter bieten Raum für Spekulation. Geht da alles mit rechten Dingen zu?"

New York Times (USA): "Wie kann die FIFA, die sich dafür rühmt, 3,2 Milliarden Dollar im laufenden Vier-Jahres-Zyklus einzunehmen, den Spielern das Recht auf ein Tor verwehren, wenn Zuschauer von Bloemfontein bis Timbuktu die Ungerechtigkeit sehen."

Corriere dello Sport (Italien): "Weltmeisterschaft im Chaos. Ein Skandal nach dem anderen. Der Schiedsrichter 'streicht' ein Tor Lampards. Deutschland hat das Match gegen England dominiert und den Sieg verdient, doch mit einem 2:2 wäre das Match anders verlaufen."

Das sagt SPOX

(Thomas Gaber)

Es ist das Stammtischthema par excellence. Die bizarren Fehlentscheidungen der Schiedsrichter beim größten und bedeutendsten Fußballturnier der Welt. Mancheiner wittert Verschwörung - völliger Blödsinn. Man kann die Referees verdammen. Das würde zu nichts führen. Man sollte eher versuchen, die Schiedsrichter zu unterstützen. Romantiker plädieren für die Aufrechterhaltung der Tatsachenentscheidungen, schließlich lasse sich so herrlich streiten und frotzeln über Wembley 1966 oder die Hand Gottes.

Der Fußball würde jedoch kein Stück an Emotion einbüßen, wenn man die Schiedsrichter unterstützen würde. England hat schlecht gespielt und verdient verloren. Aber England wurde auch beschissen. Die Fifa hat sinnfreie Regeländerungen diskutiert, wie etwa die Vergrößerung der Tore. Es wäre vernünftiger, sich Gedanken zu machen, wie man den Schiedsrichtern helfen und sie schützen kann.

Der Weltverband hat den Chip im Ball getestet. Ein technisch einwandfreies Mittel zur Vermeidung von Fehlentscheidungen bei kniffligen Torszenen, problemlos durchführbar. Die FIFA hat die Idee verworfen. Der Mensch solle weiterhin im Vordergrund stehen, auch wenn er öfter mal irrt. Aber wenn man auf simple Art Ungerechtigkeiten vermeiden kann, sollte man es auch tun. Der Video-Beweis hat sich in anderen Sportarten wie Eishockey oder American Football bewährt. Die Vorteile überwiegen eindeutig.

Die FIFA sträubt sich gegen jegliche Diskussion. Die Mitteilungen am Tag nach den Fehlentscheidungen waren extrem spärlich, fast schon albern. Es gibt offenbar wenig Hoffnung auf Besserung.

Das sagen die mySPOX-User

KaraKartal: Ist ja klar,dass die Fifa sich dazu nicht äußert. Fußball ist ja viel "spannender" und "emotionaler", wenn einer Mannschaft ein glasklarer Treffer aberkannt wird. Es müssen endlich technische Hilfen verwendet werden, das ist keine Zirkusveranstaltung und schadet dem Fussball immer mehr in Zeiten von Spielmanipulationen und Wettmafias!

padde_gap: Fehlentscheidungen gehören zum Fußball dazu. Es gab sie schon immer und wird sie hoffentlich immer geben. Ohne Fehlentscheidungen wäre nur halb soviel Gesprächsstoff da. Manchmal sind Fehlentscheidungen eben zugunsten, manchmal zu ungunsten einer Mannschaft. Leute, so ist Fußball eben. Ihr könnt euch ja auch Eiskunstlauf oder Ballett reinziehen!

Tifosi: Pro Videobeweis! Nichts anderes! Es ist das wichtigste Turnier im Fußball und da dürfen solche Stümper pfeifen beziehungsweise Assistent spielen? Das geht mal gar nicht! Ich weiß nicht, wie viele Fehlentscheidungen es schon gab, aber ich bin mir sicher, dass sich nach der WM einiges verändern wird im Schiedsrichterwesen. Ich hoffe es zumindest.

Pressestimmen: FabiGo und nimm diese Verlierer gleich mit