Hamburg ringt ManCity nieder

Von Florian Bogner / Rene Scheufen
Mladen Petric (l.) stand nach überstandener Muskelverletzung wieder in der HSV-Startelf
© Getty

Der Hamburger SV hat im Hinspiel des UEFA-Cup-Viertelfinals gegen Manchester City tolle Moral bewiesen und die Engländer nach einem Gegentor in der ersten Minute noch mit 3:1 (1:1) besiegt.

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Nach nur 35 Sekunden setzte es eine kalte Dusche für den HSV, als Stephen Ireland die Gäste nach Vorarbeit von Robinho in Führung brachte.

Doch die Hamburger zeigten sich vor 50.500 Zuschauer in der ausverkaufen HSH Nordbank-Arena keineswegs geschockt und kamen bereits acht Minuten später durch Joris Mathijsen zum Ausgleich.

In der zweiten Halbzeit schossen dann Piotr Trochowski (62., Elfmeter) und Paolo Guerrero (79.) ein einigermaßen beruhigendes Polster fürs Rückspiel in einer Woche heraus. In England könnte der HSV dann den ersten Halbfinal-Einzug in einen europäischen Wettbewerb seit 1983 perfekt machen.

Jol: "Hätte gerne noch ein viertes Tor gehabt"

"Beim 0:1 bin ich kurz erschrocken und habe gedacht: Sind die wirklich so gut? Aber danach haben wir das sehr gut gemacht. Ich hätte gerne noch ein viertes Tor gehabt. Ein 3:1 ist gefährlich. Wenn die wieder so ein frühes Tor machen, wird es sehr schwer", resümierte HSV-Trainer Martin Jol.

ManCity-Coach Mark Hughes meinte: "Wir sind sicher noch nicht ausgeschieden. Wir haben gezeigt, dass wir dem HSV in der Abwehr Probleme bereiten können. Dieses Duell ist ganz sicher noch nicht vorbei."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hamburg mit zwei Änderungen im Vergleich zum 1:0 gegen Hoffenheim: Petric und Trochowski beginnen für den international nicht spielberechtigten Tavares und Guerrero (auf der Bank).

ManCity ohne die Ex-Hamburger de Jong (keine Spielberechtigung) und Kompany (leicht angeschlagen), dafür rücken Sturridge und Ireland in die Startelf.

1., 0:1, Ireland: Ireland schlägt den Ball links auf den Flügel zu Robinho. Der wackelt Benjamin und Gravgaard aus und passt in den Sechzehner auf den alleine durchgestarteten Ireland. Trockener Rechtschuss, platziert ins rechte Eck.

5.: Flanke Benjamin von rechts. Petric mutterseelenallein vier Meter vor dem Tor, köpft die Kugel aber genau auf Given.

8.: Gravgaard kommt nach einem Trochowski-Freistoß an den Ball und zimmert aus sechs Metern auf den Kasten. Given reißt die Hände hoch und pariert.

9., 1:1, Mathijsen: Scharf getretene Ecke von Trochowski auf den ersten Pfosten. Mathijsen läuft ein, köpft mit dem Hinterkopf. Given noch dran, lenkt den Ball so an Wright-Phillips auf der Linie vorbei.

20.: Trochowski flankt von links auf den langen Pfosten. Pitroipa produziert eine Kopfball-Bogenlampe, der Ball klatscht an die Latte.

28.: Konter der Gäste. Sturridge legt im Strafraum auf Bellamy ab, Rost ist blitzschnell unten und pariert.

44.: Olic angelt sich den Ball links vorne und fummelt ihn an den Fünfer zu Pitroipa. Der legt zurück auf Trochowski. Der Nationalspieler schießt Given direkt in die Beine. Nach der folgenden Ecke kommt Aogo zum Schuss. Der Ball landet bei Olic, dessen Fallrückzieher geht aufs Tornetz.

60.: Ecke Trochowski von rechts. Im Gewühl köpft Zabaleta aufs eigene Tor, Wright-Phillips rettet vor Olic auf der Linie.

