Ernüchternde Rückkehr nach Europa

SID
Uefa-Cup, Fussball, BVB, Udine
© Getty

Die Vorfreude war groß, die Ernüchterung ist riesig. Die erste Pflichtspiel-Niederlage als Trainer von Borussia Dortmund riss Jürgen Klopp aus allen Träumen von einer dauerhaften Rückkehr seines neuen Klubs auf die europäische Bühne.

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"Eine Katastrophe. So habe ich noch nie eine Mannschaft spielen sehen, die ich gecoacht habe", klagte der Fußball-Lehrer im Anschluss an das 0:2 (0:2) gegen Udinese Calcio.

In der von ihm als "Spiel des Jahrzehnts" angekündigten Partie blieb sein Team den Nachweis internationaler Reife schuldig: "Wir haben dem Gegner so in die Karten gespielt, das wird Udinese international so schnell nicht wieder antreffen."

"Bemüht aber dämlich"

Alle Hoffnungen auf den Einzug in die Gruppenphase des UEFA-Cups erwiesen sich als Wunschdenken. Mit hoher Spielkunst, schnellen Beinen und taktischer Finesse legte der Gast aus dem Friaul die Schwächen des Bundesliga-Vierten schonungslos offen.

Nur mit viel Glück entging der BVB nach den frühen Toren von Antonio Floro Flores (8.) und Gökhan Inler (34.) einer noch höheren Niederlage. Die bittere Erkenntnis: Allein mit Ehrgeiz lassen sich solche Spiele nicht gewinnen.

"Wir waren zwar bemüht, haben uns aber dämlich angestellt", klagte Kapitän Sebastian Kehl.

Dortmunder Schülermannschaft

Mit einer Unbekümmertheit, die ansonsten nur Schülermannschaften zu eigen ist, stürmten die Dortmunder Abwehrspieler vom Anpfiff an nach vorn und luden damit die Italiener zu Kontern ein. Selbst nach der vergebenen Großchance der Gäste bereits in der 2. Minute kamen die Borussen nicht zur Besinnung.

Fassungslos musste Klopp mit ansehen, wie sein Team alle guten Vorsätze über den Haufen warf - und unterging. "Wir haben ohne jede Absicherung gespielt. Ich dachte, wir wären weiter", befand der Coach.

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Hummels und Zidan verletzt

Schonungslose Video-Analysen sollen helfen, den Schaden in Grenzen zu halten. "Ich erwarte eine absolute Reaktion der Mannschaft", sagte Klopp.

Zu allem Überfluss verlor die Borussia nicht nur die Begegnung mit Udine, sondern bereits in der Anfangsphase auch Mohamed Zidan und Mats Hummels durch Verletzungen.

Hohn und Spott aus Italien

Der BVB ist gut beraten, sein Hauptaugenmerk auf das nationale Geschäft zu richten. Denn nur ein sportliches Wunder kann ihn am 2. Oktober im Rückspiel vor dem frühen UEFA-Cup-Knockout bewahren. Zu groß war der Klassenunterschied beim ersten Aufeinandertreffen.

"Udinese erobert Dortmund - Borussia weggefegt", urteilte die "Gazzetta dello Sport". Auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage eines Journalisten an Klopp, ob er nun in Udine einen 3:1-Erfolg anstrebe, reagierten die Besucher aus Italien mit Gelächter.

Spätestens in diesem Moment hatte auch der zuvor leidgeprüfte Fußball-Lehrer seinen Humor wiedergefunden: "Die erste Voraussetzung für einen Erfolg haben wir erreicht. Wir werden unterschätzt."

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