Auf dem Weg zum Profi

Von Florian Bogner
Am 17. August begann am Deutschen Fußball Internat in Marl-Sinsen der Ernst des Lebens
© Deutsches Fußball Internat

Sie heißen Dennis, Yannick oder Nicolas, sie sind fußballbegeistert und sie haben einen Traum: Sie wollen Fußball-Profis werden. Thomas Eglinski und sein Deutsches Fußball Internat bietet 11- bis 17-Jährigen Schülern dafür vielversprechende Voraussetzungen, den etwas anderen Weg in Richtung Profifußball zu gehen.

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Die Jungs sehen müde aus, als sie vom Training wiederkommen. Zwei Stunden hat der Trainer sie über den Platz gescheucht, die Vorbereitung auf die neue Saison der Westfalenliga ist im vollen Gange. Jetzt schnell ins Bett.

Morgen vor der Schule steht am Deutschen Fußball Internat schon die nächste Einheit an, nach der Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag geht es wieder zum Vereinstraining. Für die Jungs hat in der vergangenen Woche der Ernst des Lebens begonnen.

"Bisher war das Internat Urlaub mit Fußball", schreibt der 15-jährige Jan-Patrick, der schon während der Sommerferien sein Zimmer bezogen hat, in sein DFI-Online-Tagebuch. Der Urlaub ist jetzt vorbei, doch die Vorfreude ist groß. Seit dem 17. August stehen die Jungs voll im Saft - in Nordrhein-Westfalen hat die Schule wieder begonnen, die Vorbereitung bei den Vereinen geht in die heiße Phase.

Überfordert sind die Jungs deswegen aber lange nicht. Im Gegenteil. Sie sind seit ein paar Tagen mit dem Wissen am DFI, die erste Generation eines vielversprechenden Projekts zu sein und die Chance zu haben, ihrem großen Traum Tag für Tag einen Schritt näher zu kommen. Das motiviert. Bis in die Zehenspitzen.

Ausbildung darf nicht zu kurz kommen

"Das Internat hier in Marl ist die größte Chance, die ich bekommen werde und je bekommen habe. Genau deswegen werde ich hier alles dafür geben, dass ich sie nutze und Profi werde", sagt der 14-jährige Dennis. Seine und 31 andere Eltern haben ihre Kinder in der Hoffnung am DFI angemeldet, aus ihrem Sohn das Maximale herauszuholen.

Das DFI setzt dabei bewusst auf ein Drei-Säulen-Modell (Fußball, Schule, Persönlichkeitsentwicklung). Es geht auch darum, den Jungs, wenn es mit dem Profi-Traum nicht klappen sollte, auch ein zweites Standbein zu geben. Sie aufs Leben danach vorzubereiten.

"Mein Ziel ist es schon, Profi zu werden", sagt Michael, mit knapp 18 der älteste der 32 Schüler am DFI. "Ich weiß, dass die Chance da ist. Aber die Schulausbildung ist mindestens genauso wichtig. Man muss sich ja nur mal das Knie verdrehen, Kreuzbandriss, dann war's das."

Natürlich kostet das Internat Geld - 18.000 Euro im Jahr sind kein Pappenstil. Verglichen mit herkömmlichen Schulinternaten kommt das DFI aber vergleichsweise günstig daher.

Die Kinder werden auf dem Gelände in Marl-Sinsen immerhin vollverpflegt. Internatsmitarbeiter fahren sie zur Schule und zu den Vereinen. Dazu werden die Jungs täglich am DFI trainiert und haben etliche Freizeitmöglichkeiten zur Verfügung. Rund um die Uhr kümmern sich vier bis acht Trainer und Betreuer um die Kinder.

Für besonders talentierte Internatsanwärter bietet das DFI auch Teilstipendien an. "Wenn ein Junge fußballerisch gut drauf ist, einen einwandfreien Charakter und keine schulischen Probleme hat, ist das DFI auch für finanziell vielleicht nicht so gut situierte Eltern eine Option", sagt Eglinski.

Schwitzen in Erkenschwick

Fußballerisch haben alle Schüler am DFI natürlich noch Luft nach oben. Genau da setzen Eglinski und sein Team an. Ihr Credo: Mit täglichem Training am Internat und in den Vereinen die Spieler Stück für Stück besser machen. Ganz ohne Jürgen Klinsmann.

Um ihnen die Eingewöhnungszeit am Anfang zu erleichtern, kommen die meisten Schüler erstmal bei den Vereinen aus der zweiten Reihe unter und nicht gleich bei Schalke, Dortmund oder Bochum. Die SpVgg Erkenschwick ist so für fast ein Drittel der Schule die erste sportliche Anlaufstation. In der C- und A-Jugend spielt die SpVgg beispielsweise nur eine Liga unter Schalke oder Dortmund in der Westfalenliga.

"Man muss sich doch nur mal anschauen, wo die Nationalspieler herkommen. Es gibt kaum jemanden, der schon mit sieben Jahren bei Bayern war und dann mit 24 Meister wurde. Das ist wohl eher die Ausnahme", gibt Eglinski zu bedenken. "Und im Zusammenspiel mit unserer Arbeit, dem Training am DFI, können wir die Jungs Stück für Stück weiterbringen."

"Ohne Leidenschaft geht gar nichts"

Das einzige, was Schüler und Eltern neben der Internatsgebühr mitbringen müssen, ist eine grenzenlose Begeisterung für den Sport. Eglinski formuliert das so: "Ohne Fußballleidenschaft geht gar nichts." Den Traum vom Fußballprofi haben viele. Die Einstellung dazu und den Willen, jeden Tag hart an sich zu arbeiten, nur wenige.

"Alles ist abhängig von der Einstellung der Jungs", sagt Eglinski. "Es geht darum, immer wieder den inneren Schweinehund zu überwinden und aus der Bequemlichkeitszone raus zu kommen." Die Schüler am Internat sind Rohdiamanten, die Eglinski mit seinem Team aus Fußballlehrern zu echten Bundesliga-Diamanten schleifen will - wenn sie sich denn schleifen lassen.

Bisher ziehen alle jedenfalls zur Zufriedenheit Eglinskis und des sportlichen Leiters Gerd Schenkelberg mit. Ein Schüler schrieb kurz vor Schulstart in seinem Tagebuch: "Wir hatten eben eine Sitzung mit den Internatsleitern, um noch ein letztes Mal die Hausordnung zu klären, bevor morgen die Schule anfängt. Bei dieser Sitzung wurde mir klar, dass es jetzt ernst wird und dass ich jetzt all meine Kraft auf die Schule und den Traum Fußballprofi konzentrieren muss."

Das Konzept des Deutschen Fußball Internats

SPOX.com wird dem Deutschen Fußball Internat in Zukunft als Medienpartner zur Seite stehen und die Entwicklung der Schüler begleiten. Im Navigationsbereich Jugend finden Sie alle Themen zum Nachwuchsfußball und alle Storys rund um das DFI in Marl-Sinsen.