WM

Letzte Ausfahrt nach Südafrika

Von Marcus Giebel
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© Getty
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Duell II: Portugal - Bosnien-Herzegowina

14. November, 21.30 Uhr im Estadio da Luz (Lissabon)

18. November, 20.45 Uhr im Bilino Polje (Zenica)

Die WM-Qualifikation

Portugal: Mit einem starken Schlussspurt schaffte der WM-Vierte von 2006 gerade noch den Sprung in die Playoffs. Vier der letzten fünf Partien gewann die als Favorit in die Gruppe 1 gestartete Seleccao. Die einzigen Punktverluste gab es dabei gegen Dänemark, das die Staffel souverän für sich entschied. Die Skandinavier waren auch das einzige Team, das den Portugiesen beim 3:2 in Lissabon eine Niederlage beibrachte. Zu Jahresbeginn sah es für die Mannschaft um Cristiano Ronaldo noch düster aus: Nach den ersten vier Spielen standen lediglich fünf Punkte zu Buche.

Bosnien-Herzegowina: Neben den schon qualifizierten Slowaken waren die Bosnier die positive Überraschung der WM-Qualifikation in Europa. Abgesehen von den beiden Niederlagen gegen den übermächtigen Europameister Spanien gaben die Osteuropäer in der Staffel 5 nur gegen die Türkei (1:2, 1:1) Punkte ab. Dennoch ließ die Mannschaft von Miroslav Blazevic den EURO-Halbfinalisten des vergangenen Jahres deutlich hinter sich und stand schon vor dem letzten Gruppen-Spieltag als Playoff-Teilnehmer fest.

Die direkte Bilanz

In Lissabon kommt es am Samstag zu einer Premiere. Noch nie sind die Teams in einem offiziellen Spiel aufeinandergetroffen.

Bisherige Erfolge

Portugal: Das Team von der Algarve war seit 2000 erfolgreicher als über weite Strecken des 20. Jahrhunderts. 2004 langte es im eigenen Land nach der überraschenden Final-Niederlage gegen Griechenland zum EM-Vizetitel. Zwei Jahre später sprang bei der WM in Deutschland der vierte Platz heraus, unter anderem nach Siegen über die Niederlande und England. Ein besseres Abschneiden bei einem Weltturnier liegt 30 weitere Jahre zurück. 1966 errang die Mannschaft um Eusebio in England den Bronzeplatz.

Bosnien-Herzegowina: Die junge Republik wartet noch auf die erste Teilnahme bei einem großen Fußball-Turnier. Damit ist das Erreichen der Playoffs für die WM im kommenden Jahr der größte Erfolg. Allerdings stand Bosnien-Herzegowina schon vor fünf Jahren knapp vor der Teilnahme an der EM 2004. Doch der erforderliche Heimsieg im letzten Spiel gegen Dänemark blieb aus - und die Skandinavier reisten nach Portugal.

Stärken

Portugal: Gerade auf den Flügelpositionen in der Offensive und in der Abwehr ist die Seleccao mit Stars gespickt. So verwundert es nicht, dass das Team in der Qualifikation lediglich fünf Gegentore hinnehmen musste. Auf den Flügeln wirbeln in Abwesenheit von Weltfußballer Cristiano Ronaldo die nicht minder dribbelstarken Nani und Simao.

Bosnien-Herzegowina: Kommt das Team erst einmal in Fahrt, ist es kaum zu stoppen. Sowohl bei Standards als auch aus dem Spiel heraus sind die Offensivkräfte der Bosnier stets gefährlich. So gelangen in drei Qualifikations-Spielen vier oder mehr Tore. Gerade das schnelle Überbrücken des Mittelfelds ist ein beliebtes Mittel der Mannschaft.

Schwächen

Portugal: Was den Portugiesen zu den ganz großen Nationalmannschaften fehlt, ist ein Torjäger. In den vergangenen Jahren fand sich kein Stürmer, der für regelmäßige Tore zuständig zeichnete. So belohnen sich die Spieler von Carlos Queiroz zu selten für überlegen geführte Spiele. Außerdem berauschen sich die Kicker von der Algarve zu häufig an ihrem Spiel und vergessen dabei, im richtigen Moment aufs Tor zu schießen.

Bosnien-Herzegowina: Um die größte Schwäche der Bosnier auszumachen, muss man nur einen Blick auf das Torverhältnis werfen. 13 Gegentore kassierte die Mannschaft von Miroslav Blazevic in zehn Partien. Im vergangenen Spiel (2:5) brauchte Spanien nicht viel zu tun, um zwischenzeitlich mit 5:0 in Führung zu liegen. Der Großteil der Abwehrspieler ist bei Vereinen in kleineren Ligen oder wie der Lauterer Dario Damjanovic nicht in der höchsten Spielklasse aktiv.

