Tipps vom Bundesliga-Spion

Von Interview: Daniel Martinez
Anatoliy Timoshchuk, Zenit St. Petersburg
© Imago

München - 4:1 überrollte Zenit St. Petersburg im Viertelfinale des UEFA-Cups Leverkusen in der BayArena.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Droht dem FC Bayern heute (20.45 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) ein ähnliches Schicksal? SPOX.com sprach mit Zenits Kapitän Anatoliy Timoshchuk (29) über das Halbfinale gegen die Münchner. Timoshchuk kam im vergangenen Jahr für 15 Millionen Euro nach St. Petersburg und ist der teuerste Einkauf des Teams.

Der Ukrainer über Spione, Chancen und einen Talisman von Lothar Matthäus und die Form des aktuell Tabellen-Zehnten der russischen Liga.

SPOX: Herr Anatoliy Timoshchuk, was für eine Bedeutung hat das Spiel gegen den FC Bayern für Sie persönlich und für ihre Mannschaft ?

Anatoliy Timoshchuk: Für uns bedeutet das Spiel in München sehr viel. Es ist das erste mal in der Geschichte des Vereins, dass wir im Halbfinale des UEFA-Cups stehen. Und das mit mir als Kapitän! Dieses Jahr sind wir einen schwierigen Weg gegangen, wir haben viele Hindernisse überwunden. Das Ergebnis in München wird entscheidend für uns.

SPOX: Auf dem Weg zum Halbfinale hat Zenit starke Mannschaften besiegt: Villarreal, Marseille, Leverkusen. Ist Bayern der gefährlichste Gegner von allen?

Timoshchuk: Das glaube ich nicht. Alle anderen Gegner waren auch sehr stark und sie hatten ein ähnlich hohes Niveau. Vor den Spielen haben sowohl Journalisten wie Experten unsere Gegner als Favoriten eingestuft. Am Ende haben wir aber stets bewiesen, dass wir auch sehr stark sind.  Wir lassen uns nicht von Erfolgen der Vergangenheit irritieren.

SPOX: Bayern marschiert derzeit durch die Bundesliga. Macht Ihnen das kein bisschen Angst?

Timoshchuk: Wir haben weder Angst, noch sind wir beeindruckt.  Wir verfolgen in Russland die Saison der wichtigsten europäischen Mannschaften. Ich habe mir dieses Jahr schon mehrere Spiele des FC Bayern angesehen, zum Beispiel die beiden gegen Getafe und das Spiel gegen Eintracht Frankfurt. Wir kennen die Stärken und Schwächen sehr gut.

SPOX: Trainer Dick Advocaat kennt sich im deutschen Fußball aus. Er konnte Ihnen doch sicherlich auch einige Dinge über die Bayern erzählen...

Timoshchuk: Dick Advocaat hat in Deutschland gearbeitet, aber seitdem hat sich der FC Bayern verändert. Wir Spieler kennen die Mannschaft gut genug. Wir informieren uns ständig über das Internet und das Fernsehen. Zusätzlich hat mir mein guter Freund Andrey Voronin (Voronin spielte für Gladbach, Mainz, Köln und Leverkusen; d. Red.) wertvolle Informationen gegeben.

SPOX: Zenit hat Leverkusen beim 4:1 gedemütigt. Ist jetzt der FC Bayern fällig?

Timoshchuk: Ich halte es nicht für richtig, die Niederlage von Leverkusen als Demütigung zu betrachten. Der FC Bayern ist eine sehr gute Mannschaft, die wir respektieren. Aber wir kommen voller Selbstvertrauen nach München. Wir werden von Anpfiff bis zum Abpfiff um jeden Ball kämpfen.

SPOX: Gegen Leverkusen haben Sie in St. Petersburg einen Elfmeter verschossen. Trauen Sie sich jetzt noch, gegen München einen Elfer zu schießen? 

Timoshchuk:  Wenn ich die Chance bekomme, mache ich das. Ich habe die Szene gründlich analysiert, beim nächsten Mal werde ich es besser machen.

SPOX: Sie sind der teuerste Spieler im Kader des FC Zenit. Ist das für Sie eine besondere Belastung?

Timoshchuk: Der Transferpreis hat auf dem Platz überhaut keine Bedeutung.  Stellen Sie die selbe Frage doch mal Franck Ribery. Er  wird Ihnen die gleiche Antwort geben.

SPOX: In der russischen Liga steckt Zenit in einer kleinen Krise, seit vier Spieltagen hat Ihre Mannschaft nicht mehr gewonnen.

Timoshchuk: Das ist keine Krise. Wir haben auch in den vergangenen Spielen auf einem sehr hohen Niveau gespielt. Aber es stimmt, wir haben wichtige Punkte verloren. Doch dafür gibt es Erklärungen. Erstens ist die Qualität des Rasens in Russland mangelhaft, was uns nicht erlaubt, unsere spielerische Klasse zu zeigen. Zudem haben wir derzeit einige Verletzungen zu beklagen.

SPOX: Haben Sie einen Lielingsspieler beim FC Bayern?

Timoshchuk: Als Teenager war ich sehr beeindruckt von Lothar Matthäus. Ich trage heute immer eine Kapitänsbinde mit den Farben der deutsche Flagge, die einmal ihm gehörte. Diese Kapitänsbinde habe ich ich von Alexandre Spiridon bekommen, er war Assistenz-Trainer bei meinem Ex-Klub Schachtjor und hat sie nach einem Spiel von Moldawien gegen Deutschland von Lothar Matthäus selbst bekommen. Jetzt gehört sie mir.

SPOX: Mit wem werden Sie Ihr Trikot nach dem Spiel in München tauschen?

Timoshchuk: Ich weiß es noch nicht. Aber ich habe schon eine schöne Sammlung von ungefähr 200 Trikots.

SPOX: Möchten Sie irgendwann in der Bundesliga spielen?

Timoshchuk: Ich habe bisher kein Angebot aus Deutschland erhalten. Aber ich weiß nicht, was die Zukunft bringt.

Artikel und Videos zum Thema