"Vom Rasen hätte man frühstücken können"

Von Interview: Florian Bogner
Trainer Stephan Schmidt wurde mit dem VfL Wolfsburg im Sommer 2011 deutscher U-19-Meister
© Getty
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SPOX: Haben sich andere Bundesliga-Vereine schon erkundigt und Interesse an einer eigenen Teilnahme an der NextGen Series angemeldet?

Schmidt: Ja, es haben sich schon einige Vereine bei mir erkundigt. Ich hatte bereits Kontakt mit Verantwortlichen von Borussia Dortmund, Werder Bremen und vom Hamburger SV. Ich weiß, dass einige Trainer anderer Klubs bei unseren Heimspielen da waren, um sich selbst ein Bild zu machen.

SPOX: Wolfsburg ist in den kommenden Spielzeiten jedenfalls wieder dabei.

Schmidt: Wir haben insgesamt für drei Jahre unterschrieben und werden die nächsten beiden Jahre definitiv daran teilnehmen. Wir freuen uns auf neue Erfahrungswerte. Nach unserer ersten Analyse hat der Wettbewerb durchaus eine Existenzberechtigung, weil er sportlich große Anreize bietet.

SPOX: Angeblich gibt es Pläne, das Turnier schon im nächsten Jahr um acht Mannschaften auf 24 aufzustocken.

Schmidt: So habe ich es auch gehört. Viele Vereine, die dem Ganzen zunächst skeptisch gegenüber standen, sehen jetzt, dass es positive Effekte hat. Prinzipiell waren alle vorher eher defensiv eingestellt - mit Ausnahme der englischen Vereine, die von Anfang an hellauf begeistert waren. Die haben dem Wettbewerb wirklich alles untergeordnet und sich total auf die NextGen Series fokussiert. Die haben teilweise den Ligabetrieb verschoben, um auf diese Spiele richtig vorbereitet zu sein. Während andere Teams vielleicht eher am sportlichen Erfolg orientiert sind, liegt unser Augenmerk aber eher auf dem Sammeln von Erfahrungswerten.

SPOX: Das heißt?

Schmidt: Wir haben die englischen Wochen so genommen, wie sie kamen. Der normale Liga-Alltag hatte für uns Priorität. Der Modus sah es auch vor, dass man drei U-20-Spieler einsetzen darf. Unsere Gegner haben das voll ausgeschöpft. Wir aber wollten den Jüngeren die Chance geben, sich auf diesem Niveau zu messen, und haben davon keinen Gebrauch gemacht.

SPOX: Mit welchen Auswirkungen?

Schmidt: Im Jugendbereich sind zwei Jahre Altersunterschied manchmal schon eine Menge Holz. Liverpool war beispielsweise physisch klar überlegen, wir waren dafür fußballerisch besser.

SPOX: Und wie steht's mit dem Medieninteresse? In Deutschland interessierte sich bislang kaum einer für den neuen Wettbewerb.

Schmidt: In den anderen Ländern wurde die Series medial deutlich mehr beachtet als in Deutschland. In Lissabon haben drei Sporttageszeitungen über das Spiel berichtet, eine hat am Spieltag sogar ein doppelseitiges Interview mit dem U-19-Trainer von Sporting gedruckt. In England wurde ebenfalls viel darüber berichtet.

SPOX: Wer holt Ihrer Meinung nach den ersten Titel?

Schmidt: Barcelona ist sicherlich einer der großen Favoriten, Tottenham nach der überragenden Vorrunde aber auch. Die Spurs haben Inter Mailand zuhause immerhin 7:1 geschlagen. Man sollte auch Sporting nicht unterschätzen. Die gehören neben Werder Bremen und Bayer Leverkusen zu den drei besten Mannschaften, gegen die wir in den letzten drei Jahren gespielt haben.

SPOX: Welche Nachwuchsstars sollte man auf dem Zettel haben?

Schmidt: Armindo Bruma, ein Außenspieler von Sporting Lissabon, kann bei gleichbleibender Entwicklung in drei Jahren internationales Top-Niveau erreichen. Für seine 17 Jahre ist der Junge schon extrem weit, eine echte Rakete. Betinho, ein Stürmer von Sporting, hat mir auch sehr gut gefallen. Bei Liverpool hat mir Raheem Sterling am meisten imponiert. Der ist sogar erst 16 Jahre alt, auch ein pfeilschneller Außenspieler, auf technischem Top-Niveau und war auch schon bei der U-17-WM dabei.

SPOX: Richtig gut eingeschlagen ist auch Jean-Marie Dongou vom FC Barcelona.

Schmidt: Richtig. Der ist auch gerade erst 16 Jahre alt geworden und spielt in Barcas U 19 schon auf der Zehn. Dongou spielt total 'barcalike', ist ein Riesenfußballer und hat nicht umsonst in sechs Vorrundenspielen sieben Tore geschossen. La Masia hat ja schon den einen oder anderen Spieler herausgebracht und läuft ihn Sachen Nachwuchsförderung wirklich außer Konkurrenz.

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