Die Stars

Portugal: Ronaldo muss wegen einer Knöchelblessur passen, dennoch haben die Portugiesen Stars in allen Mannschaftsteilen. In der Abwehr steht Ricardo Carvalho, 2004 von der UEFA zum besten Abwehrspieler gewählt, seinen Mann. Der 31-Jährige ist seit Jahren eine Bank beim FC Chelsea und sorgt bei Standards häufig für Gefahr.

Im Mittelfeld hat sich Raul Meireles zu einer unverzichtbaren Größe gemausert. Der 26-jährige Linksfuß ist das Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, hat auch mit dem FC Porto jüngst viele Erfolge gefeiert.

Auf der Ronaldo-Position ist besonders Simao gefordert, der mit 76 Einsätzen zu den Routiniers im Team gehört. Der 30-Jährige hat mit seinem Verein Atletico Madrid in diesen Wochen eine schwere Zeit, zählt aber zu den besten Flügelstürmern auf dem Kontinent.

Bosnien-Herzegowina: Ein "deutsches" Offensivtrio ragt bei den Bosniern heraus. Spielmacher Zvjezdan Misimovic war in der WM-Qualifikation an 13 Treffern direkt beteiligt. Vor allem Standards sind die Stärke des 27-Jährigen vom VfL Wolfsburg, doch auch aus dem Spiel heraus sorgt er immer wieder für überraschende Momente.

Sein Vereinskollege Edin Dzeko traf bei zehn Einsätzen in der WM-Qualifikation neunmal ins Schwarze. Damit hat der 23-Jährige einen starken Schnitt von 14 Toren in 21 Einsätzen für Bosnien.

Sein kongenialer Sturmpartner Vedad Ibisevic war in der Nationalmannschaft nicht so erfolgreich, lediglich einmal traf er in den Gruppen-Spielen. Doch wie es um die Torjägerqualitäten des 25-Jährigen von 1899 Hoffenheim bestellt ist, unterstrich er mit seinen 18 Treffern in der Hinrunde der vergangenen Bundesliga-Saison.

Der Trainer

Carlos Queiroz: Der 56-jährige Globetrotter war schon in Europa, Amerika, Asien und Afrika als Coach tätig. Zu Beginn seiner Trainerkarriere nahm er sich Nachwuchs-Nationalteams an, mit denen der gebürtige Mosambikaner in den 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre einen EM- und zwei WM-Titel feierte. Seither gilt Queiroz als Entdecker der Goldenen Generation um Luis Figo und Rui Costa. Fünf Jahre war er Co-Trainer von Sir Alex Ferguson bei Manchester United, zudem zehn Monate als Chefcoach bei Real Madrid tätig. Die Seleccao ist seine vierte Station als Nationaltrainer nach einem ersten Engagement für Portugal, einem Intermezzo in den Vereinigten Arabischen Emiraten und zwei Jahren für Südafrika, die er zur WM 2002 führte. Noch vor Beginn des Turniers trat Queiroz allerdings wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Sportdirektor zurück. Seinen aktuellen Job trat er am 11. Juli 2008 an.

Miroslav Blazevic: Der 74-Jährige ist schon seit 40 Jahren als Trainer aktiv, wobei er sich vor allem in Osteuropa sowie der Schweiz einen Namen machte. Bereits in den 70er Jahren war er kurzzeitig für die Nationalmannschaft der Eidgenossen zuständig. Seine erfolgreichste Zeit hatte Ciro allerdings mit Kroatien, die er bei deren WM-Premiere 1998 sensationell zu Platz drei führte. Insgesamt sechs Jahre coachte der ehemalige Skilangläufer die Kroaten, ging nach einer kurzen Auszeit nach Asien. Mit dem Iran scheiterte Blazevic erst in den Playoffs zur WM 2002. Am 10. Juli 2008 übernahm der Trainerfuchs die Auswahl Bosnien-Herzegowinas.

Prognose

Bosnien wird Lehrgeld zahlen müssen. Schon in der Qualifikations-Gruppe gab es zwei Niederlagen gegen ein Spitzenteam, wobei die Bosnier in beiden Partien nicht unbedingt schlechter waren als Spanien. Portugal sollte vor eigenem Publikum einen Sieg einfahren, so dass sich die Seleccao im Rückspiel auf Konter beschränken kann und nach zwei Erfolgen nach Südafrika fahren darf.

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