Kempter stellt den Falschen vom Platz

SID
Michael Kempter machte negativ auf sich aufmerksam
© getty

Michael Kempter schuftet seit über zwei Jahren für sein Comeback im Profifußball, doch so wird es mit der Rückkehr in die Eliteligen für den tief gefallenen Fußball-Schiedsrichter sicher nichts: Der 31-Jährige, der Anfang 2010 bis Ende 2011 in der Affäre um den mittlerweile verstorbenen Referee-Funktionär Manfred Amerell für großes Aufsehen gesorgt hatte, stellte ausgerechnet im TV-Spiel der 4. Liga den falschen Spieler vom Platz.

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Die 5540 Fans im Saarbrücker Ludwigspark wurden am Dienstag zu Zeugen, als der überfordert wirkende Kempter im Saarland-Derby der Regionalliga Südwest zwischen den ehemaligen Bundesligisten 1. FC Saarbrücken und FC Homburg (1:0) völlig daneben lag. Mit dem Fehler muss sich nun die Sportgerichtsbarkeit des DFB beschäftigen.

Erst verhängte der frühere FIFA-Referee in der 23. Minute einen äußert fragwürdigen Elfmeter gegen die Gastgeber, danach sorgte Kempter minutenlang für Chaos und zeigte am Ende dem unbeteiligten Marco Meyerhöfer die Rote Karte für das vermeintliche Foul.

"Ich war gar nicht in diesem Zweikampf dabei, ich stand deutlich daneben", sagte Meyerhöfer. Auch sein Trainer Fuat Kilic konnte es nicht fassen: "Man kann doch nicht auf gut Glück jemanden herunterstellen."

"Sehr unglücklich"

In der Tat agierte Kempter in dieser Szene alles andere als glücklich. Bevor der 31-Jährige die Rote Karte aus seiner Gesäßtasche zog, fragte er erst seinen Assistenten in der Nähe, sprach zwischenzeitlich mit Kilic, um dann auch noch den 60 Meter entfernt stehenden Assistenten zu konsultieren.

Das Ganze dauerte vier Minuten und endete damit, dass anstatt Peter Chrappan - der den Homburger Marc Gallego leicht am Schienbein gestreift hatte - Meyerhöfer vom Platz gestellt wurde. Den fälligen Strafstoß vergab Homburg übrigens, genau wie der FCS in der zweiten Hälfte einen Elfmeter zu seinen Gunsten.

"Es war natürlich sehr unglücklich, dass Marco die Rote Karte gesehen hat", äußerte Kilic, der nach dem Sieg aber schonend mit Kempter umging: "Fehlentscheidungen sind Teil des Fußballs."

Rechtsstreit mit Amerell

Zum Teil der deutschen Fußballgeschichte wurde der Schwabe aus Sauldorf bereits vor einigen Jahren. Der bisher jüngste Bundesliga-Schiedsrichter (Debüt 2006 mit 23 Jahren), hatte wegen seines Rechtsstreits mit Amerell für Schlagzeilen gesorgt.

Kempter hatte seinem Förderer Amerell sexuelle Belästigung in mehreren Fällen vorgeworfen. Der DFB stufte Kempter, der sein bisher letztes Bundesligaspiel am 17. Januar 2010 geleitet hatte, im Anschluss an die Affäre in den Amateurbereich zurück.

Im August 2012 feierte Kempter, dessen jüngerer Bruder Robert in der 2. Liga pfeift, in der Oberliga Baden-Württemberg sein Comeback. Seit der laufenden Saison pfeift Kempter in der Regionalliga, nachdem er in der Vorsaison bester Schiedsrichter der Oberliga war.

Der deutsche Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel interessierte sich bisher nur am Rande für Kempter. "Da ich nur für die Elite-Schiedsrichter der ersten drei Ligen zuständig bin, gibt es von meiner Seite dazu nichts zu sagen", kommentierte Fandel das Comeback des Unparteiischen vor rund zwei Jahren.

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