WM

Trapattoni: "Fußball ist nicht Theater"

Von SPOX
Giovanni Trapattoni (M.) und Assistent Marco Tardelli (r.) zeigen Flagge
© Getty

Am Samstag steigen in Europa die Playoffspiele zur WM 2010 in Südafrika (17 Uhr im LIVE-TICKER). Kölns Milivoje Novakovic spuckt vor dem Duell mit Russland große Töne, Bosnien hofft auf den Beginn einer neuen Zeitrechnung und Irlands Co-Trainer Marco Tardelli startet die Psychospielchen.

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Russland - Slowenien

Milivoje Novakovic ist mehr als zuversichtlich, dass es mit der zweiten WM-Teilnahme Sloweniens nach 2002 klappen könnte. "Wir stehen an der Schwelle zu etwas ganz Großem", sagte der Stürmer vom 1. FC Köln in einem Interview mit "fifa.com".

Auch wenn Russland von der Papierform her der große Favorit sei, hält sich seine Angst vor der Sbornaja in Grenzen: "Ich denke, dass Russland Glück hat, einen solchen Trainer zu haben. Hätten sie nicht Guus Hiddink an der Seitenlinie, wären wir der Favorit in den Playoffs."

Außer Andrei Arschawin rage für Novakovic kein Spieler aus der russischen Mannschaft heraus. Unter dem Strich sei Slowenien als Team sogar stärker einzuschätzen.

Mehr Respekt vor dem Gegner hat da schon Pavel Pogrebnjak. Russlands Stürmer vom VfB Stuttgart gibt als oberstes Ziel aus, im Hinspiel ohne Gegentor zu bleiben und rechnet mit einer defensiven slowenischen Mannschaft.

Und verteidigen können die Mannen von Cheftrainer Matjaz Kek. In zehn Quali-Spielen kassierte Slowenien nur vier Gegentore. Besser waren nur die Niederländer, die ihren Gegnern in acht Spielen zwei Treffer gönnten.

Ein mulmiges Gefühl hat offenbar auch ein Sponsor der russischen Nationalmannschaft. Um die Mannschaft auch optimal unterstützt zu wissen, lässt er 60.000 kostenlose Tröten springen.

Griechenland - Ukraine

Die Ukraine hat bisher keine guten Erfahrungen mit Playoff-Spielen gemacht. Auf dem Weg zu den Weltmeisterschaften 1998 und 2002 scheiterte man an Kroatien beziehungsweise Deutschland, die Europameisterschaft 2002 verpasste man gegen Slowenien.

"Ich habe schlechte Erinnerungen an die Playoffs", sagt Stürmer-Star Andrij Schewtschenko. "Aber jetzt bin ich zuversichtlich, dass wir die Möglichkeit haben, die Griechen zu bezwingen. Es ist wohl meine letzte Chance, noch einmal eine WM zu spielen."

Der 33-Jährige ist mit sechs Treffern bester Torschütze der Ukrainer in der Quali. Auf der anderen Seite steht mit Theofanis Gekas der beste Quali-Torschütze überhaupt (zehn Tore).

"Das griechische System ist stark auf mich zugeschnitten. Das kommt mir zugute - genau so wie die Qualität meiner Mitspieler, die mich wunderbar einsetzen", sagt der Leverkusen-Stürmer. Dass sie zuerst zuhause antreten müssen, ist für die Griechen kein Problem. "Das ist ein Vorteil, weil wir die Chance haben, ein gutes Ergebnis vorzulegen", meinte Angelos Charisteas im "Kicker".

Irland - Frankreich

Psychospielchen sind vor wichtigen Spielen immer ein gern genutztes Mittel, um beim Gegner Eindruck zu machen. Irlands Assistenz-Trainer Marco Tardelli legt schon mal los und geht zehn Jahre zurück. Damals standen sich die U-21-Nationalmannschaften von Italien und Frankreich in einem entscheidenden Olympia-Qualifikationsspiel gegenüber.

Trainer bei Italien war Tardelli, bei Frankreich Raymond Domenech. Italien gewann 3:2 und Domenech bezeichnete den Schiedsrichter als parteiisch, was Tradelli auf die Palme brachte.

Jetzt stichelt der Italiener wieder: "Ich habe kein Problem mit Domenech, er ist ein guter Trainer. Wir haben zwei-, dreimal gegeneinander gespielt und ich habe immer gewonnen. Jetzt treffen wir uns halt wieder..."

Die entscheidende Rolle spiele aber Giovanni Trapattoni. "Seit er angefangen hat, hier zu arbeiten, sind die Spieler jede Woche, jeden Monat besser geworden. Giovanni ist ein weiser Mann und ein alter Fuchs. Wenn er spricht, lauschen die Spieler seinen Aussagen und saugen seine Ideen auf."

Wobei sich der Mister immer gerne mal kryptisch ausdrückt. "Frankreich hat mehr kreative Spieler als wir, aber Fußball ist konkret und wir sind nicht im Theater, in La Scala oder im Madison Square Garden. Es ist Fußball. Ball, Platz, Gegner und Mentalität. Resultat ist Resultat und Show ist Show, aber Resultate unterscheiden sich von der Show. Das ist unsere Hoffnung."

Nicht dabei sein werden Liam Miller und Shane Long, die beide an einer Wadenverletzung leiden.

Portugal - Bosnien-Herzegowina

Nicht weniger als den Beginn einer neuen Zeitrechnung für sein Land verspricht sich Vedad Ibisevic von einer möglichen Teilnahme an der WM-Endrunde.

Auch 14 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs ist Bosnien von dessen Folgen gezeichnet. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit und grassierender Rezession kommen die Playoffs gegen Portugal gerade recht.

"Gierig auf diesen Erfolg", seien die Menschen deshalb, sagt der Hoffenheimer Stürmer. So gierig sogar, dass Nationaltrainer Miroslav Blazevic und seine Mannen ins benachbarte Kroatien zur Vorbereitung geflüchtet sich, um ein wenig Ruhe zu haben. Als fast schon zu groß, beschreibt Zvjezdan Misimovic die Euphorie.

Von Euphorie ist im Lager der Portugiesen wenig zu spüren. Vielmehr herrscht Katerstimmung nachdem endgültig geklärt ist, dass Cristiano Ronaldo nicht spielen kann.

Fast zur Randnotiz geriet da schon, dass mit Jose Bosingwa ein weiterer Eckpfeiler des Teams verletzt ausfällt. So rückt Deco in den Mittelpunkt bei der Seleccao, der nach einem enttäuschenden Jahr beim FC Chelsea jetzt unter Carlos Ancelotti wieder auf dem Weg zu alter Stärke ist.

Die WM-Quali-Playoffs im Überblick