WM

Letzte Ausfahrt nach Südafrika

Von Marcus Giebel
Die Angst vor der Blamage: Thierry Henry und Frankreich zittern um das WM-Ticket
© Getty
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Duell IV: Russland - Slowenien

14. November, 17 Uhr im Luschniki-Stadion (Moskau)

18. November, 20.45 Uhr im Ljudski VRT (Maribor)

Die WM-Qualifikation

Russland: Die Sbornaja hatte einfach das Pech, in der Gruppe 4 gemeinsam mit Deutschland um die Fahrkarte nach Südafrika zu kämpfen. Zweimal zogen die Russen gegen das DFB-Team den Kürzeren - vor allem beim 0:1 im Moskauer Luschniki-Stadion vor einem Monat war aber mehr drin. Gegen die übrigen Konkurrenten behielt die Mannschaft von Guus Hiddink bis zum letzten Spieltag eine weiße Weste. Dann folgte das enttäuschende 1:1 in Aserbaidschan - allerdings waren die Playoffs schon vor der Partie erreicht.

Slowenien: Bis zum letzten Spieltag der Gruppe 3 hofften die Slowenen noch auf die direkte Qualifikation für die WM 2010. Schließlich gewann man beide Partien gegen den Staffelsieger Slowakei. Zum Verhängnis wurden der Mannschaft des jungen Trainers Matjaz Kek die 0:1-Niederlagen in Tschechien im vergangenen Oktober und in Nordirland Anfang April.

Die direkte Bilanz

Die Bilanz ist nach den ersten drei Vergleichen ausgeglichen. Die Premiere am 11. Februar 1996 entschieden die Russen mit 3:1 für sich. Nach dem Freundschaftsspiel trafen sich beide Mannschaften erst in der Qualifikation zur WM 2002 wieder. Gab es in Russland noch ein 1:1, feierten die Slowenen im Rückspiel beim 2:1 ihren ersten Sieg über die Sbornaja.

Bisherige Erfolge

Russland: Als alleinstehende Nation erreichte Russland bisher fünf WM- und EM-Turniere, wobei die Halbfinal-Teilnahme bei der EM 2008 der einzige Lichtblick ist. Ansonsten war stets nach der Vorrunde Schluss. Wesentlich erfolgreicher war Vorgänger UdSSR: Europameister 1960, dreimal Vize-Europameister (1964, 1972, 1988) und WM-Vierter 1966 in England.

Slowenien: Ein Hoch erlebte Slowenien als unabhängige Nation um die Jahrtausendwende. Sowohl bei der EM 2000 als auch bei der WM 2002 war das Team am Start. In den Playoffs zur EM 2004 scheiterten die Slowenen an Kroatien (1:1 und 0:1).

Stärken

Russland: Lässt der Gegner die Russen gewähren, stellen die schnellen Offensivspieler um Andrej Arschawin und Wladimir Bystrow jede Mannschaft vor Probleme. Mit ihrem Tempofußball, der vor allem bei Kontern zum Tragen kommt, gehört die Sbornaja zur absoluten Weltspitze. Gut für Russland: Viele Schlüsselspieler sind noch recht jung und dürften ihren Leistungszenit noch nicht erreicht haben.

Slowenien: Die Defensive der slowenischen Auswahl will erst einmal geknackt werden. In den zehn Qualifikations-Spielen gelang dies lediglich viermal. Nie musste das Team dabei in 90 Minuten mehr als ein Gegentor einstecken. Beachtenswert sind auch die Konter, mit denen die Mannschaft schon so manchen Gegner kalt erwischt hat.

Schwächen

Russland: Schwachpunkte sind kaum auszumachen. Zugegeben, Russland vergibt viele Torchancen zu leichtfertig und die Innenverteidiger sind nicht die Schnellsten, doch das wirkungsvollste Mittel gegen das Team ist einzig, sie gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen. So wie es das DFB-Team beim 2:1 im Heimspiel in der ersten Hälfte nahezu perfekt vorgemacht hat.

