Klopp völlig fertig

Von Florian Bogner / Jochen Tittmar
UEFA-Cup, dortmund, klopp
© Getty

Nach fast fünf Jahren Europacup-Abstinenz hat Borussia Dortmund bei seiner Wiederkehr wohl schon alle Chancen aufs Weiterkommen verspielt. Im Hinspiel der 1. Runde des UEFA-Cups verlor der BVB vor heimischer Kulisse gegen Udinese Calcio mit 0:2 (0:2).

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Vor 52.400 Zuschauern im Signal Iduna Park spielte Dortmund leidenschaftlich, lief den Italienern aber mehrmals ins offene Messer. Udine machte schon vor der Pause durch die Kontertore von Antonio Floro Flores (8.) und Gökhan Inler (34.) alles klar.

Die besten Chancen für Dortmund vergaben Florian Kringe (22.) und Tamas Hajnal (27.). BVB-Trainer Jürgen Klopp wählte nach der Partie drastische Worte.

"Wir haben dem Gegner so in die Karten gespielt, das wird Udinese international so schnell nicht wieder antreffen. So habe ich noch keine Mannschaft, bei der ich was zu sagen hatte, Fußball spielen sehen. Zur Halbzeit war es mir tendenziell auch peinlich. Ich dachte wirklich, wir wären einen Schritt weiter. Aber was wir heute in Teilbereichen gemacht haben, das war eine Katastrophe", kritisierte Klopp.

"Ratlos und enttäuscht"

"Ich bin ratlos und enttäuscht. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. 0:2 zu Hause ist natürlich keine gute Ausgangsposition. Wir müssen defensiv einfach besser stehen", monierte Kapitän Sebastian Kehl. Und Abwehrspieler Neven Subotic haderte: "Bei den Toren haben wir einfach gepennt."

Für das Rückspiel in Udine am 2. Oktober benötigt Dortmund nun ein kleines Fußball-Wunder, um doch noch in die Gruppenphase des UEFA-Cups einzuziehen.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dortmund mit der Derby-Elf, Udines Coach Pasquale Marino verzichtet in der Startformation auf die Nationalspieler Antonio Di Natale (krank) und Fabio Quagliarella.

2.: Rukavina vertändelt den Ball auf der rechten Seite gegen Sanchez, der dann am Sechzehner alleine vor Weidenfeller steht, aber dilettantisch vergibt.

8., 0:1, Floro Flores: Ein Hajnal-Freistoß wird abgewehrt und von D'Agostino direkt in die Spitze gespielt. Die aufgerückten Abwehrspieler fehlen, Floro Flores steht alleine vor Weidenfeller und schiebt problemlos ein.

10.: Zidan, bei einem Luftkampf an der Hüfte verletzt, muss runter. Für ihn kommt Tinga.

22.: Kringe fasst sich ein Herz, zieht aus 22 Metern ab. Handanovic mit einer großartigen Parade.

23.: Nächster Rückschlag. Hummels, bei einem Tackling am linken Knöchel verletzt, muss ebenfalls raus. Für ihn kommt Santana.

27.: Hajnal dreht sich blitzschnell und biegt den Ball Richtung linker Winkel. Wieder fliegt Handanovic grandios und kratzt ihn mit den Fingerspitzen raus.

34., 0:2, Inler: Nächster Konter. Pepe über rechts weg, Rückpass auf Inler. Der schiebt ihn direkt links unten ein. Weidenfeller chancenlos.

44.: Santana vertändelt den Ball an der Eckfahne gegen Sanchez. Weidenfeller verhindert Schlimmeres.

64.: Langer Ball auf Sanchez - und Weidenfeller kommt nicht raus! Sanchez zögert, Weidenfeller hat das Bein dazwischen, Santana klärt den Nachschuss von D'Agostino auf der Linie.

70.: Kringe aus der zweiten Reihe, findet abermals seinen Meister in Handanovic.

84.: Wieder Kringe, wieder Fernschuss, wieder Handanovic. Diesmal im Nachfassen.

So lief das Spiel: Dortmund in den ersten Minuten wie elektrisiert, aber unglaublich naiv in der Rückwärtsbewegung. Der vergebene Konter der Gäste in der zweiten Minute hätte ein Warnsignal sein müssen, doch Dortmund rückte kurz danach nochmal zu weit auf und kassierte das 0:1. Der BVB zeigte sich davon wenig geschockt, spielte weiter nach vorne und hätte zum Ausgleich kommen können.

Der nächste Konter der Gäste sorgte jedoch für geklärte Verhältnisse. Auch im zweiten Durchgang hatte der BVB mehr vom Spiel, entwickelte aber zu wenige Ideen nach vorne. Udine spielte sein Pensum locker runter, verteidigte diszipliniert und hätte sogar auf 3:0 erhöhen können. 

Der Star des Spiels: Die Dortmunder Fans. 1757 Tage hatte die Südkurve auf europäischen Fußball warten müssen, da störte auch der prompte Rückstand nicht. Die 52.400 schrien ihren BVB über 90 Minuten nach vorne und ließen so über weite Strecken prächtige Europapokalstimmung aufkommen.

Die Gurke des Spiels: Die Rückwärtsbewegung der Dortmunder Außenverteidiger. Dass Udine eins der stärksten Konter-Teams der Serie A ist, hätte man vorher wissen können. Lee und Rukavina reagierten bei Ballverlust in der Offensive viel zu langsam und ließen Sanchez und Pepe ein ums andere Mal laufen. In der ersten Halbzeit sah sich Weidenfeller viermal einem alleine gelassenen Udine-Stürmer gegenüber - zu viel, um das Spiel zu gewinnen.

Die Lehren des Spiels: Euphorie hin oder her: Gegen ein taktisch wahnsinnig diszipliniert spielendes Team aus Udine stand der BVB von der ersten Minute an auf verlorenem Posten.

Gegen die blitzschnellen Konter der Gäste konnte man sich nicht ansatzweise wehren, der Ausfall von Hummels verschlimmerte die Situation sogar noch. Und dass, obwohl Di Natale und Quagliarella nicht mal von Beginn an aufliefen.

Positiv war lediglich der Einsatzwille der Schwarz-Gelben, die nie aufsteckten und auch nach dem 2:0 nach vorne spielten. Leider fehlten die Ideen aus dem Mittelfeld, vor allem über Außen ging gar nichts und selbst die Hereinnahme von Frei brachte nicht mehr den gewünschten Erfolg.

Die Ergebnisse der 1. Runde des UEFA-Cups

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