62., 2:1, Trochowski (Elfmeter): Mathijsen setzt 14 Meter zum Tor zum Seitfallzieher an, Richards blockt den Ball wie ein Volleyballer ab. Klare Sache - Elfmeter! Trochowski verwandelt hart und präzise ins rechte Eck.

66.: Jansen nimmt sich aus 22 Metern ein Herz und hält einfach mal drauf. Sein Flachschuss rauscht nur ganz knapp am rechten Pfosten vorbei.

79., 3:1, Guerrero: Trochowski macht Richards links nass und flankt scharf und flach in die Mitte. Der eingewechselte Guerrero steht goldrichtig und versenkt den Ball unter die Latte.

90.+3: Aogo zieht aus der Distanz ab. Given macht sich lang und pariert den Ball zur Ecke.

So lief das Spiel: Der HSV wurde schon nach 35 Sekunden kalt erwischt, ließ sich aber nicht beeindrucken und produzierte in der Anfangsviertelstunde Chancen zuhauf. Eine davon nutzte Mathijsen zum verdienten Ausgleich. ManCity hatte zwar mehr Ballbesitz, kam im ersten Durchgang allerdings nur noch einmal gefährlich vors HSV-Tor (28.). Nach einer halben Stunde verflachte die Partie, erst mit dem Halbzeitpfiff hätte Trochowski die Führung erzielen müssen.

ManCity investierte nach dem Seitenwechsel mehr in die Offensive, der HSV brauchte eine Viertelstunde zum Verschnaufen. Erst dann riss Wright-Phillips' Rettungsaktion auf der Linie den Gastgeber aus der Lethargie, Richards' Geschenk nutzte Trochowski zum 2:1. Der HSV spielte anschließend weiter nach vorne und wurde mit dem 3:1 belohnt.

Der Star des Spiels: Piotr Trochowski. Ein Tor, zwei Vorlagen - der Nationalspieler ist mit diesem Auftritt wohl endgültig aus seinem Formtief raus. Seine Standards waren so präzise wie selten, seine Passquote herausragend. Beim Elfmeter übernahm er Verantwortung und traf sicher, beim 3:1 zeigte er Richards, was ein Antritt ist.

Die Gurke des Spiels: Micah Richards. Der Nationalspieler bekam von Trochowski und Olic Knoten in die Beine gespielt, verschuldete den Elfmeter zum 1:2 und war beim 1:3 im Zweikampf mit Trotsche viel zu passiv. Richards war die eindeutige Schwachstelle der Gäste und wurde auseinander genommen.

Die Lehren des Spiels: In K.o.-Spielen darf man sich keine Unkonzentriertheit erlauben - der HSV tat das bereits in der ersten Minute und hat so leider eine kleine Hypothek fürs Rückspiel zu tragen. Dennoch muss man den Hanseaten ein Kompliment machen: Im UEFA-Cup ist City in dieser Saison noch nie so dominiert worden.

Jol kann sich trotz aller Personalsorgen glücklich schätzen, einen solch flexiblen Kader zu haben. Jansen rückte ohne Murren nach etlichen Wochen im Mittelfeld in die Viererkette zurück und machte seine Sache gut. Benjamin verteidigte rechts äußerst solide gegen den Übersteiger-König Robinho. Und Aogo fand sich im zweiten Durchgang im defensiven Mittelfeld immer besser zurecht.

Mit Trochowski, Pitroipa und Olic hatte man zudem quicklebendige Offensivkräfte, die ManCity eigentlich permanent das Leben schwer machten.

Trotz aller Lobeshymen kommt auf den HSV im Rückspiel dennoch eine harte Aufgabe zu - immerhin hat City die letzten acht Heimspiele in UEFA-Cup und Premier League allesamt gewonnen. Und ein 2:0 würde den Engländern zum Weiterkommen reichen...

Daten & Fakten: Hamburger SV - Manchester City