Slowenien: Die größte Schwäche des Teams ist die Abhängigkeit von wenigen Schlüsselspielern wie Milivoje Novakovic oder Robert Koren. Auch für die Position zwischen den Pfosten haben die Slowenen nur einen Spieler mit internationalem Format. Dem Großteil der Akteure fehlt die internationale Erfahrung, gerade in Spielen, in denen es um alles oder nichts geht - wie in den Playoffs.

Die Stars

Russland: Bei der Sbornaja ragt in erster Linie Arschawin heraus, der sowohl als hängende Spitze wie auch als Flügelstürmer eingesetzt wird. Die Stärke des 28-Jährigen vom FC Arsenal ist seine Schnelligkeit, mit der Russlands Fußballer des Jahres von 2006 jede Abwehr der Welt durcheinanderwirbeln kann.

Im Tor steht mit Igor Akinfejew einer der talentiertesten Keeper der Welt. Mit 23 Jahren hütete der Spieler von ZSKA Moskau schon 37-mal das Gehäuse der Russen und wurde bereits viermal zum besten Schlussmann in seinem Heimatland gewählt.

Eine wichtige Rolle in der Mannschaft spielt auch Mittelfeldspieler Konstantin Zyryanov, der sein Geld bei Zenit St. Petersburg verdient. Jeweils drei Treffer und drei Torvorlagen steuerte der 32-Jährige auf dem Weg in die Playoffs bei.

Slowenien: Novakovic vom 1. FC Köln ist der Führungsspieler schlechthin. In zehn Einsätzen in der WM-Qualifikation war der 30-Jährige an ebenso vielen Treffern beteiligt. Fünfmal traf er selbst, fünfmal legte er erfolgreich auf.

Zu den besten Akteuren zählt auch Torhüter Samir Handanovic, der in seinen acht WM-Qualifikations-Einsätzen lediglich dreimal hinter sich greifen musste. Seit fünf Jahren spielt der 25-Jährige in der Serie A, derzeit bei Udinese Calcio.

Im Mittelfeld ist Koren gesetzt. Der 29-Jährige spielt zwar lediglich in der zweiten englischen Liga bei West Bromwich Albion, ist in der Auswahl seines Heimatlandes aber Dreh- und Angelpunkt des Offensivspiels.

Der Trainer

Guus Hiddink: Der 63-Jährige scheint den Erfolg anzuziehen. Neben fünf Meistertiteln in sieben Jahren als Cheftrainer des PSV Eindhoven gewann er 1998 mit Real Madrid den Weltpokal. Besonders beeindruckend ist aber seine Bilanz als Nationalcoach: Bislang war er noch mit jedem Team bei einer WM dabei. 1998 landete Hiddink mit den Niederlanden auf Rang vier, ebenso völlig überraschend vier Jahre später mit Co-Gastgeber Südkorea. Damals wurde er von der FIFA zum Nationaltrainer des Jahres gewählt. Australien scheiterte unter seiner Regie 2006 erst durch einen Last-Minute-Elfmeter im Achtelfinale am späteren Champion Italien. Eine Duftmarke setzte er bei der EM 2008 mit den Russen, die er am 10. Juli 2006 übernahm. Dort war erst Spanien im Halbfinale eine Nummer zu groß.

Matjaz Kek: Der 48-Jährige ist im internationalen Fußballgeschäft ein noch weitgehend unbeschriebenes Blatt. Nach zwei Meisterschaften mit seinem slowenischen Heimatverein NK Maribor in den Jahren 2001 und 2003 wechselte er als Nachwuchstrainer zum Verband. Die Auswahl Sloweniens trainiert Kek seit dem 3. Januar 2007.

Prognose

Russland findet auf dem Kunstrasenplatz im Moskauer Luschniki-Stadion zu seiner Heimstärke zurück und schickt die Slowenen geschlagen zurück. Nach dem Erfolg im Hinspiel reicht wenige Tage später ein Unentschieden, um das Ticket für Südafrika zu lösen.

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