"Ich habe Krieg geführt gegen mich"

Von dpa
Deisler
© Getty

München - Sebastian Deisler hat erstmals über die Gründe für seinen Ausstieg aus dem Profi-Fußball gesprochen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich so, wie alles gelaufen ist, nicht geschaffen war für dieses Geschäft. Am Ende war ich leer, ich war alt, ich war müde. Ich bin so weit gelaufen, wie mich meine Beine getragen haben, mehr ging nicht", sagte der ehemalige Bayern- und Nationalspieler dem "Tagesspiegel am Sonntag".

"Das Geschäft hat zu schnell Besitz ergriffen von mir. Ich habe nie die Zeit gehabt zum Wachsen, nie die Zeit, erwachsen zu werden, ich hatte nicht mal die Zeit, Fehler zu machen", erklärte der 27-Jährige in dem Interview weiter.

Deisler hatte bei Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC und den FC Bayern München gespielt.

Keine leichte Entscheidung

Er war oft verletzt, musste sich wegen Depressionen behandeln lassen und beendete im Januar dieses Jahres seine Karriere.

Diese Entscheidung sei ihm keineswegs leicht gefallen. "Ich habe so lange gekämpft gegen mich, ich habe Krieg geführt gegen mich, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe. Deswegen habe ich einen Schlussstrich gezogen."

Schein sollte gewahrt bleiben 

Er habe sich lange Zeit darum bemüht, den Schein zu wahren.

Deisler: "Ich trug eine Maske, innerlich habe ich dagegen rebelliert."

"Ich war todunglücklich"

Zwischendurch habe er auch versucht, sich über Äußerlichkeiten zu definieren: "Aber ich kam mir so lächerlich vor. In Berlin habe ich in meiner Wohnung gesessen, ich war bekannt in ganz Deutschland, ich war oben angekommen, und vor der Tür stand ein Mercedes. Aber das alles hat mich nicht glücklich gemacht. Ich habe mich gefragt, war's das jetzt? Ich war todunglücklich."

Er hätte früher versuchen sollen, sich zu öffnen, so Deisler. "Aber ich hatte Angst davor."