Endstation Achtelfinale

Von Andreas Lehner
Schalke, Gerald, Asamoah, Champions League
© Getty

München - Alea iacta est - die Würfel sind gefallen und haben den deutschen Mannschaften weitestgehend Glück beschert.

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Die Gegner, die den Teams aus der Bundesliga im UEFA-Cup zugelost wurden, sind nicht zwingend als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk zu betrachten, aber sicher keine Übermannschaften. Die Floskel schwer, aber machbar machte mal wieder die Runde.

Wie bei allen Phrasen steckt zwar ein wahrer Kern hinter der Aussage, die Substanz fehlt allerdings. Grund genug, einen genaueren Blick auf die Paarungen der Deutschen zu werfen.

Schalke 04 - FC Porto

Den Königsblauen hat Glücksfee Fortuna eigentlich ein richtiges Traumlos unter den Baum gelegt, dennoch schiebt man auf Schalke die Favoritenrolle gleich mal dem portugiesischen Meister zu.

Warum eigentlich? Immerhin ist man den Übermächtigen aus Barcelona, Manchester und Mailand aus dem Weg gegangen. Doch auf den zweiten Blick scheint auch der FC Porto zu stark für die Achtelfinal-Novizen aus Gelsenkirchen.

Die Fakten: In der Champions League mit elf Punkten Gruppensieger vor dem FC Liverpool, Torverhältnis 8:7. In der Liga ist Porto nach 13 Spielen mit elf Siegen und zwei Unentschieden mit zehn Punkten Vorsprung auf Benfica unangefochtener Tabellenführer. Das Torverhältnis von 23:4 beeindruckt.

Porto ist eine enorm spielstarke Mannschaft, die aus einer kompakten Defensive ihre Angriffe über ihre schnellen Spieler nach vorne trägt. Die Stützen der Truppe von Jesualdo Ferreira sind Lucho Gonzalez, Ricardo Quaresma und Lisandro Lopez.

Einschätzung: Sicher der leichteste Gegner aus dem Lostopf der Gruppenersten, dennoch für Schalke schwer zu packen. Wenn Schalke neben Kuranyi keinen zweiten torgefährlichen Mann aus dem Hut zaubert, wird's schwer, die Betonabwehr zu knacken. Schalke müsste im Heimspiel schon ordentlich vorlegen, um ins Viertelfinale zu kommen. Sehr wahrscheinlich ist Porto aber Endstation!

FC Bayern München - FC Aberdeen

Leichter hätte es für die Bayern kaum kommen können. Die Schotten sicherten sich erst am letzten Spieltag durch ein 4:0 gegen den FC Kopenhagen das Weiterkommen - mit dem Torverhältnis 5:6! Im Pittodrie Stadium von Aberdeen heißt es für Bayern den Kampf annehmen und dagegenhalten, denn spielerisch sind die Münchner klar überlegen. Der bekannteste Mann im Kader der Schotten ist sicherlich Jacki McNamarra, der zehn Jahre lang für Celtic spielte.

Die letzten Erfolge liegen schon lange zurück. 1983 holte Aberdeen den Pokal der Pokalsieger sowie den europäischen Supercup. Auf dem Weg ins Finale warfen sie im Viertelfinale übrigens die Bayern raus (3:2, 0:0). 1985 wurden sie zum letzen Mal Meister. Vater der Erfolge war ein gewisser Sir Alex Ferguson.

Einschätzung: Geschichte wiederholt sich nicht. Klare Sache für die Bayern, vor allem weil sie das Rückspiel zuhause haben. Der Blick kann schon auf die möglichen Achtelfinalgegner RSC Anderlecht oder Girondins Bordeaux gerichtet werden.

Hamburger SV - FC Zürich

Zürich - Leverkusen 0:5! Das sagt eigentlich schon alles. Die Schweizer spielten gegen Bayer sicherlich unter Niveau und konnten nichts von ihrer Offensivstärke zeigen, werden aber auch gegen den HSV eingehen.

Die Züricher leiden immer noch unter dem Weggang von Trainer Lucien Favre zu Hertha BSC Berlin. Falls die Leistungsträger Yassine Chikhaoui und Raffael den Verein zudem im Winter verlassen sollten, würde die Truppe weiter an Qualität verlieren. Der HSV konnte in der Gruppenphase bereits Erfahrungen mit einem Vertreter aus der Schweiz (FC Basel, 1:1) machen.

Einschätzung: Der HSV kann schon mal fürs Achtelfinale planen. Gegen Zürich gibt's zwei klare Siege.

Bayer Leverkusen - Galatasaray Istanbul

Galatasaray ist zwar Tabellenführer der türkischen Süper Lig, konnte aber im UEFA-Cup nicht überzeugen und qualifizierte sich nur mit viel Glück für die Zwischenrunde. Im Stadion Ali Sami Yen wird Bayer sicher ein heißer Tanz erwarten. Die junge Truppe von Michael Skibbe muss zeigen, ob sie ihre Nerven im Griff hat und die Atmosphäre ausblenden kann.

Ein Wiedersehen gibt es mit Coach Karlheinz Feldkamp, dem Ex-Schalker Lincoln und dem Ex-Kölner Rigobert Song. Stützen des Teams sind die in die Jahre gekommenen Stars Hakan Sükür und Hasan Sas.

Einschätzung: Bayer hat gute Chancen, ins Achtelfinale einzuziehen, wenn sie das Hinspiel in Istanbul ordentlich überstehen. Spielerisch hat die Skibbe-Elf bisher einen ganz starken Eindruck hinterlassen. Im Achtelfinale lockt ein deutsches Duell mit dem HSV.

1. FC Nürnberg - Benfica Lissabon

Der Club hat mit dem Champions-League-Absteiger den härtesten Brocken erwischt. Hinter dem FC Porto ist der Europapokalsieger von 1961 und 1962 die stärkste Mannschaft in Portugal. 1962 eliminierte Benfica den Club im Viertelfinale (6:0, 1:3). 

Wie für ein südeuropäisches Team üblich, eine spielstarke Truppe, in der Rui Costa trotz seiner 35 Jahre noch immer ausgezeichnet Regie führt. In der Defensive stehen sie dank des Brasilianers Luisao ziemlich sicher und haben in der Liga erst acht Gegentore zugelassen. Der deutsche Keeper Hans-Jörg Butt hat bisher noch keinen Platz im Team von Jose Antonio Camacho gefunden.

Einschätzung: Beim Club liegt der Fokus nach der schwachen Hinrunde auf der Bundesliga. Die Auftritte im UEFA-Cup sind Festtage. Das Rückspiel vor heimischem Publikum ist sicher ein Vorteil. Zudem könnte Benfica etwas überheblich auftreten und den Club unterschätzen. Dennoch: Nur wenn Nürnberg zwei Sahnetage erwischt, ist das Achtelfinale drin.

Werder Bremen - Sporting Braga

Nach dem Ausscheiden in der Champions League wollen die Bremer nun im UEFA-Cup ins Finale. Erste Hürde auf dem Weg nach Manchester ist Sporting Braga.

Die Bayern können ein Lied von der unangenehmen, defensiven Spielanlage der Portugiesen singen. Nur mit Glück holten sie auswärts ein 1:1. Die Gruppenphase überstand Braga ohne Niederlage.

Einschätzung: Wenn Bremen im Heimspiel vorlegen kann, ist das Weiterkommen kein Problem. Dank Werders Offensivstärke wird das auch klappen. Im Achtelfinale wird's dann gegen die Rangers oder Panathinaikos schon schwieriger.

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