Diego macht den Unterschied gegen Udinese

Von Torsten Adams / Martin Rösch
Bremens Diego erzielte gegen Udinese Calcio seine Tore zwei und drei im laufenden Wettbewerb
© Getty

Werder Bremen hat das Hinspiel im UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Udine Calcio mit 3:1 (1:0) gewonnen und damit die Tür zum Halbfinale aufgeschossen. Einziger Wermutstropfen war das späte Gegentor der Gäste drei Minuten vor Schluss.

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Vor 32.500 Zuschauern im Bremer Weserstadion sorgte Bremens überragender Brasilianer Diego für die ersten beiden Tore (34., 67.). Hugo Almeidas Treffer in der 69. Minute ließ Werder schon vom Halbfinale träumen, ehe Fabio Quagliarella für den Tabellen-14. der italienischen Serie A auf 1:3 verkürzte (87.).

Die Elf von Trainer Thomas Schaaf bestätigte dennoch die positive Tendenz der letzten Wochen und drehte vor allem in Halbzeit zwei mächtig auf.

Schaaf: "Es war ein völlig unnötiger Gegentreffer"

"Der Gegner war relativ oft vor unserem Tor, mit guten Möglichkeiten. Das hätten wir verhindern müssen. Auf der anderen Seite haben wir auch drei Tore erzielt", sagte Schaaf nach der Partie.

Quagliarellas spätes Tor schmeckte dem Werder-Coach gar nicht: "Es war ein völlig unnötiger Gegentreffer. Da waren wir nicht nur lässig, sondern nachlässig. Wir haben letztendlich erst ein Spiel gehabt und müssen deshalb hochkonzentriert in das zweite
Spiel gehen. Das Gute, was man dem Gegentor abgewinnen kann, ist, dass wir wach sein müssen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Thomas Schaaf baut im Vergleich zum 4:1-Erfolg gegen Hannover die komplette rechte Seite um: Fritz, Tziolis und Almeida spielen für Prödl, Niemeyer und Rosenberg, der aufgrund von Magenkrämpfen gar nicht erst im Kader steht.

Udine-Coach Pasquale Marino bringt nach der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Inter Stammkeeper Handanovic für Belardi und Domizzi für Isla in der Abwehrkette.

3.: Wiese klärt einen langen Ball unglücklich mit dem Kopf genau in die Beine von Inler. Dem Schweizer fehlt aber die nötige Ruhe. Der Versuch aus 35 Metern geht weit über den verwaisten Kasten.

31.: Naldo fasst sich ein Herz und lässt aus gut 30 Metern einen unglaublichen Hammer los. Handanovic schaut hinterher, der Ball klatscht an den Querbalken.

34., 1:0, Diego: Almeida setzt Diego mit einem guten Pass auf der rechten Seite in Szene. Der Brasilianer wird 20 Meter vor dem Tor nicht angegriffen und trifft mit einem überlegten Flachschuss ins lange Eck.

47.: Asamoah hat im linken Mittelfeld viel zu viel Platz und bedient Quagliarella mit einem herrlichen Lupfer. Der Goalgetter läuft mutterseelenallein auf Wiese zu und legt den Ball am Werder-Keeper vorbei. Das Leder verfehlt den rechten Pfosten um Millimeter.

61.: Eine Werder-Abseitsfalle misslingt völlig, wieder läuft Quagliarella alleine auf Wiese zu. Der Bremer Schlussmann bleibt lange stehen und fischt den Heber des Italieners herunter.

67., 2:0, Diego: Diego schnappt sich auf der linken Seite das Leder und lässt Gegenspieler Sanchez mit einer Körpertäuschung wie einen Schuljungen stehen. Im Anschluß zirkelt Diego die Kugel mit viel Gefühl in den rechten Winkel.

69., 3:0, Almeida: Jetzt geht alles! Boenisch mit dem langen Ball aus der eigenen Hälfte. Almeida ist auf und davon und trifft aus acht Metern trocken ins lange Eck.

83.: Quagliarella zum Dritten. Diesmal bedient Floro Flores den Nationalstürmer. Wieder steht er alleine vor Wiese und wieder ist der Lupfer die falsche Entscheidung. Einen Meter über den Kasten.

87., 3:1, Quagliarella: Pasanen pennt, der eingewechselte Zapata kommt bis zur Grundlinie durch und legt zurück. Diesmal macht Quagliarella alles Richtig und schießt aus fünf Metern ein.

So lief das Spiel: Werder startete entschlossen und auf Offensive bedacht, so wie man es von der Schaaf-Elf im heimischen Weserstadion gewohnt ist. Durch die tief gestaffelten Italiener war aber rund 25 Meter vor dem Kasten Endstation. Nach 20 Minuten taute Udine auf und war zumindest nach Spielanteilen auf Augenhöhe mit Werder. Doch auch den Gästen glückte der letzte Pass nicht. Erst Naldos Lattenkracher rüttelte Werder wach, Diego traf prompt zur Führung.

Nach der Pause hätte Quagliarella Werder beinahe kalt erwischt. In der Folge gab es deutlich mehr Strafraumszenen als in Durchgang eins, doch Quagliarella verpasste zweimal den Ausgleich aus fast identischer Position. Der Doppelschlag durch Diego und Almeida stellte den Spielverlauf ein wenig auf den Kopf. Quagliarellas Anschlusstor war zwar bitter, aber verdient.

Der Star des Spiels: Diego, die Effizienz in Person. Zwei Torschüsse, zwei Tore. Bewies bei seinen Treffern Auge und Technik und ließ Gegenspieler D'Agostino beim 1:0 aussehen wie ein E-Jugendspieler. Der europäische Wettbewerb - auch wenn es nur der UEFA-Cup ist - ist die große Bühne des Brasilianers.

Die Gurke des Spiels: Fabio Quagliarealla, trotz seines Tores. Im Angriff der Gäste wurde Antonio Di Natale schmerzlich vermisst. Der Ausfall ihres Top-Torjägers, der sich bei der Nationalmannschaft einen Kreuzbandanriss zuzog, kann Udine nicht kompensieren. Quagliarella vergab gleich drei exquisite Einschussmöglichkeiten und sorgte so quasi im Alleingang dafür, das Bremen einigermaßen beruhigt nach Udine reisen kann.

Die Lehren des Spiels: Bremen hat das Toreschießen und die Effizienz wieder entdeckt. Gegen enorm kompakte und zweikampfstarke Italiener war es nämlich keinesfalls ein Leichtes, drei Treffer zu erzielen. Trotz des vermeintlich offensiven 4-3-3-Systems zogen sich die Gäste meist weit zurück und lauerten ausschließlich auf Konter.

Die beiden Außenstürmer Pepe und Alexis Sanchez setzten sich bei Bremer Ballbesitz nach hinten ab und machten aus der Dreierkette ein Fünfer-Mittelfeld. Die Konsequenz: Die Räume zwischen Mittellinie und Udines Sechzehner waren eng, Werder hatte im Spielaufbau lange Zeit seine liebe Müh' und Not.

Da sich die Gäste ihrerseits allerdings kaum Torchancen erspielten, war Bremens Abwehrreihe nahezu beschäftigungslos. Vor allem Fritz nutzte die Harmlosigkeit der Gäste zu zahlreichen Flankenläufen.

Erst Mitte der zweiten Halbzeit verstand es Werder besser, die kompakte und ballsichere Formation der Italiener auseinander zu ziehen. Boenisch und Fritz sowie Tziolis und Özil hielten die Außen konsequent und Boenisch fungierte beim 3:0 von Almeida als genialer Passgeber.

Als man drei Konter mit einem blauen Auge überstanden hatte, sorgte der vierte Streich der Italiener doch noch für das bittere 1:3, das Bremen fürs Rückspiel noch zittern lässt.

Werder Bremen - Udine Calcio: Daten & Fakten